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Finanzkrise: Werte in Gefahr

Nach der Krise droht Inflation. Das Schreckensszenario ist so präsent wie lange nicht. Doch es gibt Schutzmechanismen: Wie Kapital erhalten bleibt.

Die Gefahr erscheint derzeit alles andere als bedrohlich. Geldentwertung? Hyperinflation? Im Gegenteil. In Zeiten der Krise sinken die Preise, besonders für Lebensmittel und Energie. Im März rutschte die Inflationsrate in Deutschland auf 0,5 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit fast zehn Jahren.

Und dennoch ist das Schreckensszenario einer ausufernden Inflation so präsent wie lange nicht. Schuld ist die milliardenschwere Bekämpfung der Wirtschaftskrise. Regierungen und Notenbanken der 19 größten Industrieländer haben nach Angaben des Internationalen Währungsfonds bisher durchschnittlich 43 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in den Markt gepumpt. Wenn die riesigen Geldmengen den realen Wirtschaftskreislauf erreichen, schießen die Preise in die Höhe und das Geld wird weniger wert. Das befürchten zumindest Experten. Thomas Straubhaar, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts HWWI, hält nach 2010 eine Inflationsrate von zehn Prozent für möglich. Der amerikanische Großinvestor Warren Buffet vergleicht die vorherrschende Geldpolitik mit einem riskanten Pokerspiel: „Die Notenbank ist all-in gegangen.“

Übersteigt die Inflationsrate den Zinssatz einer Geldanlage, kann auch das Ersparte schnell an Wert verlieren. Mit alternativen Anlageformen kann man sich davor schützen.

GOLD

Von jeher sind Edelmetalle wie Gold oder Silber ein Investitionsziel in unsicheren Zeiten, ein sicherer Hafen für Anleger. Diese Meinung vertritt auch der finanzmarktskeptische Debattierclub Konstanzer Kreis. „Gold ist der Freund des Bürgers, weil es dessen Arbeitsleistung konserviert“, sagt dessen Vorsitzender Friedrich Tiggemann.

Sein Geld in Gold anzulegen, schützt vor den Unwägbarkeiten der Verbraucherpreise, aber es gibt keine Zinsen. Zudem ist eine Feinunze mit knapp 900 Dollar schon relativ teuer. Klassischerweise sorgen ein wirtschaftlicher Aufschwung und eine steigende Inflation für einen hohen Goldpreis. Dieses Mal treibt eher die Krisenangst die Anleger ins Gold und in börsengehandelte Goldfonds. Bei dem hohen Preis des Edelmetalls raten Verbraucherschützer zur Vorsicht. „Goldanlagen würde ich im Moment höchstens als Beimischung empfehlen“, sagt Peter Lischke von der Verbraucherzentrale Berlin.

IMMOBILIEN

Ein anderer klassischer Sachwert ist die Immobilie, in Anlegerkreisen auch Betongold genannt. Die richtige Immobilie, entweder zur eigenen Nutzung oder vermietet, behält auch bei galoppierenden Preisen ihren Wert, weil die Inflation auch Mieten und Hauspreise in die Höhe treibt. Allerdings unterscheidet sich diese Bindung an die Preisentwicklung je nach Art und Lage der Immobilie. Zu diesem Ergebnis kommt eine langfristige Studie des Forschungsunternehmens Bulwien Gesa. Demnach verteuerten sich die Mieten für deutsche Gewerbeimmobilien seit 1975 um 80 Prozent, die von Wohngebäuden dagegen um 120 Prozent – bei einem Anstieg der Verbraucherpreise von 130 Prozent. Auch die Lage ist entscheidend. In ländlichen Regionen oder Städten mit eher schwacher wirtschaftlicher Entwicklung dümpeln die Mieten und Kaufpreise häufig vor sich hin, weil kaufkräftige Bewohner wegziehen. In boomenden Ballungszentren wie etwa München dagegen ergibt sich ein anderes Bild.

Ein entsprechendes Investment in Immobilien muss man sich auch erstmal leisten können und es sollte in die eigene Lebensplanung passen. „Wenn eine ordentliche Finanzierung möglich ist, kann eine Immobilie zurzeit eine gute und sinnvolle Anlage sein“, rät Peter Lischke. Die Gelegenheit dafür ist günstig. Die Zinsen für Baukredite sind so niedrig wie zuletzt 2006. Die günstigsten Angebote bei zehnjähriger Laufzeit liegen nach Aussagen der Verbraucherzentrale Berlin bei einem Zinssatz von 4,5 Prozent.

INFLATIONSGESCHÜTZTE ANLAGEN

Wer nicht auf Sachwerte setzen will, kann sich für andere Anlageformen entscheiden, deren Rendite an die Preisentwicklung gekoppelt ist. So bietet etwa eine inflationsgestützte Anleihe die Möglichkeit, sein Geld über steigende Zinseinnahmen gegen eine Entwertung abzusichern. Sofern der Emittent zum Zeitpunkt der Fälligkeit nicht zahlungsunfähig ist, wird die Anleihe nach Ablauf der Laufzeit zum Nennwert zurückgezahlt. Dazu gibt es einen jährlichen Kupon, der sich an der Inflationsrate orientiert. Bei steigender Teuerungsrate erfolgt also eine höhere Verzinsung und kompensiert die Geldentwertung.

Entsprechende Produkte werden bei den Banken im Moment stark nachgefragt, wie eine Sprecherin von Morgan Stanley berichtet. Die amerikanische Bank bietet derzeit eine Anleihe und einen Sparbrief mit Inflationsschutz an. In beiden Fällen wird nach einem Jahr unabhängig von der Teuerungsrate zunächst einmal ein Fixkupon gezahlt. Die Inflation spielt erst ab dem zweiten Jahr eine Rolle. Dann addiert sich die Verzinsung aus einem Mindestsatz und der jährlichen Inflationsrate. Auch andere Banken wie etwa die Citigroup oder die Hypovereinsbank bieten ähnliche Produkte mit inflationsgesicherten Zinsen ab dem zweiten Jahr.

Wie bei allen Geldanlagen sollte man auch hier auf die Details schauen, insbesondere auf die Regelungen zur Einlagensicherung. Verbraucherschützer Lischke allerdings sieht langfristige Anlagen derzeit trotz Inflationsrisiko skeptisch: „Bei den niedrigen Zinsen empfehle ich ein Konto für Tagesgeld.“

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