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Finanzkrise: Weltgrößter Versicherer AIG mit Rekordverlust

Noch ein Opfer der internationalen Finanzkrise: Vor einem Jahr hatte der weltgrößte Versicherungskonzern noch mehr als vier Milliarden Dollar Gewinn erzielt - jetzt vermeldet die American International Group AIG den schmerzhaftesten Quartalsverlust der fast 90-jährigen Unternehmensgeschichte.

Der weltgrößte Versicherungskonzern American International Group (AIG) hat durch die Finanzkrise zum Jahresauftakt einen weiteren Rekordverlust erlitten. Nach erneuten Abschreibungen und Investmentverlusten von zusammen über 15 Milliarden Dollar bei Kreditpapieren stand im ersten Quartal unter dem Strich ein unerwartet großes Minus von 7,81 Milliarden Dollar (5,07 Mrd Euro). Für den Konzern ist dies der höchste Quartalsverlust seiner fast 90-jährigen Geschichte. AIG will sich nun eine dringend benötigte Finanzspritze von 12,5 Milliarden Dollar verschaffen.

Die Höhe der Einbußen sei überraschend gewesen, gestand Konzern-Chef Martin Sullivan am Donnerstagabend in New York ein. Trotz der Milliardenlasten soll die Quartalsdividende um 10 Prozent auf 0,22 Dollar steigen. Der Versicherungskonzern war bereits im Schlussquartal 2007 tief in die roten Zahlen gestürzt. Im ersten Quartal 2007 hatte AIG noch 4,13 Milliarden Dollar Gewinn erzielt.

Seit Jahresgewinn 20 Prozent an Wert verloren

"Die Ergebnisse spiegeln nicht die eigentliche Stärke und das Potenzial von AIG wider", betonte Sullivan mit Blick auf das operative Geschäft des Konzerns. Analysten hatten einen weit geringeren Verlust erwartet. Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel um mehr als fünf Prozent, nachdem sie bereits im Tagesverlauf um zwei Prozent nachgegeben hatte. Seit Jahresbeginn hat AIG mehr als 20 Prozent des Börsenwerts eingebüßt.

Der Konzern bedient die gesamte Palette von Schadenspolicen bis hin zu Lebensversicherungen und ist zudem als Vermögensverwalter tätig. Zusätzlich betreibt AIG einen der weltgrößten Anbieter für Flugzeug-Leasing.

Der Branchenführer zählt damit zu den größten Opfern der Kreditkrise. Der deutsche Rückversicherer Münchener Rück hatte am Donnerstag wegen hoher Belastungen einen vergleichsweise glimpflichen Gewinnrückgang von knapp 20 Prozent verbucht. Auch bei der Allianz ging das operative Ergebnis in der Lebens- und Krankenversicherung im ersten Quartal um gut ein Fünftel zurück. In der Schaden- und Unfallversicherung verdiente die Allianz hingegen operativ fast 17 Prozent mehr.

Hohe Verluste bei Tauschgeschäften

Mit den neuen Verlusten bei AIG steigt der Druck auf Konzern-Chef Sullivan. Der Konzern hatte früher mit einigen Skandalen zu kämpfen. Vor drei Jahren war der legendäre AIG-Chef Maurice Greenberg nach fast vier Jahrzehnten an der Spitze im Zusammenhang mit angeblich versteckten Verlusten zurückgetreten. Nachfolger Sullivan ringt seitdem um das Vertrauen der Wall Street und der Aufseher. Der 83-jährige Greenberg, der noch an AIG beteiligt ist, sorgt weiter für Unruhe und kritisiert die Führung des Konzerns regelmäßig.

Allein bei Tauschgeschäften im Kreditbereich ("Credit Default Swaps") musste AIG im ersten Quartal vor Steuern 9,1 Milliarden Dollar abschreiben. Weitere 6,1 Milliarden Dollar verlor die Bank bei ihren Investments. Ein Teil der gesamten Einbußen kann jedoch später eventuell wieder ausgeglichen werden, wenn die entsprechenden Papiere wieder an Wert zulegen sollten. Die Nettoprämien im allgemeinen Versicherungsgeschäft stagnierten bei 12,1 Milliarden Dollar. (jam/dpa)

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