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Wirtschaft: Finanzinvestoren attackieren Accor

Größter Hotelkonzern Europas wehrt sich gegen Einstieg von Beteiligungsfonds – die Aktie steigt

Berlin - Finanzinvestoren planen offenbar, die Kontrolle beim größten europäischen Hotelkonzern Accor zu übernehmen. Die französische Beteiligungsgesellschaft Eurazeo und die US-Gesellschaft Colony Capital wollten ihren gemeinsamen Anteil an dem Unternehmen bis kommende Woche auf 17,52 Prozent aufstocken, diesen aber mittelfristig auf 30 Prozent ausbauen, teilte Accor am Montag in Paris mit. Der Hotelkonzern will sich das nicht gefallen lassen. Der Verwaltungsrat werde versuchen zu verhindern, dass jemand die Kontrolle von Accor übernehme, ohne ein öffentliches Übernahmeangebot für alle Aktien vorzulegen, hieß es weiter. Der Kurs der Accor-Aktie legte nach der Ankündigung um mehr als drei Prozent zu, fiel dann aber wieder leicht.

Die Attacke auf Accor zeigt, wie attraktiv die Hotelbranche trotz der Finanzkrise ist. Im vergangenen Jahr wurden bereits Hotelübernahmen im Gesamtwert von 113 Milliarden Dollar abgeschlossen. Das waren 50 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus dem aktuellen Hotel Investment Outlook 2008 von Jones Lang LaSalle Hotels hervorgeht. Einen großen Anteil daran hatte die Rekordübernahme von Hilton durch den Finanzinvestor Blackstone für rund 26 Milliarden Dollar. Die Hotelbranche profitiert von der guten Weltkonjunktur und der steigenden Nachfrage vor allem in Asien und den arabischen Staaten.

Accor betreibt weltweit 3871 Hotels und beschäftigt in rund 100 Ländern rund 170 000 Mitarbeiter. Das Unternehmen wurde 1967 von Paul Dubrule, Gérard Pélisson und dem Deutschen Friedrich-Marbod Meissner gegründet. Zu der Gruppe, die auch in Berlin vertreten ist, gehören Marken wie Sofitel, Ibis, Pullman, Suitehotel, Mercure, Etap oder Formule-1 und in der Dienstleistungssparte außerdem Ticket Restaurants. 2007 lag der Konzernumsatz bei 8,1 Milliarden Euro, der Überschuss bei 883 Millionen Euro.

Die Accor-Führung nahm den Einstieg „zur Kenntnis“. Der Verwaltungsrat verlangte von den Investoren, die bisherige Strategie der Gruppe zu unterstützen und sich „durch eine Stabilitätsvereinbarung auf Dauer“ bei dem Unternehmen zu engagieren, hieß es am Montag.

Für die Analystin Annick Thévenon von der Bank Crédit Mutuel-CIC dürfte sich Accor durch die Finanzinvestoren nun einem „verstärkten Druck“ ausgesetzt sehen, höhere Dividenden auszuschütten. Dies könne den Verkauf von Accor-Teilen zur Folge haben.

Die Finanzinvestoren wiesen die Vermutung zurück. Eurazeo-Chef Patrick Sayer betonte, als langfristiger Aktionär zu handeln und Vertrauen in das Accor-Management zu haben. Die Hotelgruppe habe Wachstumspotenzial in beiden Kerngeschäften mit Hotels und Dienstleistungen.

Eurazeo will am Ende zehn Prozent der Accor-Anteile halten, Colony Capital 20 Prozent. Beide Partner haben sich in einem Pakt verpflichtet, die Anteile mindestens zwei Jahre zu halten und fünf Jahre im Konzert zu agieren. Eurazeo und Accor planen, wie die Staatsbank CDC jeweils zwei Sitze im Accor-Verwaltungsrat zu besetzen.

Accor-Chef Gilles Pélisson hatte Ende vergangenen Jahres angekündigt, in Deutschland seine Billigmarken Ibis und Etap auszubauen. Je 10 bis 15 Häuser sollen bis 2010 jährlich in den Innenstädten eröffnet werden. Während im Billigsegment Potenzial gesehen wird – auch Easyjet hat viele neue preiswerte Herbergen eröffnet – klagen Hoteliers in Deutschland im Luxus- und Mittelklassesegment über den Preisdruck.mit dpa/AFP

Maren Peters

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