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Finanzkrise: Commerzbank kommt davon

Bieterwettstreit um die Postbank: Nachdem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vor Wochenfrist das große Interesse seines Hauses an der Post-Tochter bekundet hatte, meldet jetzt auch Commerzbank-Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller mit deutlichen Worten die Begehrlichkeiten seines Hauses an.

Frankfurt am Main -  „Wir haben ein deutliches nachhaltiges Interesse an der Postbank, sollte sie zum Verkauf angeboten werden“, betonte Müller am Freitag auf der Jahres-Pressekonferenz der Commerzbank mehrfach.

Das Geld dazu hat die zweitgrößte der börsennotierten deutschen Banken. Aus der US-Hypothekenkrise ist die Bank mit vergleichsweise leichten Blessuren herausgekommen. Das Betriebsergebnis lag 2007 mit 2,51 Milliarden Euro zwar um fünf Prozent niedriger als im Vorjahr, der Gewinn nach Steuern stieg aber um knapp 20 Prozent auf den neuen Rekordwert von 1,92 Milliarden Euro.

Müller wollte sich zwar nicht zu einem möglichen Preis für die Postbank äußern, er habe aber eine „hohe Zuversicht, dass die Commerzbank einen Kauf stemmen“ könne. Der Commerzbank-Chef lobte ausdrücklich die Manager der Post-Tochter. Sie hätten es geschafft, „aus der Postbank einen wertvollen Markenartikel im deutschen Privatkundengeschäft zu machen.“ Die Commerzbank schaut sich nach den Worten von Müller – der im Frühjahr die Führungsposition an Martin Blessing abgibt und in den Aufsichtsrat wechselt – aber auch in ganz Europa nach Übernahmekandidaten um. Man wolle eine aktive Rolle bei der Konsolidierung spielen. Die angeschlagene französische Société Générale sei für die Commerzbank allerdings eine Nummer zu groß.

Auch an der Übernahme der Mittelstandsbank IKB hat die Commerzbank kein Interesse. Sie will sich auch nicht direkt am neuen Rettungspaket beteiligen, für das die privaten Banken rund 500 Millionen Euro bereitstellen sollen. Die Commerzbank werde die Rettung aber indirekt über den Bundesverband deutscher Banken mittragen, sagte Müller. Generell sei das Paket in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, dass am Mittwoch vereinbart worden war, noch nicht abschließend geschnürt. Der Commerzbank-Chef, zugleich auch Präsident des Bundesverbandes Deutscher Banken, erwartet zwar, dass die privaten Banken ihren Verpflichtungen nachkommen. „Ein besonderes Gedränge sehe ich aber nicht.“

Im Gegensatz zur KfW-Tochter IKB hat die Commerzbank die Krise am US-Hypothekenmarkt relativ gut verkraftet. Im vierten Quartal musste sie allerdings noch einmal 248 Millionen Euro abschreiben. „Die Belastungen für das gesamte Jahr belaufen sich damit auf 583 Millionen Euro“, sagte Müller. Damit hat die Bank rund die Hälfte ihrer Papiere in diesem Bereich abgeschrieben. Müller schließt aber nicht aus, dass es noch zu weiteren Belastungen kommen könnte.

Im traditionellen Bankgeschäft war die Bank dagegen sehr erfolgreich. Das Ergebnis in der Sparte für Privat- und Geschäftskunden stieg um ein Drittel auf 401 Millionen Euro. Die Zahl der Kunden erhöhte sich auf 5,5 Millionen, bis Ende 2009 sollen es sechs Millionen sein. Bei der Mittelstandsbank kletterte das operative Ergebnis sogar um die Hälfte auf 1,25 Milliarden Euro. Die Rendite stieg von ohnehin schon stattlichen 27 auf überragende 39 Prozent.

Vor allem diese beiden Sparten sind für das Rekordjahr verantwortlich. Aktionäre sollen davon profitieren: Die Dividende steigt von 0,75 auf einen Euro, 657 Millionen Euro schüttet die Bank aus. Sollte es keine negativen Überraschungen geben, erwartet Müller 2008 wieder das gute Ergebnis wie 2007. „Wenn die Märkte es zulassen, können wir dieses Ergebnis auch übertreffen.“

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