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Société Générale: Wer ist schuld am Milliardenskandal?

Die Spekulationsaffäre bei der Société Générale schlägt weiter hohe Wellen. Der Händler Jérôme Kerviel hat für Milliardenverluste bei der Großbank gesorgt, doch die Franzosen sehen in ihm nicht den Schuldigen.

In einer Umfrage für die Zeitung "Le Figaro" machen nur 13 Prozent der Befragten den 31-jährigen Kerviel dafür verantwortlich, dass die Bank wegen seiner ungenehmigten Spekulationsgeschäfte 4,82 Milliarden Euro abschreiben musste. 50 Prozent sehen die Schuld bei dem Institut selbst, das mehrfach Warnungen zu Kerviels Milliardengeschäften an den bankinternen Kontrollen vorbei erhielt. 27 Prozent machen die französische Finanzmarktaufsicht AMF für das Fiasko verantwortlich.

Fast zwei Drittel der Befragten finden es zudem richtig, dass Staatspräsident Nicolas Sarkozy den Rücktritt von Bankchef Daniel Bouton in den Raum gestellt hat. Nach Meinung der Hälfte muss Bouton zurücktreten. Für die Erhebung befragte das Institut OpinionWay am Mittwoch und Donnerstag 940 Franzosen.

Ermittler beschlagnahmten unterdessen in der Wohnung Kerviels den Privatcomputer des Milliardenspekulanten. Er soll in Verhören angegeben haben, mit seinen Spekulationen Ende 2007 zwischenzeitlich einen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro gemacht zu haben. Kerviel betonte, er habe sich nie persönlich bereichern, sondern beweisen wollen, dass er besser sei als seine Kollegen. Da seine Spekulationen nicht genehmigt waren, habe er aber nicht gewusst, wie er den Gewinn seinen Vorgesetzten mitteilen sollte, sagte Kerviel, dem nun drei Jahre Gefängnis drohen.

Übernahmeangebot für Société Générale

Frankreichs größte Bank BNP Paribas prüft inzwischen eine Übernahme der Société Générale. Das Kreditinstitut denke wie "ganz Europa" über ein Angebot nach, sagte ein BNP-Paribas-Sprecher. Das Wirtschaftsblatt "Les Echos" berichtete, die Bank habe Berater beauftragt, die an dem Projekt arbeiteten. BNP-Paribas-Chef Michel Pébereau sei "vor kurzem" im Elysée-Palast empfangen worden. Ein Sprecher von Staatschef Nicolas Sarkozy sagte allerdings, das Thema sei "nicht aktuell". Sarkozy hatte Konkurrenzinstitute vor einem "Angriff" auf die Société Générale gewarnt.

"Wir werden dieses Unternehmen nicht der Gnade von irgendeinem Räuber überlassen", bekräftigte Sarkozys Berater Henri Guaino. Der Staat werde "eingreifen, wenn er es für notwendig erachtet". Guaino reagierte damit auf Äußerungen des Präsidenten der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker. Der warnte Paris davor, ausländische Institute entgegen der EU-Bestimmungen bei einem Angebot zu behindern. (smz/AFP)

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