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Finanzkrise: Mittelstandsbank IKB feuert weitere Vorstände

Die durch die US-Hypothekenkrise angeschlagene Mittelstandsbank IKB versucht mit harten Einschnitten einen Neuanfang. Die Bank entlässt zwei weitere Top-Manager und will sich künftig wieder stärker auf ihre Kerngeschäftsfelder konzentrieren.

Nach einer Sonderuntersuchung von Wirtschaftsprüfern zum Engagement im US-Hypothekenmarkt müssen zwei weitere IKB-Vorstände gehen. Seit Ausbruch der Bankkrise Ende Juli ist damit das gesamte Top-Management bis auf eine Ausnahme ausgewechselt worden.

Zudem wird die Bilanz des Ende März abgelaufenen Geschäftsjahres 2006/2007 noch einmal aufgeschnürt. Der Auslöser der gravierenden Schieflage, die US-Investmentgesellschaft "Rhineland Funding", soll rückwirkend zum 31. März 2007 in den IKB-Konzernabschluss konsolidiert werden.

"Wir reinigen die Bilanz und starten dann wieder neu durch"

Die IKB war das erste prominente Opfer der Krise auf dem US-Markt für zweitklassige Hypothekenkredite unter den deutschen Banken geworden. Die deutsche Kreditwirtschaft startete daraufhin eine Rettungsaktion für die IKB, deren größter Anteilseigner die staatliche Förderbank KfW ist.

"Wir reinigen die Bilanz und starten dann wieder neu durch", sagte der neue IKB-Chef Günther Bräuning. Er rechnet damit, dass IKB bereits im kommenden Geschäftsjahr 2008/09 in die Gewinnzone zurückkehren kann. "Wir glauben, dass wir in diesem Jahr die Bilanz bereinigen können und im kommenden Jahr den Break-Even schaffen." Im laufenden Jahr rechnet Bräuning mit einem Verlust von bis zu 700 Millionen Euro. Ob eine Kapitalerhöhung notwendig sei, hänge davon ab, wer künftig Partner der Bank sei. Für die Bilanzbereinigung sei kein frisches Kapital erforderlich. "Es gibt keinen Grund, darüber jetzt zu spekulieren."

Der neue IKB-Vorstandschef sieht einen möglichen Ausstieg des Großaktionärs KfW als Chance für die Düsseldorfer Bank. "Das wäre eine gute Nachricht für die IKB", meinte er. Bei eine Übernahme der Bank durch einen Wettbewerber sind nach seiner Meinung erhebliche Synergien zu erzielen. Der Aufsichtsrat habe daher einen auch für den möglichen Verkauf der Bank zuständigen Generalbevollmächtigten ernannt. Die staatliche Förderbank KfW, die Großaktionär der IKB ist, sprang der Düsseldorfer Bank beim Ausbruch der Krise zur Seite und startete eine großangelegte Rettungsaktion. Inzwischen stellte sie ihre IKB-Beteiligung in Höhe von 37,8 Prozent auf den Prüfstand.

IKB: Vorstand wurde zu spät informiert

Die Sonderprüfer kommen laut IKB-Mitteilung zu dem Ergebnis, dass der Aufsichtsrat vom Vorstand über die Risiken aus dem Engagement der Bank in zweitklassige Hypotheken (Subprime) nicht informiert wurde. Die Kontrolleure seien erst am Krisenwochenende Ende Juli unterrichtet worden. Der Vorstand habe den Aufsichtsrat insgesamt nur unzureichend über das wirtschaftliche Gesamtbild der IKB informiert. Mit Markus Guthoff und Frank Braunsfeld räumten nun zwei weitere IKB-Vorstände ihre Schreibtische. Zum neuen Finanzchef wurde Reinhard Grzesik bestellt. Dieser Posten war seit Sommer frei.

"Diese Personalentscheidungen ermöglichen dem Unternehmen einen Neuanfang", unterstrich der IKB-Chef. Die IKB werde sich künftig stärker auf ihre Kerngeschäftsfelder Firmenkunden, Immobilienkunden und strukturierte Finanzierungen konzentrieren. Der Vorstand erwarte mittelfristig ein operatives Ergebnis in niedriger dreistelliger Millionenhöhe. Eine vom Vorstand der IKB beschlossene Änderung des IFRS-Konzernabschlusses zum 31. März 2007 werde voraussichtlich zu einer Verringerung des operativen Ergebnisses im Geschäftsjahr 2006/2007 um bis zu 180 Millionen Euro führen. Bislang war das operative Konzernergebnis mit 263 Millionen Euro beziffert worden. (mit dpa)

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