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Buffett

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Finanzkrise: Warren Buffet als Matratzenverkäufer

In diesen Krisenzeiten ist alles anders. Der weltberühmte US-Investor Warren Buffett übt Selbstkritik auf der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway, kritisiert den "Stress-Test" für Banken und schlägt überhaupt nüchterne Töne an.

Miami - In diesen Krisenzeiten ist alles anders. Der weltberühmte US-Investor Warren Buffett übt Selbstkritik auf der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway, kritisiert den „Stress-Test“ für Banken und schlägt überhaupt nüchterne Töne an. Früher durften seine Fans, die alljährlich zu Tausenden nach Omaha, Nebraska, pilgern, schon mal Unterhaltung mit der Ukelele erwarten oder humorige Sprüche zu Bridge, Baseball oder Paris Hilton. Doch dieses Jahr war das „Buffett-Fest“, die Aktionärsversammlung der Investmentgesellschaft, eine eher nüchterne Veranstaltung.

Denn der Meister war „not amused“. Vor allem nicht über die vier bislang namentlich nicht genannten Kandidaten, die ihn einst bei Berkshire Hathaway beerben sollen. „Was 2008 betrifft, haben sie nicht gerade viel Ehre angehäuft“, kritisierte der Chef. Denn alles in allem hätten die vier, von denen drei aus dem eigenen Haus stammen sollen, doch nicht besser abgeschnitten als der Standard & Poor’s 500 Index, der im vergangenen Jahr 38 Prozent seines Wertes verlor. Die Aktie von Berkshire Hathaway büßte im gleichen Zeitraum rund 40 Prozent ihres Wertes ein. Ein Verlust, den die Jünger des Finanzgurus ganz und gar nicht gewohnt sind.

Doch Buffett nahm auch sich selbst vor den 35 000 Aktionären nicht von der Kritik aus. In seinem Rechenschaftsbericht kritisierte er sich für eine schlecht terminierte Investition in den Erdölproduzenten Conoco Phillips wie auch für den Kauf von Anteilen an zwei irischen Banken. Diese hatten 89 Prozent ihres Wertes verloren. Die Selbstkritik war durchaus angebracht. Die Holding weist für das vergangene Jahr das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte aus. Und im ersten Quartal 2009 fiel der operative Gewinn um rund zehn Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar. Schlimmer noch: Berkshire Hathaway musste auch den Verlust des AAA-Ratings hinnehmen, was, so die Begründung von Fitch Ratings, auch mit dem Alter des 78-Jährigen zu tun habe, den seine Fans wie einen Gott verehren. Prima verdient hat Buffett nur mit der Swiss Re, an der er 26 Prozent hält.

Neben Tacheles und Selbstkritik konnte sich Buffett jedoch einen Kommentar zum geplanten „Stresstest“ der US-Regierung für 19 amerikanische Banken nicht verkneifen. Der könne, so nörgelte er, ihm auch kein besseres Bild über die Lage der Banken machen, in die er investiert habe. Er kenne deren Zukunft sowieso besser als jeder andere, meinte Buffett, nun wieder selbstbewusst wie eh und je.

Er hält weiterhin viel von Wells Fargo, die Buffetts zweitgrößtes Investment nach Coca-Cola ist. Auch wenn die größte Bank an der Westküste dieses Jahr ein Drittel ihres Wertes verloren hat, nicht zuletzt auch deshalb, weil sich die Aktionäre über Wells Fargos Übernahme durch die schwächelnde Bank Wachovia sorgen. „Nicht alle Banken sind gleich“, versuchte Buffett die Sorgen seiner Aktionäre zu zerstreuen. „Wenn ich all mein Geld in Aktien investieren müsste, dann wäre es Wells Fargo.“

Ein bisschen Unterhaltung gab es am Ende doch noch im Qwest-Center von Omaha. Buffett nahm sich im alljährlichen Berkshire-Hathaway-Film auf die Schippe. In einem Sketch steigt er als Strafe für die schlechte Performance seiner Gesellschaft zu einem Matratzenverkäufer ab. Und trifft auf eine wählerische Kundin, der er schließlich den Verkaufsschlager mit Namen „Nervous Nelly“ andreht – unter ihr lasse sich nämlich prima Geld aufbewahren, das noch übrig sei nach dem Börsencrash. Das letzte Problem: die Kundin will das Schaufenstermodell. Buffett muss nun selbst seine Schätze unter der Matratze hervorkramen, unter anderem Bargeld und alte Playboy-Magazine. Rita Neubauer

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