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Bulle und Bär in Frankfurt.

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Vor Börsenbeginn: Geneva Report: Rekordschulden führen in neue Krise

Schulden und langsameres Wachstum könnten die Welt in eine neue Krise führen, heißt es im neuen Geneva Report, der heute vorgestellt werden soll. Die Autoren warnen vor einem Teufelskreis.

Von Andreas Oswald

Eine "giftige Mischung" aus Rekordschulden, langsamerem Wachstum und fallender Inflation könnte die Weltwirtschaft in eine neue Krise führen, warnt der diesjährige Geneva Report, der an diesem Montag vorgestellt werden soll und aus dem die "Financial Times" vorab zitiert hat. Der 16. Jahresbericht des Geneva Reports, der vom International Centre for Monetary and Banking Studies herausgegeben wird, sagt voraus, dass Leitzinsen auf der ganzen Welt für eine sehr lange Zeit niedrig bleiben müssten, damit Privathaushalte, Unternehmen und Regierungen ihre Schulden bezahlen könnten und um einen neuen Crash zu vermeiden. Die Gesamtschulden der Welt, privat und öffentlich, seien von 160 Prozent des Bruttosozialprodukts im Jahr 2001 auf fast 200 Prozent nach der Krise 2009 und schließlich auf 215 Prozent 2013 gestiegen.

Die Autoren erwarten, dass die Leitzinsen niedriger bleiben, als die Märkte erwarten, weil der Anstieg der Schulden dazu führt, dass die Schuldner schneller steigenden Leitzinsen nicht gewachsen seien. Die Autoren machen sich vor allem Sorgen um die südliche Peripherie der Eurozone sowie um China, wo das Wachstum von zweistelligen Steigerungsraten auf 7,5 Prozent gefallen ist.

Weiter schreiben die Autoren laut "Financial Times", dass zwar mit den Schulden auch die Kurse an den Märkten gestiegen seien, dass aber bei dem Platzen der nächsten Blase ein Teufelskreislauf entstehe, bei dem sinkende Kurse die Kreditklemme der Akteure verstärken würden, was wiederum die Kurse drücken würde.

Schon jetzt steigt der Dollar von Hoch zu Hoch

Die Sorge um eine schwächere Erholung der Weltwirtschaft wird auch den Internationalen Währungsfonds (IWF) auf seiner Jahrestagung diese Woche in Washington beschäftigen.

Es stellt sich die Frage, welche Folgen es haben wird, wenn die USA im nächsten Jahr erstmals die Leitzinsen erhöhen werden, während in Europa ein groß angelegter Ankauf von Staatsanleihen immer wahrscheinlicher wird. Beide Wirtschaftsräume bewegen sich dann auseinander.

Schon jetzt steigt der Dollar in Erwartung dieser Entwicklung von einem Hoch zum nächsten. Anleger könnten sich fragen, ob es angesichts des Dollaranstiegs und der positiven Wirtschaftsaussichten in den USA besser ist, Geld im Dollarraum anzulegen. Der Euro sinkt, und über die wirtschaftlichen Aussichten der Eurozone gibt es derzeit wenige positive Nachrichten.

Wer in diesem Zusammenhang auf amerikanische Aktien setzen möchte, ohne sich mit einzelnen Konzernen speziell auszukennen, kann über einen sogenannten ETF - einen passiven Indexfonds - den breit gestreuten S&P 500 abbilden. Dieser Index enthält im Wesentlichen die 500 größten US-Firmen und befindet sich nach wie vor in einem stabilen Aufwärtstrend. Allerdings ist in den nächsten Wochen mit einem Stottern der Aktienmärkte zu rechnen. Das hat vor allem mit der Unsicherheit zu tun, wann die US-Notenbank Fed erstmals die Leitzinsen erhöhen wird, und wie schnell weitere Schritte folgen könnten. Während die Fed zunehmend hawkische Töne anschlägt, legt der oben erwähnte Geneva Report eher eine dovishe Entwicklung nahe, bei der die Erhöhungen moderat bleiben. Auch das Auslaufen des QE3-Programms, des Aufkaufens von Anleihen und notleidenden Hypotheken durch die Fed im Oktober, spielt bei den Unsicherheiten an den Märkten eine Rolle.

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