zum Hauptinhalt
EM-Anlageprodukte

© dpa

Geld: Das Spiel mit den Zinsen

Zur Fußball-EM boomen spezielle Anlageprodukte. Schön für Fans – doch oft kein Gewinn für Sparer.

Wenn am 7. Juni die Fußball-Europameisterschaft beginnt, werden viele Fans auch aus finanziellen Motiven bei den Spielen mitfiebern. Der Grund: Ähnlich wie bei der Weltmeisterschaft 2006 hat der eine oder andere seine Ersparnisse in Anlage-Produkte von Banken investiert, die vom Erfolg der Nationalelf abhängig sind. Das Prinzip der Produkte ist im Grundsatz gleich: Je erfolgreicher die Deutschen kicken, desto höher die Verzinsung für die Spareinlage.

So bietet die Hypo-Vereinsbank (HVB), die zur italienischen Unicredit gehört, den „Champions Bond“ an: Bis zum 7. Juni können Anleger eine Kapitalschutz-Anleihe erwerben. Die Mindestanlage beträgt 1000 Euro. Zum Ende der fünfjährigen Laufzeit erhält der Sparer mindestens 100 Prozent des Nominalwerts zurück. Sollte jedoch der künftige Fußball-Europameister aus einem der neun Unicredit-Länder (Deutschland, Italien, Kroatien, Österreich, Tschechien, Türkei, Polen, Rumänien oder Russland) kommen, erhöht sich die Mindestrückzahlung auf 106 Prozent.

Ob der Anleger noch mehr rausholen kann, hängt von der Entwicklung der Aktienmärkte ab. Denn dem „Champions Bond“ liegen Aktienindizes aus Deutschland, Österreich, Italien und Osteuropa zugrunde. Ihre Entwicklung prozentual gewichtet in die Renditerechnung ein. Die Anleger können rückwirkend am stärksten von den Indizes profitieren, die sich nach fünf Jahren am besten entwickelt haben.

Trotzdem springe für den Kunden am Ende keine umwerfende Rendite heraus, meint Karin Baur von der Zeitschrift „Finanztest“. Denn obwohl die Anleihe auf Aktienindizes setzt, ist die mögliche Rendite nicht mit der von reinen Aktienanlagen vergleichbar. Die Anleger profitierten nicht vom Spitzenwert der Aktienindizes, sondern nur von einem Durchschnitt, sagt Baur. Riskant sei die Anleihe aber nicht: „Man bekommt sein Geld wieder, egal wie sich die Märkte entwickeln.“

Das Fazit: Risikobereite Sparer haben mehr Spaß, wenn sie in den Aktienmarkt investieren, doch „sicherheitsorientierte Anleger sollten sich nicht von der Zinsgarantie blenden lassen“, rät Karin Baur. Sie seien mit einem Aktienfonds, aber auch mit einem Tages- oder Festgeldkonto meist besser beraten.

Ein kostenloses Festgeldkonto im EM-Kleid bietet die PSD-Bank Rhein-Ruhr noch bis zum 6. Juni an. Einmalig können zwischen 5000 und 30.000 Euro für neun Monate angelegt werden, in dieser Zeit kann das Geld nicht verwendet werden. Sparer sollten sich daher überlegen, ob sie so lange auf ihr Geld verzichten können. Die Bank gewährt einen Garantiezins von 4,25 Prozent. Erreicht die deutsche Nationalelf das Halbfinale, wird die Spareinlage mit 4,5 Prozent verzinst, im Finale gibt es weitere 0,25 Prozentpunkte und der EM-Titel belohnt die Sparer mit insgesamt fünf Prozent Zinsen. „Das ist nicht schlecht, aber auch ohne Wettcharakter kann man schon an die fünf Prozent Zinsen bekommen“, sagt Karin Baur, etwa beim Festgeldkonto der Credit Europe Bank bei einer Mindestsumme von 2500 Euro bei einem Jahr Laufzeit.

Wer sein Geld hingegen sportlich auf einem Tagesgeldkonto parken will, kann bis zum 7. Juni bei der Dresdner Bank einen Fußball-Bonus beim Geldmarktkonto kassieren. Bis zum 7. September gibt es hier eine garantierte jährliche Grundverzinsung von 3,75 Prozent. Darüber hinaus können die Sparer ein Zinsplus von 1,25 Prozentpunkten erwarten, vorausgesetzt Deutschland wird Europameister. Am Ende sind also auch hier fünf Prozent Zinsen möglich. Doch auch das ist keine Meisterleistung, urteilt „Finanztest“-Expertin Karin Baur. „Wer sich im Internet umschaut bekommt bessere Angebote.“ Etwa bei der Amsterdam Trade Bank: Hier gibt es sofort 4,4 Prozent Zinsen ab dem ersten Euro Spargeld.

Auch die Anleihe der BW-Bank zur EM hat nur am Rande etwas mit Fußball zu tun, findet Karin Baur. Sie orientiert sich an den beiden Dax-Aktien von Daimler und Bayer, die von der Bank zurzeit positiv bewertet werden. Da könne man auch direkt die Aktien der beiden Unternehmen kaufen und besser davon profitieren, meint Baur. Allerdings bietet die BW-Bank ihren Anlegern einen einmaligen Sonderbonus von drei Prozent, sollten die Deutschen den EM-Titel holen. Trotzdem: Wenn es schon ein Anlageprodukt mit Sportcharakter sein soll, sind für Karin Baur bestenfalls solche sinnvoll, die auf Aktien von Unternehmen basieren, die von der EM profitieren. Wer hingegen „darauf wetten will, dass Deutschland Europameister wird, sollte besser ins Wettbüro gehen“, da sei der mögliche Gewinn und die Spannung am Ende größer, meint die „Finanztest“-Expertin. Riskant ist die Anleihe der BW-Bank nicht, doch „der Kunde weiß nicht wie lange sein Geld festliegt“. Der Grund: Liegen die Aktienwerte zum jährlichen Stichtag über einem festgelegten Kurs, erhalten die Anleger ihre Einlage zuzüglich sieben Prozent Rendite zurück, falls nicht, bleibt das Geld ein weiteres Jahr im Topf. Eine Mindestrückzahlung von 104 Prozent nach höchstens vier Jahren wird garantiert.

Eines haben alle Angebote gemeinsam: Bleibt der sportliche Erfolg der Deutschen aus, sind die Zinsen der Sparer am Ende nur durchschnittlich. Peter Lischke von der Verbraucherzentrale Berlin hält die Angebote für Marketinggags, die man genau hinterfragen sollte. Sein Rat: den angebotenen Garantiezins mit den aktuellen marktüblichen Zinsen vergleichen – und das Kleingedruckte lesen.

Tina-Marlu Kramhöller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false