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Wirtschaft: Finanzinvestoren ziehen ein

US-Gesellschaft Fortress kauft 48 000 Wohnungen und macht die Stadt schuldenfrei – Neuer Fonds will in Berlin investieren

Dresden/Berlin - Nach dem Kauf kommunaler Wohnungen in Dresden will die US-Investorengruppe Fortress ihr Engagement in Deutschland ausweiten. Dabei habe das Unternehmen auch „prosperierende Gebiete“ im Osten im Blick, sagte der Geschäftsführer der Fortress Deutschland GmbH, Matthias Moser, am Freitag. Dresden wird mit dem Verkauf der Wohnungsbaugesellschaft Woba auf einen Schlag seine Schulden in Höhe von rund 740 Millionen Euro los.

Experten erwarten künftig in Deutschland weitere große Immobilienverkäufe an Finanzinvestoren – nicht nur aus kommunalen Beständen. So will das neue Unternehmen Puma Brandenburg Limited nach Tagesspiegel-Informationen in den kommenden Jahren für bis zu drei Milliarden Euro Wohnungen kaufen. Berlin soll zunächst der Schwerpunkt sein. Puma Brandenburg ist auf der Kanalinsel Guernsey registriert und gehört zur britischen Shore-Capital-Gruppe. Hinter dem Fonds stünden vor allem britische Investoren, etwa Pensionskassen, hieß es bei dem Unternehmen. Die Preise für Immobilien in Berlin seien viel niedriger als zum Beispiel in London oder Paris. Erwartet werde ein starker Preisanstieg.

Fortress besitzt nunmehr insgesamt 160 000 Wohnungen in ganz Deutschland. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben in den letzten beiden Jahren rund zehn Milliarden Euro in Wohnungen und Gewerbeimmobilien investiert. Unter anderem kauften die Amerikaner auch 23 000 Wohnungen in Berlin sowie für zwei Milliarden Euro alle Immobilien der Dresdner Bank. Neben Fortress sind auch andere Finanzinvestoren wie Blackstone, Cerberus oder Terra Firma auf dem deutschen Immobilienmarkt engagiert. In dieser Branche wurden 2005 nach Angaben der Beratungsgesellschaft Ernst & Young sieben große Verkäufe im Wert von zusammen 12,7 Milliarden Euro getätigt. Die hohen Renditeerwartungen der Investoren haben sich Insidern zufolge aber noch nicht erfüllt, weil die Preise nicht so stark wie erhofft gestiegen sind.

Der Stadtrat von Dresden hatte am Donnerstagabend dem Verkauf von rund 48 000 kommunalen Wohnungen mit 100 000 Mietern zugestimmt. Fortress gibt dafür 1,7 Milliarden Euro aus. Die Summe enthält neben dem Netto-Kaufpreis von rund 982 Millionen Euro auch Verbindlichkeiten der Woba. Fortress-Präsident Robert Kauffman sagte am Freitag, man habe sich die Stadt und die Woba vor der Entscheidung genau angeschaut. Für Dresden habe unter anderem gesprochen, dass die Bevölkerung wachse. „Wir sind überzeugt, dass der Kauf eine sehr gute Investition ist. Fortress will es sich nach Angaben seiner Manager nicht mit den Mietern verscherzen. Es werde zwar Mieterhöhungen geben, wie es sie in der Vergangenheit bei der Woba auch gegeben habe, sagte Fortress-Geschäftsführer Moser. Fortress verfolge aber keine aggressive Mietpolitik. Rund ein Drittel des gekauften Bestandes ist nicht saniert. Unter den Wohnungen der Woba gibt es auch zahlreiche Plattenbauten in wenig attraktiven Lagen. 1300 Gewerbeimmobilien gelten als gute Anlage. Moser kündigte an, eine entsprechende Holding solle spätestens Anfang 2007 mit dem Wohnungsbestand an die Börse gehen.

Die Wohnungswirtschaft wies am Freitag auf die Nachteile großer Bestandsverkäufe hin. „Wir sprechen uns grundsätzlich für Privatisierungen aus, aber große Paketverkäufe sind bedenklich“, sagte Alexander Rychter, Bundesgeschäftsführer des Bundesverbands freier Immobilien- und Wohungsunternehmen, dem Tagesspiegel. „Die Kommunen sind besser beraten, wenn sie kleinteilig vorgehen.“ Bei Paketverkäufen müssten die Verkäufer Abschläge hinnehmen. Außerdem kämen die echten, mittelständischen Wohnungsunternehmen zu kurz, die nicht nur Finanzinteressen hätten.

Nach Ansicht des Präsidenten des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Lutz Freitag, macht der Woba-Verkauf die Stadt Dresden „wohnungslos“. Es werde ein kommunales Unternehmen verkauft, das für die Zukunft der Stadt eine wesentliche Bedeutung habe. Mit Fortress habe allerdings ein seriöser Geschäftspartner den Zuschlag erhalten. Der Chef von Deutschlands größter Immobiliengesellschaft Deutsche Annington, Volker Riebel, rechnet besonders in Ballungsgebieten wie Köln, Frankfurt oder München mit „überproportional hohen Mietsteigerungen“. Ursache dafür sei unter anderem die steigende Nachfrage auf Grund der zunehmenden Zahl von Single-Haushalten.

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