zum Hauptinhalt
Börsenfrau

© ddp

US-Finanzkrise: Börsen, Banken, Bankrotteure

Die Krisenstimmung an den Börsen weltweit hält an: Deutsche Aktien rutschen weiter ab, und auch die Wall Street eröffnet schwach. Die Angst geht um: Wen erwischt die Finanzkrise als nächstes?

Die Finanzkrise hat die USA fest im Griff - und auch den deutschen Aktienmarkt: Die Börsenindizes haben ihren zaghaften Stabilisierungsversuch am Dienstagnachmittag abgebrochen und sind kräftig nach unten gerutscht. Der Leitindex Dax markierte im Tagesverlauf bei 5858 Zählern den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Insbesondere Bankaktien und andere Finanztitel stehen unter Druck.

Der Dow Jones in New York verlor zur Eröffnung der Börse 1,8  Prozent, nachdem er am Vortag mit einem Minus von 4,4 Prozent bereits den größten Verlust nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verbucht hatte. Auch die asiatischen Börsen erlebten Kurseinbrüche.

Angst regiert den Markt

"Goldman Sachs als eigentlich strahlender Stern am Bankenhimmel konnte die Gemüter nicht beruhigen - damit sind die Dämme im Dax erstmal gebrochen", sagte Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank. Die "Goldmänner" mussten am Dienstag einen drastischen Einbruch bei ihren Geschäftszahlen vermelden. Demnach verdiente die weltweit größte Investmentbank im dritten Quartal unter dem Strich 70  Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Dennoch lag der Gewinn von  845 Millionen Dollar noch über den Erwartungen der Analysten.

Angst verbreitet die drohende Pleite des US-Versicherungsriesen AIG: Die American International Group droht zum nächsten Opfer der Kreditkrise zu werden. In einem Medieninterview sagte David Paterson, Gouverneur des US- Bundesstaats New York, ein Scheitern von AIG würde ein "katastrophales Problem" für den Markt bedeuten. Die Titel des angeschlagenen Konzerns brachen kurz nach
Börsenstart in New York um 70 Prozent ein, nachdem sie schon am Montag mehr als  60 Prozent verloren hatten. Mehrere Rating-Agenturen hatten die Kreditwürdigkeit von AIG herabgestuft.

Notenbanken helfen aus

Angesichts der Zuspitzung der Finanzmarktkrise hat die US-Notenbank (Fed) am Dienstag weitere 50 Milliarden Dollar (etwa 35 Milliarden Euro) in den Geldmarkt gepumpt. Bereits am Montag hatte die Fed 70 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt, um eine Kreditklemme der Banken zu verhindern.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Geschäftsbanken des Euroraums  erneut mit zusätzlichen liquiden Mitteln in Milliardenhöhe versorgt. Die Notenbank teilte den Geschäftsbanken 70 Milliarden Euro für einen Tag zu, teilte die EZB in Frankfurt mit. Bereits am Montag hatte die EZB gegen Liquiditätsengpässe am Geldmarkt 30 Milliarden Euro bereitgestellt.

Aus Sorge über mögliche Milliarden-Löcher in den Bilanzen halten die Banken derzeit Geld zurück und leihen es sich nicht mehr im sonst üblichen Umfang. Die Notenbanken können in solchen Situationen zusätzliches Geld an die Banken verleihen, um ein Austrocknen der Märkte zu verhindern.

Kauft Barclays Teile von Lehman?

Unterdessen berichten Zeitungen, dass die britische Bank Barclays Teile der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers kaufen will. Es sei aber noch unklar, welche Bereiche zu welchem Preis den Besitzer wechseln, berichtet die "Financial Times". Barclays war am Wochenende als Käufer von ganz Lehman Brothers im Gespräch, das rettende Geschäft scheiterte aber an fehlenden Staatsgarantien. Lehman hatte am Montag Gläubigerschutz beantragt, den Wertpapierhandel und die Vermögensverwaltung aber davon ausgenommen. Diese Bereiche sollten verkauft werden.

Steinbrück bezeichnete die gegenwärtige Krise im Bundestag als die "weltweit schwerste seit Jahrzehnten": "Was wir auf den Finanzmärkten erleben, ist atemberaubend und zerstört bei vielen Menschen den Glauben in die Integrität und Stabilität des Finanzsektors." Dass die Finanzmarktkrise Auswirkungen auf die Realwirtschaft habe, sei "ebenso klar". Allerdings gebe es "keinen Anlass, an der Stabilität des deutschen Finanzsystems zu zweifeln". (ck/dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false