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Finanzkrise: Bankenchaos in Island

Deutsche Kunden der angeschlagenen isländischen Bank Kaupthing können derzeit nicht auf ihr Konto zugreifen. Warum und wie lange die Konten gesperrt sind, konnte ein Sprecher der deutschen Niederlassung Kaupthing Edge am Donnerstag nicht sagen.

Stockholm/Berlin - Die größte isländische Bank wurde am Donnerstag verstaatlicht, um den Kollaps des Finanzsystems der Insel abzuwenden. Sobald man mehr wisse, werde man dies auf die deutsche Internetseite www.kaupthingedge.de stellen, sagte der Sprecher. Auf der Seite, auf der am Donnerstag noch potenzielle Kunden mit besonders hohen Sparzinskonten geworben wurden, hieß es: „Derzeit ist der Zugriff auf die Online-Konten nicht möglich.“ Bis zuletzt hatte das Geldhaus noch beteuert, nicht in Schwierigkeiten zu sein.

Dem Sprecher zufolge gehört die Bank nur der isländischen Einlagensicherung und nicht der deutschen an. Ob die isländische Sicherung auch für deutsche Kunden gelte, konnte er nicht sagen. Im Internet heißt es, auch die deutsche Niederlassung unterliege den Regularien der isländischen Bankenaufsicht. Demnach werden Einlagen deutscher Kunden bis zu einer Höhe von 20 887 Euro zu 100 Prozent garantiert. Allerdings hat der isländische Sicherungsfonds nun verlauten lassen, nur noch isländische Sparer zu versorgen, da die weltweiten Verbindlichkeiten so groß seien, dass sie zum Staatsbankrott von Island führen würden, wenn sie bedient werden müssten.

Island ist wie kein anderer europäischer Staat durch die Finanzkrise in einen Abwärtsstrudel geraten. Alle drei großen Banken sind nun verstaatlicht. Damit versucht Premierminister Geir Haarde, eine Staatspleite zu verhindern.

Die Finanzaufsicht Bafin fror am Donnerstag deutsche Konten der Bank ein. Damit solle ein ungeordneter Abzug von Einlagen verhindert werden, wenn die Isländer die Konten wieder freigäben. Die Frankfurter Niederlassung hat rund 30 800 Kunden und Einlagenverbindlichkeiten in Höhe von 308 Millionen Euro.

Die um ihr Erspartes bangenden Kunden in Deutschland können Experten zufolge nur abwarten. „Es sieht nicht besonders gut aus“, sagte Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, dem Tagesspiegel. Offenbar sei die Bank nicht in weitere Sicherungssysteme eingebunden. „Alles hängt nun an der staatlichen Garantie.“ Doch stelle sich die Frage, ob Island leistungsfähig genug sei, um die Bank am Leben zu erhalten. Uwe Döhler von der Stiftung Warentest sagte, Kaupthing habe aufgrund seiner aggressiven Werbung wahrscheinlich mehr Kunden als Island Einwohner.

Offenbar haben viele deutsche Kunden bereits gehandelt. „Nach unseren Recherchen sind in den letzten zwei Tagen massiv Gelder von Kaupthing-Kunden in Deutschland abgerufen worden“, sagte Horst Biallo vom unabhängigen Finanzportal www.biallo.de. anw/jul/HB

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