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Bulle und Bär in Frankfurt.

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Vor Börsenbeginn: Banco Espirito Santo in Schwierigkeiten: Angst vor neuer Bankenkrise

Sind die Schwierigkeiten der portugiesischen Bank Espirito Santo der Beginn einer neuen Bankenkrise? Der Dax erholt sich vorbörslich leicht, nachdem er tags zuvor ein Minus von 1,5 Prozent verkraften musste.

Von Andreas Oswald

Nachdem die portugiesische Bank Banco Espirito Santo (BES) in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist, geht an den Börsen die Sorge vor einer neuen Bankenkrise um. Der Fall zeigt, dass die Bilanzen der Banken noch einige Überraschungen bieten könnten.

Unklar ist, wie der Dax heute reagiert, nachdem er bereits gestern 1,5 Prozent verloren hatte, mehr als die US-Banken. Vorbörslich liegt der Dax etwas höher als zum gestrigen Schluss.

Die Bank selber versuchte in der Nacht zum Freitag zu beruhigen. Sie fürchtet laut Reuters keine Kapitalknappheit durch die finanziellen Probleme ihrer Gründerfamilie. „Der Vorstand von BES glaubt, dass die potenziellen Verluste aus dem Engagement bei der Espirito Santo Group die Einhaltung der Kapitalvorgaben der Regulierer nicht gefährden“, teilte die Bank in der Nacht zu Freitag mit.

Ihr Kapital habe zum Ende des ersten Quartals um 2,1 Milliarden Euro über den Mindestanforderungen gelegen. Seitdem habe die Bank durch eine Kapitalerhöhung weitere 1,045 Milliarden Euro eingenommen, wodurch die Familie Espirito Santo die Kontrolle über die Bank verlor.

Die portugiesische Zentralbank war der BES zuvor beigesprungen. „Die Liquidität von BES ist ausreichend“, sagte ein Sprecher der Notenbank am Donnerstagabend.

Die BES-Aktien waren am Donnerstagmittag vom Handel ausgesetzt worden. Zuvor waren sie um bis zu 19 Prozent auf ein Zwölf-Monats-Tief von 0,50 Euro gefallen. Käufe und Verkäufe von Papieren des BES-Großaktionärs Espirito Santo Financial waren bereits am Vormittag gestoppt worden. Auch andere Finanztitel in Europa gerieten in diesen Abwärtsstrudel. Die Kosten, zu denen sich Portugal Geld am Kapitalmarkt leihen kann, zogen deutlich an.

Banco Espirito Santo zählt zu den Großbanken in der Euro-Zone, die ab November von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt werden sollen und damit auch dem Stresstest unterzogen werden. Hintergrund der Spekulationen um das Geldhaus sind erhebliche Schwierigkeiten der Muttergesellschaft Espirito Santo International (ESI).

Gegen die in Luxemburg ansässige Holding ermitteln die Behörden seit einiger Zeit wegen massiver Unregelmäßigkeiten. Laut Medienberichten soll die Gesellschaft über sieben Milliarden Euro Schulden haben, die sie nicht komplett bedienen kann. Finanzkreisen zufolge wird mit Hochdruck an einem Rettungsplan gearbeitet.

Auch in den USA Sorge um Europas Banken

Die Sorgen um den europäischen Bankensektor schwappten auch auf die New Yorker Aktienmärkte über. Hinzu kamen schwache Wirtschaftsdaten als Belastung. Chinas Exporte waren im Juni schwächer als erhofft und auch Japan-Daten enttäuschten. Außerdem konnten die US-Daten keinen positiven Impuls bringen. Der Leitindex Dow Jones Industrial ging 0,4 Prozent tiefer bei 16.915 Punkten aus dem Handel. Der marktbreite S&P-500-Index verlor 0,4 Prozent auf 1964 Punkte. Vor einer Woche hatten die Indizes noch Rekordhochs erreicht, bröckelten dann aber in einer Korrektur ab. An der Technologiebörse schloss der Auswahlindex Nasdaq 100 am Donnerstag 0,3 Prozent tiefer bei 3880 Punkten. (mit Reuters)

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