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Finanzkrise: Banken: Groß kauft Klein

Es wird eng für die feinen Privatbanken. In der Krise sind die Schwergewichte stärker geworden.

Frankfurt am Main - Die helle Fassade im Frankfurter Bankenviertel ist eher unscheinbar. Das renommierte Bankhaus Metzler duckt sich im Schatten der 300 Meter hohen Zentrale der Commerzbank. Dort blickt man allerdings neidisch auf die kleine Konkurrenz. Auch nach 335 Jahren ist Metzler noch im Familienbesitz. Das soll auch nach 500 Jahren noch so sein, sagt Friedrich von Metzler, Sprecher des Partnerkreises der Bank und der Bankiersfamilie. Metzler ist gut durch die Krise gekommen, Gelassenheit, die konservative Strategie und das langfristig angelegte Geschäft mit vermögenden Kunden, aber auch mit der Beratung bei Kapitalmarkttransaktionen, haben sich ausgezahlt.

Anders bei Sal. Oppenheim. Das stolze Bankhaus muss unter das Dach der Deutschen Bank schlüpfen – nach Jahrzehnten der Unabhängigkeit. Häusern wie Metzler droht diese Gefahr kaum, sagt Udo Steffens, Präsident der Frankfurt School of Finance. „Es bleibt auch in Zukunft Platz für unabhängige Privatbankhäuser. Aber er wird nicht größer. Sie müssen Nischen besetzen und besten Service bieten.“

Diesen Weg mit Erfolg zu beschreiten, schaffen immer weniger der traditionsreichen Bankiersfamilien. Sal. Oppenheim ist das jüngste Opfer. Zu schnell wollten die Kölner zu groß werden, haben zu hohe Risiken auf sich genommen – vor allem im Zertifikategeschäft und mit Beteiligungen, besonders mit Arcandor. 300 Millionen Euro braucht das Haus bis Ende August, heißt es im „Spiegel“. Allerdings stehe dem Geschäft das Milliardenguthaben entgegen, das der Iran bei einer Oppenheim-Tochter habe. Auf Druck der USA habe die Deutsche Bank gerade ihr Geschäft mit dem Iran heruntergefahren – und ziere sich nun.

Schätzungsweise bis zu 2000 unabhängige Privatbankhäuser gingen in Deutschland noch vor 100 Jahren ihren Geschäften nach. Heute sind es allenfalls zwei Dutzend. Der Bundesverband Deutscher Banken zählt 26 Privatbankiers zu seinen Mitgliedern, von denen aber nur ein kleiner Teil unabhängig ist. Metzler gehört dazu, auch M. M. Warburg in Hamburg, die selbst kleinere renommierte Adressen wie auch das Berliner Bankhaus Löbbecke übernommen hat. Zu den unabhängigen Privatbanken zählt auch die Fürstlich Castell’sche Bank. Das Bankhaus Lampe (im Besitz der Familie Oetker) oder das Stuttgarter Bankhaus Ellwanger & Geiger entscheiden ebenfalls noch allein.

Andere Bankiershäuser wie die Hamburger Berenberg Bank, mit ihrer Gründung im Jahre 1590 die älteste Privatbank im Land, oder Hauck & Aufhäuser mit Sitz in Frankfurt und München haben Großaktionäre wie die NordLB, die WWK Lebensversicherung oder Kuwait an Bord geholt. Weitere renommierte Adressen wurden geschluckt. Merck Finck in München gehört der luxemburgischen KBL, das Bankhaus Delbrück Bethmann Maffei zur niederländischen ABN Amro. Schröder, Münchmeyer & Hengst sind bei der Schweizer UBS gelandet. Andere Namen sind gänzlich verschwunden.

Trotzdem: Namen und Marken der Privatbankhäuser haben immer noch einen guten Klang. Das gilt auch für Sal. Oppenheim, die zudem, wie Steffens sagt, mit der BHF Bank eine „Perle“ für die Betreuung vermögender Kunden besitzt. Das macht das Kölner Haus für die Deutsche Bank höchst attraktiv.

Die kleinen, feinen Häuser schielen auf eine betuchte Kundschaft. Die wünscht eine sehr persönliche und diskrete Betreuung. Das Massengeschäft hat für sie keinen Reiz, sie könnten es auch gar nicht stemmen. Die 770 Metzler-Mitarbeiter müssen ihr Girokonto oder ihre Kredite für die eigene Immobilie über Großbanken, Sparkassen oder Volksbanken abwickeln.

Für Friedrich von Metzler können Bankhäuser seiner Größe nur überleben, „wenn sie vieles anders machen als der Wettbewerb“. Dazu zählt er absolute Diskretion, Neutralität und Unabhängigkeit. Metzler verkauft keine eigenen Produkte und macht seinen Beratern keine Verkaufsvorgaben. „Schnell Geld verdienen zu wollen ist kein tragfähiges Geschäftsmodell“, sagt der 66-Jährige. Intransparente und risikoreiche Anlageprodukte sind tabu, Zertifikate kein Thema.

Steffens hält diese Haltung für unerlässlich für kleine Banken. „Wichtig ist auch die Flexibilität und der unternehmerische Ansatz.“ Nur so lasse sich der Nachteil fehlender Größe und weltweiter Präsenz ausgleichen. Das Geschäft werde für die Institute nicht einfacher. Die Finanzkrise hat die Großen stärker gemacht. Dass Metzler immer noch gut dasteht, spricht nicht dagegen. Sondern dafür, dass sich Unternehmertum und Unabhängigkeit auszahlen. „Wer weiß, dass er für sein Handeln verantwortlich ist, agiert umsichtiger“, sagt Metzler. Rolf Obertreis

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