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Hauptversammlungen: Aktionärsschützer erwarten "Tanz auf dem Vulkan"

Nach den dramatischen Wertverlusten ihrer Anteile erwarten Aktionäre viel Sprengstoff bei den Hauptversammlungen deutscher Aktiengesellschaften in diesem Jahr. Vor allem die großen Institute wie Commerzbank und Deutsche Bank müssten sich warm anziehen.

"Bei einigen Firmen wird die Hauptversammlung zu einem 'Tanz auf dem Vulkan' werden", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, am Dienstag in Frankfurt. Die Anleger wollten wissen, warum viele Unternehmen zu spät oder falsch auf die globale Wirtschafts- und Finanzkrise reagiert hätten und mit welchen Maßnahmen sie nun gegensteuerten. Auf einer Liste der DSW zu Aktionärstreffen mit Konfliktpotential stünden "fast 20 Unternehmen aus der ersten Reihe des deutschen Aktienmarktes".

Viel Kritik sei etwa bei Deutscher Bank und Commerzbank oder dem in Schieflage geratenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) vorprogrammiert. Die HRE habe den Kapitalmarkt viel zu spät über ihre Existenzkrise informiert. Dadurch hätten Aktionäre Milliarden verloren.

Rechenschaft von der Commerzbank gefordert

Auf der Aktionärsversammlung der Commerzbank müssten unter anderem die Übernahme der Dresdner Bank "und deren Sinnhaftigkeit" sowie die Höhe des Preises angesprochen werden, sagte der Landesgeschäftsführer der DSW Hessen, Klaus Nieding: "Hauptthema dürfte aber sein, wie (Commerzbank-Chef Martin) Blessing mit den Mitteln der Commerzbank das zu schaffen gedenkt, was die große Allianz mit prall gefüllten Kassen über die Jahre hinweg nicht geschafft hat: Die gewinnbringende Integration."

Auch über die angeblich "garantierten Boni" bei der Dresdner Bank, die nicht im Interesse der Aktionäre lägen, müsse gesprochen werden. Forderungen nach einem Einschreiten des Gesetzgebers gegen Sondervergütungen der Banker lehnt die DSW aber als "puren Populismus" ab.

Kritik an "Salami-Taktik" der Deutschen Bank

Der Deutschen Bank werfen die Aktionärsschützer vor, 2008 nur unzureichend über die schlechter werdende Lage berichtet zu haben. "Die Salami-Taktik, mit der bei der Deutschen Bank schlechte Nachrichten veröffentlicht wurden, zerstört nicht nur das Vertrauen in das Unternehmen selbst, sondern ist aufgrund der Leuchtturm-Funktion der Bank auch schädlich für die ganze Branche", sagte Nieding. Hocker erwartet auf den Hauptversammlungen eine Abrechnung mit den Vorständen, die den Aktienkurs durch unangebrachten Zweckoptimismus, Betriebsblindheit oder falsche Reaktionen stärker auf Talfahrt geschickt hätten als die entsprechenden Indizes.

Eine Kürzung oder gar Streichung der Dividenden aufgrund der zum Teil eingebrochenen Gewinne lehnt die DSW aber als "Tiefschlag für jeden Aktionär" ab. Die Vereinigung befürchtet ohnehin, dass die Zahl der Aktionäre in Deutschland durch den Kurseinbruch an den Börsen weiter abnehmen wird. (imo/dpa)

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