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© ddp

Finanzkrise: Aber bitte mit Bonus

Trotz der Finanzkrise steigen die Gehälter der Banker moderat. Die Konzerne geben sich neue Regeln.

Berlin - Die Finanzkrise zeigt Wirkung bei der Vergütung von Managern. Studien zufolge halten sich die Banken in diesem Jahr mit der Erhöhung von Gehältern und Boni zurück. Mehrere Dax-Konzerne haben zudem angekündigt, dass sie ihr Vergütungssystem umstellen und Vorstandsgehälter stärker an den nachhaltigen Unternehmenserfolg koppeln wollen.

Nach einer Studie der Unternehmensberatung Kienbaum, die am Mittwoch veröffentlicht wurde, haben die Banken die Festgehälter ihrer Manager zwischen Juli 2008 und Juli 2009 um 2,7 Prozent erhöht. Das ist ein moderater Anstieg, im Vorjahr waren es noch 3,4 Prozent gewesen. „Die schwierige Situation der Branche einerseits und zurückgehende Inflationsraten andererseits haben zu einer stärkeren Zurückhaltung bei den Anpassungen der Festgehälter geführt“, sagte Martin von Hören, Vergütungsexperte bei Kienbaum. Für die Studie wurden 1705 Führungskräfte von 95 Kreditinstituten befragt. Zurückhaltung übten vor allem die Banken, die von der Krise stark betroffen waren. Sie setzten Gehaltserhöhungen ganz aus. Die überdurchschnittlich ertragsstarken Institute hingegen hoben die Gehälter um 4,1 Prozent an.

Auch bei den Boni-Zahlungen zeigt sich ein differenziertes Bild. Eine Studie der Unternehmensberatung Towers Perrin, die dem „Handelsblatt“ vorliegt, belegt, dass die Boni für das Geschäftsjahr 2009 wieder steigen. Die Rückkehr zu alten Exzessen sei aber nicht erkennbar, sagte Studienautor und Partner Martin Emmerich. Für das Jahr 2008 waren die Zusatzvergütungen kräftig gesunken. Viele Banker lägen insgesamt weiter unter dem Gehaltsniveau von 2005. Fast ein Drittel der im Oktober befragten Banken will zudem 2010 weiter Stellen streichen.

Mehrere Konzerne haben angekündigt, die Bezahlung ihrer Manager stärker am Erfolg des Unternehmens zu orientieren. So teilte die Commerzbank am Mittwoch mit, den variablen Anteil der Gehälter künftig an den Aktienkurs sowie die finanzielle Entwicklung des Geldhauses zu koppeln. Der Anteil der kurzfristig orientierten variablen Vergütung sinke deutlich. Für die Bezüge der Vorstände wurde eine Obergrenze vereinbart. Künftig müssen Manager mit finanziellen Einbußen rechnen, wenn sie ihre Ziele nicht erreichen.

In den Jahren 2008 und 2009 waren die Gehälter des Vorstands um Commerzbank-Chef Martin Blessing wegen der gewährten Staatshilfen ohnehin auf 500 000 Euro begrenzt. Der Bund hatte der Bank Anfang des Jahres frisches Kapital zugeschossen. Zahlt die Commerzbank für diese Einlage im kommenden Jahr erneut keine Zinsen, bleibe das Gehalt der Vorstände auf 500 000 Euro gedeckelt, sagte Klaus-Peter Müller, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Commerzbank.

Auch der Volkswagen-Konzern stellt die erfolgsabhängige Vergütung von Vorstand und Management grundlegend um. 2010 führt VW einen Langzeitbonus ein. Das Gehalt der VW-Spitze ist künftig zu einem Teil daran gekoppelt, wie zufrieden Kunden und Mitarbeiter sind, ob geplante Absatzsteigerungen erreicht werden und wie hoch die Rendite ist. Personalvorstand Horst Neumann sagte am Mittwoch: „Wir wollen eine enge Verknüpfung von Bonus und strategischen Zielen.“ Die Allianz hatte schon in der letzten Woche verkündet, die variable Vergütung ihrer Manager stärker an deren Leistung auszurichten.

Die Konzerne reagieren damit auf politischen Druck. Der Bundestag hatte im Sommer als Reaktion auf die Finanzkrise ein „Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung“ beschlossen, das kurzfristiges Renditedenken und Boni-Exzesse eindämmen soll.

Französische Banker sollen im kommenden Jahr wie ihre britischen Kollegen eine Sondersteuer auf Boni zahlen. Ein am Mittwoch vorgestelltes Gesetzesprojekt sieht vor, derartige Vergütungen von über 27 500 Euro mit einer einmaligen Abgabe von 50 Prozent zu belegen. Mit den Einnahmen will Frankreich eine Verbesserung des Sicherungssystem für Einlagen von Bankkunden finanzieren. In Deutschland ist bislang keine Boni-Steuer geplant. mit HB, dpa

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