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© AFP

US-Hypothekenkrise: Ein Tag Jubel

Mit einem Kursfeuerwerk haben die Börsen in aller Welt auf die staatliche Rettungsaktion für die beiden schwer angeschlagenen US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac reagiert. Doch lässt sich die Finanzkrise durch solche Eingriffe beenden?

Berlin/Washington - Mit einem Kursfeuerwerk haben die Börsen in aller Welt auf die staatliche Rettungsaktion für die beiden schwer angeschlagenen US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac reagiert. Die Märkte von Tokio bis Sydney legten im Schnitt um drei Prozent zu und damit so stark wie seit Anfang des Jahres nicht mehr. Der deutsche Aktienindex Dax schnellte um 3,5 Prozent in die Höhe, gab aber einen Teil der Gewinne im Tagesverlauf ab. Der Index schloss bei 6263 Punkten (plus 2,2 Prozent). In den USA legte der Leitindex Dow Jones um 2,6 Prozent auf 11 510 Punkte zu.

Die Anleger reagierten erleichtert darauf, dass die US-Regierung einen Zusammenbruch der halbstaatlichen US-Institute verhindert hatte. Ein Kollaps von Fannie Mae und Freddie Mac hätte unübersehbare Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben können. Beide Banken stehen mit einem Volumen von rund fünf Billionen Dollar (3,5 Billionen Euro) hinter jedem zweiten Hauskredit in den USA, Banken halten weltweit Schuldpapiere der beiden Institute.

Fannie Mae und Freddie Mac haben Milliardenverluste angehäuft, weil viele der Baukredite, die sie von kleineren US- Geschäfts- und Hypothekenbanken übernommen haben, geplatzt sind. Die Immobilienpreise sind in den Keller gerutscht. Um die beiden Institute zu retten, werden sie vorübergehend unter staatliche Kontrolle gestellt. Zudem kauft das US- Finanzministerium Aktien für jeweils eine Milliarde Euro. Falls nötig, will das Ministerium weitere Anteilsscheine im Volumen von bis zu jeweils 100 Milliarden Dollar kaufen.

US-Präsident George W. Bush verteidigte die Rettungsaktion. Die Möglichkeit eines Bankrotts von Fannie und Freddie habe ein „inakzeptables Risiko“ für die US-Wirtschaft dargestellt. Auch der in Washington ansässige Internationale Währungsfonds (IWF) lobte die Entscheidung. „Diese Maßnahme wird die Kredit- und Immobilienmärkte stützen“, sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn.

Deutsche Experten glauben aber nicht, dass die Finanzkrise nun beendet ist. „Es dauert noch mehrere Jahre, bis der Baufinanzierungsmarkt in den USA wieder auf festen Beinen steht“, sagte der Chefvolkswirt der Deutsche-Bank-Gruppe, Norbert Walter, dem Tagesspiegel. Wenn man sich die Finanzkrise als Schiffbruch auf hoher See vorstelle, „dann sitzen wir seit Sonntag im Schlauchboot“, meint der Ökonom. Das Kursfeuerwerk an den Börsen werde sich mit einem „Seufzer der Erleichterung wieder beruhigen“. Dennoch rechnet Walter grundsätzlich mit steigenden Kursen. „Es ist viel Liquidität da, die angelegt werden muss.“

Auch der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, ist eher skeptisch. „Das ist ein gigantischer, wohlvorbereiteter Einstieg des amerikanischen Staates in den Wohnungsmarkt, der versucht, das Übel an der Wurzel zu packen“, sagte Zimmermann dem Tagesspiegel. Es sei aber „kaum zu glauben, dass mit dieser Aktion der Spuk der Finanzkrise für die amerikanische Wirtschaft endgültig vorbei ist“. Die Aktion könne den Steuerzahler sehr viel Geld kosten. Die Haushaltsbehörde des US-Kongresses rechnet mit Belastungen von 25 Milliarden Dollar. Dagegen sind die Chefs von Fannie und Freddie, Richard Syron und Daniel Mudd, fein raus. Zwar müssen sie gehen, doch wird Syron der Abschied mit bis zu 15 Millionen Dollar und Mudd mit 14 Millionen Dollar versüßt, schätzt die Beratungsfirma James F. Reda & Associates. mit pf

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