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Finanzkrise: Mit voller Wucht

MAN, Conti und BASF erwarten schwere Zeiten und künden Sparprogramme an. Metro hält sich wacker.

Berlin/München - Die globale Finanzkrise und die langsame Abkühlung der Konjunktur haben den deutschen Konzernen im dritten Quartal sichtlich zugesetzt. Besonders betroffen von der Schwäche ihrer Abnehmerindustrien sind Fahrzeugbauer wie MAN und Autozulieferer Continental. Aber auch der weltgrößte Chemiekonzern BASF erwartet härtere Zeiten und reagiert mit einem Sparprogramm. Nur der Handelskonzern Metro überraschte am Donnerstag mit unerwartet stabilen Zahlen.

Dem Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN brechen die Aufträge weg. Im gesamten Konzern, der neben Lastwagen und Omnibussen auch große Dieselmotoren und Turbomaschinen baut, sind die Bestellungen zwischen Juli und September um fast ein Drittel auf gut drei Milliarden Euro zurückgegangen. Beim Hauptprodukt Lkw habe sich der Auftragseingang auf gut 14 000 Fahrzeuge sogar halbiert, sagte Konzernchef Hakan Samuelsson am Donnerstag in München. Bis Anfang 2009 will der Konzern daher die Produktionskapazitäten drosseln und die Mehrzahl der knapp 3400 Leiharbeiter abbauen. „2009 wird ein schwieriges Jahr“, sagte Samuelsson. Die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen und Schiffsdieselmotoren dürfte eher zurückgehen. Die Börsianer blieben der MAN-Aktie trotzdem wohlgesonnen, die Zahlen bewegten sich immerhin im Rahmen der Erwartungen. Nach den Kursstürzen der vergangenen Wochen legte das Papier zeitweise um knapp zehn Prozent auf mehr als 37 Euro zu.

Auch der Autozulieferer Continental hat die Konjunkturabschwächung mit voller Wucht zu spüren bekommen. Der Gewinn brach im dritten Quartal massiv ein. Seine bisherigen Umsatzerwartungen nahm das Unternehmen, das gerade vom fränkischen Familienunternehmen Schaeffler übernommen wird, zurück. Die Gewinnerwartung für das Gesamtjahr hatte Conti bereits Mitte September nach unten korrigiert. Allein im dritten Quartal sank der Gewinn von 251,5 Millionen Euro im Vorjahr auf 2,4 Millionen Euro. Der neue Conti-Chef Karl Thomas Neumann kündigte in Hannover ein Sparprogramm an. Einem Medienbericht zufolge will sich Conti bis zum Jahresende von 5000 Leiharbeitern trennen und 1000 offene Stellen in Deutschland nicht mehr besetzen. Konzernchef Neumann geht davon aus, dass die Konjunkturabkühlung in der Autobranche auch 2009 anhalten wird. Allein im dritten Quartal dieses Jahres seien in den wichtigsten Conti-Absatzmärkten Nordamerika und Europa eine Million Autos weniger verkauft worden. Die Conti-Aktie stieg trotzdem zeitweise um mehr als zehn Prozent. Händler hatten noch Schlimmeres erwartet.

Auch beim weltgrößten Chemiekonzern BASF schwindet die Zuversicht. „Die globale Finanzkrise wirkt sich immer schneller und immer stärker auf die Realwirtschaft aus“, sagte Konzernchef Jürgen Hambrecht bei Vorlage der Quartalszahlen in Ludwigshafen. Die konjunkturellen Bremsspuren seien nicht mehr zu übersehen. „Die rückläufige Nachfrage in wichtigen Märkten, der Abbau von Vorräten bei unseren Kunden und der Absturz des Ölpreises sind Anzeichen einer rezessiven Entwicklung, die sich voraussichtlich im Jahr 2009 noch verschärfen wird“, sagte Hambrecht. Im dritten Quartal stieg der BASF-Umsatz insgesamt noch um 13 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro, allein in der Öl- und Gassparte (die von hohen Energiepreisen profitierte) sogar um knapp 50 Prozent. Der Gewinn ging aber um acht Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zurück. Als Grund für den Einbruch nennt der Konzern unter anderem hohe Aufwendungen aus Sicherungsgeschäften gegen steigende Naphtapreise – Naphta ist der wichtigste Grundstoff der Chemieindustrie. In Erwartung rauerer Zeiten hat BASF ein neues Sparprogramm aufgelegt. Unter anderem sollen bis 2012 mehr als 1000 der weltweit gut 95 000 Stellen gestrichen werden. Durch diese und andere Maßnahmen erwartet BASF von 2012 an einen positiven Ergebnisbeitrag von jährlich einer Milliarde Euro. Trotzdem notierte die Aktie zum Börsenschluss mit 2,2 Prozent im Minus.

Der Handelskonzern Metro ist zwar im dritten Quartal langsamer gewachsen als im ersten Halbjahr, hat aber wider Erwarten seine Prognose für das Gesamtjahr bestätigt – und damit die Börsen überzeugt. Der Aktienkurs stieg zeitweise um fast 14 Prozent. Einige Experten hatten angesichts der konjunkturellen Abkühlung sogar mit einer Gewinnwarnung gerechnet. „Bislang haben sich die globale Finanzkrise und die realwirtschaftliche Abkühlung noch nicht allzu stark in unseren Zahlen ausgewirkt“, sagte Metro-Chef Eckhard Cordes in Düsseldorf. Die Voraussetzungen für ein „ordentliches“ Weihnachtsgeschäft seien zwar gegeben, aber die Entwicklung nicht abzuschätzen.

Spurlos ging die weltweite Finanzkrise und die konjunkturellen Turbulenzen trotzdem nicht an dem Konzern vorüber: Die Elektronikketten Media-Markt und Saturn, die bislang immer starkes Wachstum garantiert hatten, verbuchten im dritten Quartal einen Gewinnrückgang. Ihr Umsatz konnte nur noch durch den Ausbau des Filialnetzes gesteigert werden.

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