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Postbank

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Postbank-Verkauf: Neue Kunden für Ackermann

Die Deutschen Banken ordnen sich neu - die Konzentration nimmt zu. Der Kauf der Postbank durch die Deutsche Bank ist eine Reaktion auf die Finanzkrise. Die Banken entdecken den Heimatmarkt wieder.

Berlin - Keine zwei Wochen nach dem Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank steht die nächste Übernahme an: Die Deutsche Bank schnappt sich die Postbank – zunächst nur zu knapp 30 Prozent, aber mit der Option auf mehr. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann stellt damit einerseits klar, wer die Nummer eins in Deutschland ist und leitet andererseits einen Strategiewechsel der Bank ein. Denn bisher war die Deutsche Bank nur dem Namen nach eine deutsche Bank. Den Großteil des Geschäftes machte sie im Ausland. Mehr als zwei Drittel ihres Gewinns kam bis vor kurzem aus Investmentbanking, aus den großen Finanzmärkten in London und New York. Das heimische Privatkundengeschäft war eher Beiwerk. Noch im Jahr 2000, als sie mit der Dresdner Bank über einen Zusammenschluss verhandelte, wollte sie es sogar ganz abgeben.

Doch die internationale Finanzkrise hat die Bankenwelt auf den Kopf gestellt. Die Institute, die stark auf das Investmentbanking gesetzt haben, leiden am stärksten unter der weltweiten Krise, die am US-Immobilienmarkt ihren Anfang genommen hatte. Allein die Deutsche Bank hat in den vergangenen zwölf Monaten mehr als sieben Milliarden Euro auf riskante Wertpapiere und große Unternehmenskredite abschreiben müssen – Geld, das nach aller Voraussicht für immer verloren ist.

Angesichts dieser Erfahrungen haben viele Banken umgedacht. Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit hat Josef Ackermann am Mittwoch erstmals sein Ziel einer Eigenkapitalrendite von mindestens 25 Prozent infrage gestellt, das er jahrelang wie eine Monstranz vor sich hergetragen hatte. Grundsätzlich sei die Marke zwar weiter erreichbar, sagte Ackermann. Angesichts der Finanzkrise nähmen die Kapitalanforderungen für die Banken aber wahrscheinlich zu. „Dann wird sich auch die Frage nach den 25 Prozent neu stellen müssen.“

Zur neuen Bescheidenheit gehört auch die Wiederentdeckung des heimischen Privatkundengeschäfts, das kleinere, aber stabilere Erträge liefert. Schon vor zwei Jahren kaufte die Deutsche Bank mit der Berliner Bank und der Norisbank auf dem deutschen Markt zu. Damals sprachen viele noch von einem Feigenblatt. Zu überlegen schien das Investmentbanking, zu mühsam das Geschäft am zersplitterten deutschen Privatkundenmarkt, den sich mehr als 2000 Institute teilen und der zu zwei Dritteln von Sparkassen und Volksbanken beherrscht wird.

Doch mittlerweile haben die Banken herausgefunden, wie sich auch hier Geld verdienen lässt. „Die Margen im Privatkundengeschäft haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert“, sagt etwa Dieter Hein vom unabhängigen Analysehaus Fairesearch. „Fast alle Banken machen dort vor Steuern mittlerweile eine Rendite von 30 Prozent.“ Einerseits hätten die Banken Kosten gesenkt, indem sie Filialen geschlossen und Stellen abgebaut hätten, sagt Hein. Andererseits hätten sie ihre Erträge gesteigert, indem sie immer mehr Privatkunden strukturierte Finanzprodukte verkauften, deren Margen nicht klar durchschaubar seien.

Auch die Deutsche Bank dürfte es vor allem auf diejenigen unter den 14,5 Millionen Postbank-Kunden abgesehen haben, denen sie ihre Produkte anbieten kann, vermutet Wolfgang Gerke, emeritierter Bankenprofessor und Präsident des Bayerischen Finanzzentrums. Nach seiner Einschätzung dürfte dies aber nur auf einen kleinen Teil der Postbank-Kunden zutreffen. Viele haben bei der früheren Staatsbank nur ein Girokonto oder Sparbuch.

Gerke sieht in der Beteiligung an der Postbank vor allem ein „Defensivgeschäft, um zu verhindern, dass andere Anbieter in den Markt kommen“. Er glaubt auch nicht an einen grundlegenden Strategieschwenk der Deutschen Bank. „Das Investmentbanking wird das Hauptgeschäft bleiben“, sagt er.

Stefan Kaiser

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