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Japans Wirtschaft

© dpa

Finanzkrise: Stimmung in japanischer Großindustrie sinkt dramatisch

Die weltweit beachtete Tankan-Umfrage ist eine Mischung aus Konjunkturanalyse und Stimmungsbericht. Sie zeichnet ein düsteres Bild der japanischen Zukunftserwartungen.

Die Stimmung in der japanischen Großindustrie hat sich angesichts der Weltwirtschaftskrise so stark eingetrübt wie seit fast 34 Jahren nicht mehr. Wie die Bank von Japan am Montag mitteilte, fiel der Stimmungsindex in der weltweit beachteten Tankan-Umfrage im Quartal September bis Dezember von minus drei Punkte auf minus 24 und damit auf den tiefsten Stand seit rund sechs Jahren. Dies deutet darauf hin, dass Japans Industriekonzerne, die unter den wegbrechenden Exportmärkten und dem rasant gestiegenen Yen leiden, Investitionspläne auf Eis legen und die zweitgrößte Wirtschaftsnation damit noch tiefer in die Rezession sinken könnte.

Die düstere Lage könnte zudem den Druck auf die Zentralbank erhöhen, die Zinsen noch weiter zu senken. Der geldpolitische Rat der Bank von Japan kommt an diesem Donnerstag zu seiner zweitägigen regulären Sitzung zusammen. Der Rückgang des Stimmungsindexes um 21 Punkte ist der stärkste seit Februar 1975, was allerdings von Analysten erwartet worden war. Ein negativer Index bedeutet, dass die Pessimisten unter den Unternehmen in der Mehrheit sind. Damit sinkt die Stimmung in der Industrie seit nunmehr fünf Quartalen in Folge.

Auch die Stimmung der Verbraucher sackte ab

Die Finanzkrise lässt die Nachfrage nach japanischen Exportgütern sinken und zwingt die Unternehmen des Landes, ihre Produktion und Investitionen zu drosseln und Arbeitsplätze abzubauen. So hatte Sony kürzlich den Abbau von weltweit 8000 Vollzeitstellen angekündigt, nachdem in Japan bis dahin zumeist Zeitarbeiter von Entlassungen betroffen waren. Inzwischen gehen Japaner vermehrt auf die Straße, um gegen den Stellenabbau zu demonstrieren. Die Stimmung unter den japanischen Verbrauchern sackte im November auf ein Rekordtief.

Die Ergebnisse der Tankan-Umfrage zeigen, dass japanische Unternehmen - unabhängig von ihrer Größe - unter den sinkenden Konsumausgaben und fallenden Profiten zunehmend leiden und sich mit neuen Investitionen zurückhalten, zumal es angesichts der Finanzkrise schwieriger für sie geworden ist, an Finanzmittel zu kommen. Wie die Zentralbank weiter mitteilte, fiel der Stimmungsindex für große nicht produzierende Unternehmen auf minus neun nach plus eins. Für das noch bis zum 31. März 2009 laufende Geschäftsjahr erwarten die großen Unternehmen des Landes über die Branchen hinweg einen Rückgang der Kapitalausgaben im Vergleich zum Vorjahr von im Schnitt 0,2 Prozent.

Der von der japanischen Zentralbank alle drei Monate erstellte "Tankan"-Bericht zum Geschäftsklima ist eine Mischung aus Konjunkturanalyse und Stimmungsbericht. Detailliert beantworteten rund 10.000 Unternehmen Fragen nach ihren Lagerbeständen, Zwischengewinnen oder zu erwartenden Verlusten sowie zu ihren Investitions- und Personalplänen. Anhand eines Indexes bemisst die Zentralbank die Einschätzung der Unternehmen über ihre Geschäftslage. (ah/dpa)

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