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© picture-alliance/ dpa

Fonds: Wenn der Gewinn geteilt wird

Immer mehr Fondsgesellschaften verlangen erfolgsabhängige Gebühren. Das neue System wirkt sich langfristig stark negativ auf die Renditen aus.

Die Fondsbranche dreht an der Gebührenschraube: Alle großen deutschen Anbieter planen für ihre Publikumsfonds teilweise neue erfolgsabhängige Gebühren, sogenannte Performance Fees. Neben den Ausgabeaufschlägen, die an den Vertrieb gehen, und den Verwaltungs- und Managementgebühren soll nun also bei vielen Fonds eine weitere Kostenkomponente auf die Anleger zukommen.

Die Deka beispielsweise, Fondstochter der Sparkassen und einer der führenden Anbieter in Deutschland, hat die Erfolgsgebühr für alle 48 Aktienfonds, acht Rentenfonds und zwei Geldmarktfonds angekündigt oder bereits eingeführt, sagt Deka-Sprecher Markus Rosenberg. Abgerechnet wurde der Erfolgsaufschlag indes bisher nur bei wenigen Produkten, etwa beim Dekalux Midcaps. Künftig könnten auch Anleger des Deka-Flagschiffs Arideka betroffen sein: Zusätzlich zum Ausgabeaufschlag von 5,25 Prozent und zur Verwaltungsvergütung von 1,25 Prozent pro Jahr muss der Anleger dann 25 Prozent jenes Betrages an die Deka abtreten, um den der Fondsmanager seinen Vergleichsindex, seine „Benchmark“, schlägt. Toppt er also beim Arideka als Aktienfonds für europäische Standardwerte den MSCI Europe Large Cap, so fließt ein Viertel des Mehrertrags zurück an die Deka. Bisher hätte dies jedoch zu keinen Abflüssen für den Anleger geführt, denn der Arideka „ist ein langjähriger notorischer Underperformer“, wie Werner Hedrich, Analyst bei der Fonds-Rating-Agentur Morningstar kritisiert. Enttäuschend sei, dass die über lange Jahre leidgeprüften Investoren nun im Falle eines künftig erfolgreicheren Managements sofort zur Kasse gebeten würden, so Hedrich.

Standard & Poor’s hat bereits erste Konsequenzen gezogen: Die Rating-Agentur entzog dem Deka-Rentenfonds Europabond das Rating A und stufte das Papier auf „NR“ (non rated) herunter. Kritisiert wird dabei neben der neuen Gebühr besonders auch das Fehlen einer sogenannten „High Watermark“. Dies bedeutet, dass die neue Erfolgsgebühr auch dann einbehalten wird, wenn der Fonds zwar innerhalb eines Jahres besser als der Vergleichsindex läuft, im Vorjahr aber deutlich verloren hat und somit unter seinem Höchstwert notiert. Gerade in diesem Jahr gilt dies nach der zurückliegenden Börsenkrise zum Beispiel für sehr viele Aktienfonds.

Zudem: Die Erfolgsbeteiligung ziehen die meisten Anbieter auch dann ab, wenn der Fonds aus Anlegersicht de facto gar nicht erfolgreich war. Verliert beispielsweise der Dax innerhalb eines Jahres 20 Prozent, ein Fonds für deutsche Standardwerte jedoch nur 15 Prozent, so hat der Manager seine Benchmark geschlagen: Die Erfolgsgebühr wird ebenfalls abgezogen. Einzig die Union Investment, die Fondstochter der Volks- und Raiffeisenbanken, verzichtet bei einer negativen Wertentwicklung auch komplett auf einen Manager-Bonus. Grundsätzlich greift die neue Erfolgsgebühr bei dem genossenschaftlichen Fondsanbieter dennoch bei knapp 70 von 182 Publikumsfonds.

Während bei Union Investment vor allem „zentral angebotene Publikumsfonds“ verteuert wurden, hat Allianz Global Investors eine Kostenpauschale eingeführt, zudem 19 ihrer Fonds mit einer Performance Fee versehen. Die DWS, Fondstochter der Deutschen Bank, beschränkt die Erfolgsbeteiligungen bisher auf kleinere Nischenprodukte wie den DWS India oder den DWS China. Der neben der Deka größte Fondsanbieter in Deutschland ordnet derzeit seine Kernproduktpalette neu und wird zahlreiche Fonds schließen oder mit größeren Produkten zusammenlegen. Bis Mitte 2010 wird der Anleger dann bei einem Drittel der 200 Kern-Fonds einen Erfolgs-Bonus zahlen müssen. Beliebte Papiere wie der Vermögensbildung I sollen jedoch weiter ohne zusätzlichen Erfolgsbonus arbeiten. Neu eingeführt wurde die „Performance Fee“ jedoch gerade bei den drei Rentenfonds Eurorenta, Interrenta und Inrenta. „Bei Rentenfonds ist es für einen Fondsmanager viel schwieriger, seine Benchmark zu schlagen“, sagt DWS-Sprecher Claus Gruber zur Begründung. Die Erfolgsgebühr – auch bei der DWS sind es 25 Prozent vom Mehrertrag jenseits der Benchmark – könne da ein zusätzlicher Anreiz sein. In diesem Jahr hätten gut 50 Prozent der Aktien- und Rentenfonds der DWS den Vergleichsindex geschlagen. Im Zehnjahresvergleich seien es 79 Prozent der Aktienfonds und 47 Prozent der Rentenfonds.

Prinzipiell sei gegen ein Erfolgsbonbon für einen Fondsanbieter gar nichts einzuwenden, sagt Morningstar-Analystin Sonya Morris. Allerdings müsse die zusätzliche Gebühr offen und nicht über Pflichtmitteilungen in Finanzblättern kommuniziert werden, zudem „angemessen gestaltet sein“. Dazu gehöre etwa, dass das Fondsmanagement nicht nur für eine gute Leistung belohnt, sondern umgekehrt auch für eine schlechte, also eine Wertentwicklung unter der Benchmark, mit sinkenden Gebühren bestraft werden müsse. In den USA, wo die Gebühren insgesamt nur etwa halb so hoch seien wie in Deutschland, dem in dieser Hinsicht auch teuersten Land in Europa, seien die Gebühren viel symmetrischer gestaltet. Zudem: Der Anleger bezahle ja über die Verwaltungs- und Managementgebühr bereits eine Basis-Entlohnung dafür, dass ein Fonds aktiv gemanagt wird und somit besser sein soll als der Gesamtmarkt.

Was für die meisten Anleger nach einer marginalen Belastung aussieht, wirkt sich langfristig als enormer Renditekiller aus. Dies zeigt eine kleine Vergleichsrechnung: Legt ein Anleger 10 000 Euro 20 Jahre lang in einem Aktienfonds mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von sechs Prozent an, so hat er am Ende vor Steuern 28 210 Euro, wenn er fünf Prozent Ausgabeaufschlag und 0,4 Prozent Gebühren pro Jahr zahlt. Erhöhen sich die Gebühren auf 2,4 Prozent pro Jahr, so sind es am Ende – bei gleichem Ausgabeaufschlag – nur 19 033 Euro. Bei einer Anlagedauer von 30 Jahren erhöht sich dieser Gewinnabstand auf fast 23 000 Euro. Für Morningstar-Fondsexperte Hedrich ist die Schlussfolgerung klar: „Der Anleger sollte einen Fonds, der bei Kosten und Rendite nicht gut aussieht, sofort gegen ein Konkurrenzprodukt tauschen.“

Veronika Csizi

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