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Finanzen: IKB-Aktie stürzt ins Bodenlose

Aktionärsschützer kritisieren Vorstand und Aufsichtsrat – Auflagen durch Brüssel wahrscheinlich

Brüssel/Frankfurt am Main - Die deutsche Bankenszene arbeitet mit Hochdruck an der Rettung der in Existenznot geratenen Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB. Doch auch das zugesagte Milliardenpaket konnte die Ängste um Ausmaß und Auswirkungen der Schieflage bisher nicht mindern. Die Aktie der IKB brach am Donnerstag zeitweise um 40 Prozent ein. Seit dem Jahreshoch von Anfang Februar bei 33,55 Euro hat die Aktie mehr als 70 Prozent an Wert verloren. Erste Politiker sorgen sich bereits, ob das beschlossene Rettungspaket überhaupt ausreichen wird. Die Düsseldorfer Bank hatte sich auf dem US-Kreditmarkt verhoben und war am Wochenende in einer Großaktion gerettet worden.

Die KfW Bankengruppe bestätigte am Donnerstag, dass sie eine Bürgschaft für die Risiken der IKB über 8,1 Milliarden Euro bewilligt hat. Die KfW ist mit 38 Prozent an der Mittelstandsbank beteiligt. Nach Informationen des „Handelsblatts“ könnte die IKB im Extremfall 3,5 Milliarden Euro verlieren. Dem Vernehmen nach sollen die Privatbanken davon 500 Millionen Euro übernehmen, ebenfalls 500 Millionen Euro sollen der Sparkassenverband sowie der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbankenbeisteuern. Der geschäftsführende Vorstand des Bundesverbands deutscher Banken, Manfred Weber, sagte: „Mit der gemeinsamen Abschirmung möglicher Risiken bei der IKB ist am Wochenende eine tragfähige Lösung gefunden worden, um die Bank zu stabilisieren und Marktstörungen zu verhindern.“ Spekulationen über eine Bankenkrise seien überzogen.

Otto Bernhardt, finanzpolitischer Sprecher der CDU und Mitglied im Verwaltungsrat der Bankenaufsicht BaFin, bezweifelt jedoch, ob das milliardenschwere Rettungspaket ausreicht. „Es wird sich zeigen, ob nicht noch eine weitere Hilfsaktion für die IKB nötig wird“, sagte er dem „Handelsblatt“.

Harte Kritik kam von den freien Aktionären der IKB, die mehr als 50 Prozent der Aktien halten. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) behält sich laut ihrem Sprecher Jürgen Kurz vor, Aktionäre bei möglichen Schadenersatzansprüchen gegen den Vorstand zu unterstützen.

Die IKB muss derweil für die Risikoabschirmung durch die KfW mit erheblichen Auflagen rechnen. Dies verlautete aus Brüsseler Wettbewerbskreisen. Bei der Prüfung durch EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes werde beispielsweise eine Rolle spielen, ob sich von den IKB-Aktionären lediglich die KfW an der blitzartigen Rettungsaktion beteiligt habe. Die Kommission wird demnach vermutlich davon ausgehen, dass es sich bei der Garantieerklärung um eine Rettungsbeihilfe handelt. Solche Subventionen müssen in Brüssel angemeldet und von der Kommission genehmigt werden. HB

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