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Finanzkrise: Autohändler Kroymans in Not

Der niederländische Mutterkonzern der Autohandelskette Kroymans muss Insolvenz anmelden. In Berlin sind davon vier Häuser betroffen.

Berlin/Amsterdam - Die vier Kroymans-Autohäuser in Berlin sowie elf weitere Filialen in sieben anderen deutschen Städten sind in den Sog der Finanzkrise geraten. Die niederländische Autohandelsgruppe Kroymans stellte am Freitag wegen Zahlungsunfähigkeit etlicher Tochterfirmen Antrag auf Insolvenz. Das teilte der nach eigenen Angaben zehntgrößte Autohändler Europas in Amsterdam mit. Nach Tagesspiegel-Informationen stehen die wirtschaftlich gesunden Niederlassungen nun ebenfalls vor der Insolvenz. Ein Rettungskonzept sieht nach Informationen dieser Zeitung aber vor, dass die Filialen von einem neuen Investor übernommen werden.

Das Unternehmen habe sich mit seinen Banken trotz aller Bemühungen nicht auf die weitere Finanzierung verständigen können. „Es ist enttäuschend, dass uns nicht die Möglichkeit eingeräumt wurde, unseren Plan zur Wiederbelebung zu verwirklichen“, erklärte Konzernchef Peter Cornelius. Daher sei keine andere Wahl als der Insolvenzantrag geblieben. Der „Automobilwoche“ zufolge soll Kroymans Schulden von mehr als 700 Millionen Euro haben.

Kroymans verkauft in Deutschland unter anderem Autos von Opel, Saab, Nissan, Jaguar, Land Rover, Fiat, Volvo, Ford und Ferrari. Die deutschen Standorte sind neben Berlin Essen, Leverkusen, Düsseldorf, Dortmund, Mannheim, Nürnberg und München. Der Konzern beschäftigt 4000 Mitarbeiter in 27 Ländern. 2006 erzielte die Kroymans Corporation einen Umsatz von nahezu zwei Milliarden Euro.

Einer Berliner Kundin, die einen Termin zur Abholung eines Wagens vereinbaren wollte, riet ein Kroymans-Mitarbeiter am Freitag: „Kommen Sie schnell, wir melden Insolvenz an.“ Ein Insolvenzantrag lag nach Angabe des zuständigen Amtsgerichts Charlottenburg noch nicht vor.

Nach Informationen des Tagesspiegels erschienen am Freitagmorgen Vertreter verschiedener Autohersteller in den Berliner Kroymans-Filialen. Fiat ließ einige Wagen aus der Tempelhofer Filiale abholen, in die Fahrzeuge von Volvo wurden Zettel mit dem Hinweis gelegt, dass sich die Autos im Eigentum des schwedischen Herstellers befinden. Ein Sprecher der Kölner Ford-Werke wollte sich unter Hinweis auf das „offiziell schwebende Verfahren“ nicht zu Details äußern.

Wie der Tagesspiegel aus Firmenkreisen erfuhr, werden die Kroymans Deutschland GmbH und die Autohäuser voraussichtlich am Montag Insolvenz anmelden. Im Rahmen eines Auffangkonzeptes soll der Betrieb unter einem Insolvenzverwalter aufrechterhalten bleiben. Eine deutsche Autohandelsgruppe soll Interesse an einer Übernahme haben. Mit ihr soll der holländische Mutterkonzern bereits über einen Verkauf seiner Aktivitäten in Deutschland verhandelt haben. Die Gespräche seien jedoch an den Forderungen der Niederländer gescheitert.

Kroymans hat erst 2007 und 2008 zwei neue Mehrmarken-Autohäuser in der Oberlandstraße (Tempelhof) und an der Straße Am Juliusturm (Spandau) eröffnet und verfügt in Berlin über zwei weitere Filialen in der Buschkrugallee (Britz) und in der Goerzallee (Lichterfelde). Insgesamt werden hier rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. Wie es in Firmenkreisen heißt, leide der Händler zwar auch unter der Wirtschaftskrise, sei aber weitaus geringer betroffen als Wettbewerber, die an nur einen Hersteller gebunden seien. Die Gewinne habe man aber an die niederländische Konzernmutter abführen müssen, sagte ein Firmenvertreter, der ungenannt bleiben möchte. Jedes Kroymans-Autohaus wird als eine eigenständige GmbH betrieben. „Das ist wie bei Opel“, so der Mitarbeiter. Dessen US-Mutterkonzern General Motors habe durch ausstehende Zahlungen auch maßgeblich zur Schieflage der Kroymans Corporation beigetragen. Kroymans war Europa-Importeur für die GM-Marken Cadillac, Corvette und Hummer. mit dpa

Rainer During

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