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Postbank: Verhandlungen stehen vor dem Abschluss

Die Verhandlungen zwischen der Post und der Deutschen Bank über einen Verkauf der Postbank befinden sich auf der Zielgeraden. Knapp 30 Prozent will die Bank zunächst kaufen. Steigt ihr Anteil über 50 Prozent, sind die ersten Stellenstreichungen zu erwarten.

Die Unternehmen befänden sich in fortgeschrittenen Gesprächen über eine Beteiligung der Deutschen Bank an der Postbank, teilten beide Konzerne mit. Presseberichten zufolge will die Deutsche Bank zunächst 29,75 Prozent der Postbank kaufen. Darüber hinaus habe sich das Institut ein Vorkaufsrecht über die übrigen Postbank-Anteile gesichert. Die Gewerkschaft DPVKOM befürchtet bei einer Postbank-Übernahme massive Arbeitsplatzverluste. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) begrüßt einen möglichen Zusammenschluss.

Nach dem Einstieg bei der Postbank solle die Deutsche Bank zwei Jahre Zeit für den Kauf der übrigen Anteile bekommen, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Freitagsausgabe ohne Angabe von Quellen. Deutsche Post und Deutsche Bank verhandelten über einen Zeitplan bis zum Jahr 2010, in dem beide Seiten unter genau festgelegten Bedingungen Verkaufs- und Kaufoptionen ausüben könnten. Die Vereinbarung sehe einen Kaufpreis in einer Größenordnung von 2,5 Milliarden Euro für die Beteiligung von knapp 30 Prozent vor. Die Post hält derzeit 50 Prozent plus eine Aktie an der Postbank.

Der Aufsichtsrat des Logistikkonzerns will sich am Freitag treffen, um über den Verkauf der Postbank zu entscheiden. Die künftige Zusammenarbeit zwischen Deutscher Bank und Postbank läuft dem Bericht der "FAZ" zufolge vermutlich auf eine Zwei-Marken-Strategie hinaus: Die Deutsche Bank wolle über die Filialen der Postbank weiter in das Privatkundengeschäft vorstoßen. Auch längerfristig werde sie am dichten Filialnetz der Post-Tochter nicht rütteln. Die Postbank ist über die eigenen 850 Filialen hinaus in mehr als 5000 Zweigstellen der Post mit ihrem Bank-Angebot vertreten. In welcher Form die Deutsche-Bank-Tochter Noris-Bank in das neue Konzept integriert werde, sei noch offen.

Neben dem Angebot der Deutschen Bank liege der Post auch eine Offerte der spanischen Bankengruppe Santander vor, berichtete das "Handelsblatt" in seiner Freitagsausgabe unter Berufung auf Finanzkreise. Die Banco Santander sei jedoch an der Übernahme des kompletten Aktienpaketes der Deutschen Post interessiert. Post-Chef Frank Appel bevorzuge jedoch den Einstieg der Deutschen Bank. Appel verspreche sich von der Beteiligung der Deutschen Bank an der Postbank in Höhe von zunächst 30 Prozent Kursgewinne bei einem späteren Verkauf der Restbeteiligung in Höhe von 20 Prozent.

Durch die Minderheitsbeteiligung der Deutschen Bank an der Postbank sind nach Einschätzung der DPVKOM zunächst keine Stellenstreichungen zu erwarten. "Steigt die Deutsche Bank später aber zu über 50 Prozent ein, könnten mehrere tausend Stellen wegfallen", sagte DPVKOM-Sprecher Maik Brandenburger. Die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank habe gezeigt, welche negativen Auswirkungen die Fusion zweier Großbanken für Arbeitnehmer haben können. Die Commerzbank hatte vergangene Woche angekündigt, nach der Übernahme der Dresdner Bank insgesamt 9000 Stellen streichen zu wollen - 6500 davon allein in Deutschland.

Bundesfinanzminister Steinbrück sagte, eine Zusammenschluss zwischen der Deutschen Bank und der Postbank entspreche dem, "was ich für notwendig erachte". Der Prozess der Neuordnung des Bankensektors käme "auch bei den privaten Banken stärker voran", sagte der Finanzminister. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) forderte, der Postbank-Verkauf müsse sich auch für die Post-Aktionäre lohnen. "Wir gehen selbstverständlich davon aus, dass die Aktionäre der Post durch einen Bonus am Verkaufserlös beteiligt werden", erklärte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker. (AFP)

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