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Finanzmärkte: Experte warnt vor Börsencrash

So schlimm wie im Jahr 2000 wird es nicht werden, aber der Börsenexperte Wolfgang Gerke warnt vor einem deutlichen Rückschlag am deutschen Aktienmarkt. Ein Abschlag von 10 Prozent sei möglich.

Frankfurt/Main - "Ich glaube zwar nicht, dass wir einen Crash wie im Jahr 2000 bekommen, aber ich rechne mit einem Einbruch", sagte der Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums und frühere Leiter des Lehrstuhls für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg. "Es wird nicht in der gleichen Stärke passieren, weil die Übertreibungen nicht so heftig sind wie damals, aber es wird eine Rückkehr geben hin zu einer nüchterneren Betrachtung."

Der deutsche Aktienindex Dax ist derzeit mit über 7700 Punkten nur noch gut 5 Prozent von seinem höchsten je erreichten Stand bei 8136,16 Punkten entfernt. Wie tief das Börsenbarometer fallen könnte, möchte Gerke nicht prognostizieren. Fest steht für ihn aber: "Mit einem Abschlag von 10 Prozent wären wir wieder auf gesundem Niveau." Den Grund für die Korrektur sieht der Experte in der Denkweise der Anleger. "Die Unternehmenszahlen und Konjunkturdaten sind positiv, und das schreiben viele bedenkenlos in die Zukunft fort", sagte er, "dabei sind die guten Entwicklungen aber bereits jetzt in den Aktienkursen enthalten."

Gegenüber März 2000, als der Dax sein bisheriges Rekordhoch erreichte, hat sich dem Börsenexperten zufolge viel verändert. Die extremen Überbewertungen von Unternehmen, hervorgerufen durch die Interneteuphorie, sind seiner Meinung nach überwunden. "Wer damals nur Dax-Werte kaufte, galt als antiquiert", erinnert sich Gerke, "die Leute kauften teils blind substanzlose Einzelwerte." Heutzutage sei dagegen eher der Aktienmarkt allgemein gefragt.

Krisenherde als Gefahr für die Märkte

Als Problem für die Stabilität der Märkte sieht der Experte die geopolitische Lage an. "Die Bedrohung ist heute stärker als noch vor ein paar Jahren." Krisenherde wie etwa im Libanon oder in Iran und Irak seien eine latente Gefahr für die Märkte. "Eine besonders dominante Rolle spielt der Terror", sagt Gerke.

Für die Anleger gibt es nach seiner Ansicht derzeit wenig Alternativen. Die Investition in festverzinsliche Papiere sei bei den derzeitigen Zinsniveaus noch nicht attraktiv. "Wer hohe Renditen haben will, muss auch hohe Risiken eingehen", sagt der Experte. Auch die private Altersvorsorge begünstige die Aktienanlage. "Der Zwang der Industrienationen zur Kapital gedeckten Vorsorge ist enorm, und die erzielbare Rendite auf lange Ansparperioden bei der Aktienanlage am höchsten." (tso/dpa)

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