zum Hauptinhalt

Finanzmarkt: Private auf der Lauer

Die deutschen Großbanken wollen in Zukunft an Verkäufen anderer Landesbanken beteiligt werden.

Frankfurt am Main - Die deutschen Großbanken wollen nach dem Notverkauf der SachsenLB an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) an Verkaufsprozessen anderer Landesbanken beteiligt werden. „Es wäre gut, wenn solche Verkäufe in Zukunft ordentlich abliefen und sich auch Nicht-Landesbanken beteiligen könnten“, hieß es am Sonntag in Frankfurt. Am Wochenende war die angeschlagene SachsenLB kurzfristig an die LBBW verkauft worden.

Es war das zweite Mal in diesem Jahr, dass eine Landesbank unter den Hammer kam. Bei der Landesbank Berlin (LBB) verhinderten die Sparkassen den Einstieg des privaten Konkurrenten Commerzbank. Als Nächstes dürfte die wegen Fehlspekulationen im Aktienhandel in Probleme geratene Düsseldorfer WestLB zum Verkauf stehen. Der Bund deutscher Banken, in dem die führenden Großbanken organisiert sind, wollte sich am Sonntag zu dem Geschehen des Wochenendes nicht äußern.

Die SachsenLB war – wie vor drei Wochen die Mittelstandsbank IKB – in Probleme geraten, weil sich Tochtergesellschaften in Geschäften mit US-Hypothekenkrediten verhoben hatten. Diese milliardenschweren Finanzvehikel hatten die Aufgabe, Portfolien mit sehr lange laufenden Krediten durch die Ausgabe kurzfristiger Schuldscheine (Commercial Paper, CP) zu refinanzieren. Dies ist aber wegen der aktuellen Finanzmarktkrise derzeit kaum möglich, so dass die SachsenLB die Refinanzierung dieser Töchter hätte übernehmen müssen. Da sie dazu nicht in der Lage war, musste die LBBW aus Stuttgart nun einspringen.

Auslöser der Krise im CP-Markt ist die Zahlungsunfähigkeit vieler US-Hausbauer, die in Zeiten steigender Zinsen ihre Darlehen nicht mehr bedienen können. Ihre Banken hatten diese Kredite durch den Verkauf von CPs finanziert. Weil diese nun als unsicher gelten, gibt es derzeit praktisch keine Käufer mehr. Da CPs in der Vergangenheit in einem Volumen von 1,1 Billionen Euro an Banken weltweit verkauft wurden, herrscht derzeit unter den Instituten auch in Deutschland massive Verunsicherung. „Es ist nicht transparent, wer im Markt derzeit welche Positionen an diesen problematischen Papieren hält“, sagte der Vorstand einer großen Bank. Viele Banken liehen sich deshalb kein Geld mehr. Dieses Misstrauen hat die Lage der SachsenLB offenbar so zugespitzt, dass ein Käufer gefunden werden musste.

Nach dem Verkauf der SachsenLB richten sich nun die Blicke auf die WestLB. Hier blockieren sich derzeit die Eigentümer – das Land Nordrhein-Westfalen und die Sparkassen – gegenseitig. Während der Sparkassenverband mit Unterstützung der Stuttgarter auf eine Übernahme durch die LBBW drängt, hält sich NRW alle Optionen offen. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) fürchtet, die WestLB könne wie die SachsenLB zur Filiale der Stuttgarter werden. In Regierungskreisen hieß es, anders als in Sachsen sei man nicht zu einer Notoperation gezwungen. Die Regierung wolle die Vorlage des Halbjahresberichts der WestLB am Donnerstag und den Bericht der Bankenaufsicht BaFin zu den Fehlspekulationen abwarten. bas/ben/rob (HB)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false