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ZEW-Prognose: Finanzexperten dämpfen Konjunkturoptimismus

Die Wirtschaft wird in diesem Jahr nach Ansicht von Finanzexperten massiv einbrechen. Sie sehen vor allem die Banken in der Pflicht, wieder mehr Kredite zu vergeben.

Analysten und Investoren haben ihre Erwartungen an die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland wieder etwas zurückgenommen. Erstmals in diesem Jahr sind die Zahlen gesunken.

Der Index des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Deutschland verringerte sich im Juli um 5,3 Punkte und liegt nun statt bei 44,8 Punkten im Vormonat nur noch bei 39,5 Punkten. Trotzdem liegt das Konjunkturbarometer damit noch immer über seinem historischen Mittelwert von 26,3 Punkten.

Die Daten bestätigten, dass die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um etwa sechs Prozent einbrechen werde, sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. "Die Wachstumsraten dürften sich bis ins nächste Jahr entlang der Nulllinie entwickeln." Dann allerdings, irgendwann "im Verlauf des nächsten Jahres", werde die Konjunktur langsam wieder anziehen.

Das seien die guten Nachrichten. Dem Arbeitsmarkt stehe das Schlimmste aber noch bevor. Laut Franz wird die Zahl der Arbeitslosen 2010 bis auf fünf Millionen wachsen. "Mit etwas Glück wird die Arbeitslosenzahl etwas unter dieser Marke bleiben."

Entscheidend für die weitere konjunkturelle Entwicklung sei die Rolle der Banken und ihre Vergabe von Krediten an Unternehmen und Haushalte. Sollte diese so schleppend verlaufen wie bislang, stelle dies ein erhebliches Risiko für die deutsche Wirtschaft dar.

Positiv bewerteten die Börsenexperten dagegen die überraschend gut ausgefallenen Zahlen zu den Auftragseingängen und der Industrieproduktion. Dies hat vor allem ihre Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage für Deutschland beeinflusst: Im Juli bleibt diese nahezu unverändert. Der entsprechende Indikator steigt geringfügig um 0,4 Punkte auf minus 89,3 Punkte.

Für Ökonomen sind die neuesten ZEW-Zahlen eine herbe Enttäuschung. "Sie spiegeln wider, dass an den Aktien- und Rentenmärkten die Skepsis in letzter Zeit zugenommen hat", sagten Banker der Nachrichtenagentur Reuters. "Der Wert war in der Vergangenheit auch sehr hoch. Die Stimmung war zu positiv gemessen an dem, was wir für die Konjunktur tatsächlich erwarten." Dennoch waren die Finanzmanager überzeugt davon, dass sich die Stimmung auch wieder aufhellen wird: "Die Rezession geht jetzt zu Ende. Eine allmähliche Erholung ist in Sicht."

Das ZEW-Konjunkturbarometer gilt als Frühindikator für die wirtschaftliche Lage in Deutschland. Er wird monatlich in Form einer Umfrage unter 300 Finanzexperten erhoben und gilt neben dem ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigster Indikator zur Konjunkturerwartung.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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