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Börse in Frankfurt.

© dpa

Vor Börsenbeginn: Argentiniens Zahlungsausfall lässt die Börsen kalt

Argentinien hat auf die Börsen kaum Einfluss. Der Dax ist vorbörslich nahezu unverändert. Die USA melden ein Wachstum von 4 Prozent, die Fed tut nichts, was die Märkte irritieren könnte und deutsche Konzerne präsentieren gute Zahlen.

Von Andreas Oswald

Der Zahlungsausfall Argentiniens lässt die Börsen offenbar kalt. Der deutsche Leitindex Dax liegt am Donnerstagmorgen vor Börsenbeginn nahezu unverändert. Dass die Börsen anders reagieren als beim davorliegenden Zahlungsausfall Argentiniens, könnte daran liegen, dass es keine Ansteckungsgefahr in den Märkten für Anleihen anderer Staaten gibt. Zudem war in den vergangenen Tagen zunehmend absehbar, dass es nicht zu einer Vereinbarung zwischen Argentinien und den sogenannten "Durchhalte-Gläubigern" kommt.

Es ist auffallend, dass die Aktienbörsen derzeit kaum auf irgendwelche Großereignisse reagieren, bei denen es früher Turbulenzen gegeben hätte. Sanktionen gegen Russland, Krieg in der Ukraine, Israel-Gaza-Konflikt, nichts kann die Anleger derzeit irritieren. Das könnte insofern gefährlich sein, als insbesondere vor Crashs Anleger besonders sorglos sind und alle Bedenken ignorieren. Wenn sie dann plötzlich aufwachen, wird das Gedränge am Ausgang groß. Das muss aber nicht zwangsläufig heißen, dass wir vor einem Ende des Aufwärtstrends in den Aktienmärkten liegen. Trends können lange dauern, irrationale Übertreibungen sind auch in Zukunft möglich. Solange die Notenbanken mit ihrer ultralockeren Geldpolitik fortfahren, wird vermutlich auch die Sorglosigkeit anhalten. Aufmerksamkeit verdient der Trend, dass die USA und England sich langsam auf eine Normalisierung der Geldpolitik einstellen, während die Eurozone weitere Lockerungen erwartet.

US-Konjunktur zieht mächtig an - Fed reduziert Konjunkturhilfe weiter

Nach einer Wachstumsdelle im ersten Quartal zieht die US-Konjunktur unerwartet kräftig an. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft stieg von April bis Ende Juni mit einer hochgerechneten Jahresrate von 4,0 Prozent, ergab eine am Mittwoch veröffentlichte Schätzung des Handelsministeriums in Washington. Die US-Notenbank Fed sprach in ihrem Zinsentscheid am selben Tag von einer „grundlegenden Stärke“ der Wirtschaft, die zur weiteren Senkung der Arbeitslosenquote führen dürfte. Doch wann sie mit höheren Zinsen darauf reagieren wird, ließ sie offen.

Präsident Barack Obama gab sich mit den neuen Konjunkturdaten hochzufrieden. „Unsere Wirtschaft wächst mit größer Stärke“, sagte er. Zudem gehe auch die Arbeitslosigkeit erfreulich zurück. Trotz ihrer besseren Zukunftsaussichten sind die Notenbanker aber insgesamt noch sehr unzufrieden mit der aktuellen Lage auf dem Jobmarkt. Eine Reihe von Daten zeige, dass zu viel wenige Bürger einen Arbeitsplatz hätten. Die Konsumausgaben stiegen nur moderat, der Immobilienmarkt erhole sich langsam und Sparmaßnahmen des Staates seien hinderlich.

Experten hatten lediglich mit einem BIP-Zuwachs von etwa drei Prozent gerechnet. Allerdings weist die Regierung ausdrücklich darauf hin, dass es sich um vorläufige Zahlen handele, die später korrigiert werden könnten. Ein zweite Schätzung werde Ende August veröffentlicht. Der positive Trend sei vor allem auf gestiegenen Konsum, private Investitionen sowie auf den Export zurückzuführen.

Zugleich wurden die BIP-Zahlen für das erste Quartal korrigiert: Die Wirtschaft war lediglich mit einem Wert von 2,1 Prozent geschrumpft, nicht mit 2,9 Prozent, wie es noch Ende Juni hieß. Dieser erste Rückgang des BIP seit drei Jahren war vor allem auf den harten Winter zurückgeführt worden. Die Wachstums-Werte in den USA können nicht direkt mit entsprechenden Zahlen aus Europa verglichen werden, da die US-Werte traditionell auf das Jahr hochgerechnet werden.

Wegen der verbesserten Wirtschaftslage setzt die Fed ihre Anfang des Jahres begonnene Abschmelzung der Konjunkturhilfen unverändert fort.

Der Erwerb von langfristigen Staatsanleihen und Immobilienpapieren wird bereits zum sechsten Mal in diesem Jahr um 10 Milliarden Dollar pro Monat zurückgefahren. Damit sinken die Ankäufe von ursprünglich 85 auf künftig 25 Milliarden Dollar monatlich.

Hält die Fed am bisherigen Tempo bei dem sogenannten Tapering (Verringerung) fest, wird die Konjunkturmaßnahme im Oktober beendet sein. Eine „erhebliche“ Zeit danach könnte auch der Leitzins angehoben werden, heißt es in der Mitteilung. Er liegt seit Ende 2008 auf dem Rekordtief zwischen null und 0,25 Prozent. Der Mini-Zins sollte helfen, die Wirtschaft nach der großen Rezession wieder auf die Beine zu stellen. Die Anleihekäufe sollten auch den langfristigen Zins drücken, um die Erholung zu beschleunigen.

Ihr Ziel sieht die Fed nun bald erreicht: Sowohl die Arbeitslosenquote (derzeit 6,1 Prozent) als auch die Inflationsrate steuern auf den Zielwert der Fed zu. „Die Wahrscheinlichkeit einer Inflationsrate von anhaltend unter zwei Prozent ist etwas gesunken“, heißt es in der Mitteilung.

Der Präsident der Notenbank von Philadelphia, Charles Plosser, zieht nicht die gleichen Schlüsse wie seine Kollegen. Aufgrund der deutlichen Verbesserung der Wirtschaft könne nicht mehr von einer „erheblichen Zeit“ gesprochen werden, bis die Zinsen stiegen, meinte er. Bislang gehen Experten davon aus, dass die Zinsen etwa Mitte 2015 steigen. Ein früherer Zeitpunkt erscheint manchen nicht mehr unwahrscheinlich.

Gute Zahlen von Lufthansa und Siemens

Die Lufthansa hat in der ersten Jahreshälfte dank Einsparungen die Belastungen durch Streiks und den harten Wettbewerb wettgemacht. Das operative Ergebnis sei in den ersten sechs Monaten um 56 Prozent auf 114 Millionen Euro gestiegen, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Von Reuters befrage Analysten hatten mit 171 Millionen Euro gerechnet.

Der Konzern mit 117.000 Mitarbeitern hält an den Geschäftserwartungen fest: Dieses Jahr wird ein Betriebsergebnis von einer Milliarde Euro erwartet, für 2015 werden zwei Milliarden Euro angepeilt. (Reporter: Peter Maushagen; redigiert von Hans Seidenstücker) Frankfurt, 31. Jul (Reuters) - Die Lufthansa hat in der ersten Jahreshälfte dank Einsparungen die Belastungen durch Streiks und den harten Wettbewerb wettgemacht. Das operative Ergebnis sei in den ersten sechs Monaten um 56 Prozent auf 114 Millionen Euro gestiegen, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Von Reuters befrage Analysten hatten mit 171 Millionen Euro gerechnet. Der Konzern mit 117.000 Mitarbeitern hält an den Geschäftserwartungen fest: Dieses Jahr wird ein Betriebsergebnis von einer Milliarde Euro erwartet, für 2015 werden zwei Milliarden Euro angepeilt.

Der Elektrokonzern Siemens hat vor allem dank des Wegfalls von Umbaukosten in seinem dritten Geschäftsquartal einen Gewinnschub verbucht. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen von April bis Juni 1,4 Milliarden Euro und damit 27 Prozent mehr als im Vorjahr, wie es am Donnerstag in München mitteilte. Währungseffekte drückten auf Umsatz und Auftragseingang.

Während sich die Erlöse um vier Prozent auf 17,9 Milliarden Euro verringerten, gab der Auftragseingang um drei Prozent auf 19,4 Milliarden Euro nach. Ohne Währungseffekte wäre der Bestelleingang unverändert geblieben, und beim Umsatz hätte sich ein Plus von einem Prozent ergeben. Probleme bereitet Siemens die Energiesparte. Vor allem wegen der verspäteten Anbindung von Nordsee-Windparks fielen Sonderkosten von insgesamt 155 Millionen Euro an. (mit Reuters und dpa)

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