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Börse in Frankfurt.

© dpa

Vor Börsenbeginn: Zentralbank wechselt Führung bei Banco Espirito Santo aus

Beim angeschlagenen portugiesischen Geldhaus Espirito Santo wird die Führung ausgewechselt. Setzt sich die Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten in dieser Woche fort? Der Dax zeigt sich am Montagmorgen leicht erholt.

Von Andreas Oswald

Die portugiesische Zentralbank beschleunigt den Wechsel von Spitzenmanagern bei dem in die Schlagzeilen geratenen Geldhaus Banco Espirito Santo (BES). Zur Wiederherstellung des Vertrauens an den Finanzmärkten solle der Beratungsausschuss der Bank eine Sitzung einberufen, so dass mit sofortiger Wirkung neue Führungskräfte ernannt werden könnten, teilte die Zentralbank am Sonntagabend mit.

Ursprünglich sollten die Bank-Manager Ende Juli nach einem Treffen der Aktionäre ersetzt werden, berichtet Reuters weiter. Ricardo Espirito Santo Salgado, einer der Urenkel des Gründers und Namensgebers der Bank, hatte bereits Ende Juni auf Druck der Nationalbank nach 22 Jahren den Chefsessel räumen müssen. Es sitzen jedoch noch weitere Familienmitglieder auf hohen Posten. An den Kapitalmärkten waren in dieser Woche Befürchtungen aufgekommen, die Zahlungsprobleme der Gründerfamilie könnten am Ende auch die größte börsennotierte Bank des Landes erfassen, außer Kontrolle geraten und damit den gesamten portugiesischen Finanzsektor in die Krise stürzen. Das wäre ein Rückschlag für das Land, das gerade erst den europäischen Rettungsschirm verlassen hat und sich wieder über die Kapitalmärkte finanzieren kann.

Dax vorbörslich etwas erholt

Die Frage ist auch, ob der Fall der Banco Espirito Santo ein Einzelfall in der Eurozone ist, oder ob es in den kommenden Monaten weitere negative Nachrichten aus der Bankenwelt geben wird. Die Banken hatten in der vergangenen Woche an den Märkten sehr gelitten. Was die Akienmärkte insgesamt angeht, fällt auf, dass die vergleichsweise starken Rückgänge in der vergangenen Woche bereits deutlich vor den ersten Meldungen zu Espirito Santo einsetzten. Möglicherweise stehen die Märkte vor einer Korrektur, die ohnehin überfällig ist.

Der Dax zeigt sich am Montagmorgen leicht erholt. In der vergangenen Woche hatte er mehr als 3 Prozent verloren. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex mit 9666,34 Punkten fast unverändert geschlossen. Auch die US-Märkte hatten sich etwas stabilisiert. Der Dow-Jones-Index und der S&P-500 gewannen am Freitag jeweils 0,2 Prozent, der Nasdaq-Composite verbesserte sich um 0,4 Prozent. In Tokio legte der Nikkei-Index am Montag um 0,9 Prozent zu, der Shanghai-Composite gewann 0,6 Prozent.

Bundesbank-Vorstand: Bankenstresstest wird Ende August abgeschlossen

Der laufende Stresstest von 128 Banken in Europa wird nach Angaben von Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret pünktlich Ende August abgeschlossen sein. „Durch den Zeitverzug aufgrund der umfangreichen Fragen der Wirtschaftsprüfer und die zum Teil verzögerte Datenlieferung der Banken lagen wir kurzfristig hinter dem Plan zurück. Die Verspätung ist größtenteils wieder aufgeholt“, sagte Dombret in einem Interview der „Wirtschaftswoche“. „Die Bilanzprüfung inklusive aller Qualitätssicherungen wird bis zum 31. August abgeschlossen sein.“

Im Vergleich zum Stresstest 2011 solle diesmal die Qualität der Prüfungen deutlich höher liegen. „Dem Stresstest ist dieses Mal zusätzlich ein Bilanzcheck vorgeschaltet, der von der EZB verantwortet wird. Die Prüfung geht diesmal insgesamt also viel tiefer“, sagte der Notenbanker. „Zwar lässt sich nicht jede einzelne Bilanzposition prüfen, aber mindestens die Hälfte - und zwar die risikoreicheren Engagements - wird durchleuchtet. Entscheidend ist, dass wir die kritischen Positionen unter die Lupe nehmen.“ Dombret lehnte die von der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Herbst in Aussicht gestellte Belebung des Marktes für forderungsbesicherte Wertpapiere (ABS) abgelehnt.

„Die EZB darf nicht zur Bad Bank des Euro-Raums werden“, sagte der Notenbanker. „Ich bin der Auffassung, dass der Kauf von forderungsbesicherten Wertpapieren kein Instrument der Geldpolitik ist. Zentralbanken sollten den Banken nicht die Kreditrisiken abnehmen.“ ABS (Asset Backed Securities) sind Anleihen, mit denen verschiedene Arten von Kreditforderungen wie Hypotheken, Unternehmens- oder Verbraucherdarlehen abgesichert werden können. Die Papiere sind in der US-Hypothekenkrise stark in Verruf gearten, weil die verwendeten Sicherheiten reihenweise ausgefallen sind und die Anleihen in der Folge massiv an Wert verloren haben.

Citigroup veröffentlicht heute Zahlen und gibt Vergleich mit US-Regierung bekannt

Die US-Großbank Citigroup gibt einem Insider zufolge einen milliardenschweren Hypotheken-Vergleich bei ihrer Bilanzpräsentation am Montag bekannt, berichtet Reuters. Am Wochenende sei eine sieben Milliarden Dollar schwere Einigung mit der Regierung ausgehandelt worden, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen am Sonntag.
Die Citigroup veröffentlicht am Montag ihre Zahlen für das zweite Quartal. Mit der Zahlung von sieben Milliarden Dollar will das Geldhaus den Streit über fragwürdige Geschäfte mit Hypothekenpapieren zu den Akten legen. Das wären zwar deutlich mehr als die drei Milliarden Dollar, die einige Experten bislang für das Institut veranschlagt hatten.
Zahlreichen Banken wird vorgeworfen, Investoren beim Verkauf von Wertpapieren zwischen 2005 und 2007 hinters Licht geführt zu haben - was die weltweite Finanzkrise ins Rollen brachte. Die Bank und das Justizministerium wollten sich dazu nicht äußern. (mit Reuters)

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