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Ein möglicher Zinsanstieg könnte für viele Immobilienkäufer zum Problem werden.

© Patrick Pleul/dpa

Update

"Finanzstabilitätsbericht 2016": Bundesbank sieht noch keine Preisblase am deutschen Immobilienmarkt

Notenbank warnt allerdings Verbraucher davor, auf Basis der niedrigen Zinsen zu viele Schulden zu machen. Banken und Sparkassen in Deutschland seien gut aufgestellt.

Die Bundesbank sieht zwar aktuell keine Gefahr für die Finanzstabilität. Sie macht sich aber gleichwohl Sorgen. Hintergrund sind vor allem die niedrigen Zinsen, ein möglicher Zinsanstieg, vor allem dann wenn er abrupt kommt, und möglicherweise fallende Preise an der Börse und am Immobilienmarkt. Darauf wiesen die Vizepräsidentin der Notenbank, Claudia Buch, und das für Bankenaufsicht zuständige Vorstandsmitglied Andreas Dombret am Mittwoch bei der Vorstellung des „Finanzstabilitätsberichts 2016“ in Frankfurt hin.

In den Bilanzen der Banken könnten sich Risiken aufbauen, bei den Haushalten könnten die niedrigen Zinsen zu höheren Schulden führen und generell drohe die Gefahr, dass die Risiken durch steigende Zinsen unterschätzt würden.

„Möglicherweise wähnen wir uns derzeit in falscher Gewissheit. Das ist aktuell das größte Risiko“, sagt Buch. Verbraucher und Banken könnten demnach glauben, dass die Zinsen noch lange niedrig bleiben. Das kann sich nach Ansicht der Bundesbank als Fehler erweisen. „Deshalb sind ausreichende Puffer notwendig, um auf unvorhersehbare Ereignisse vorbereitet zu sein, etwa bei Banken durch ausreichendes Eigenkapital“.

Das Risiko bei Banken besteht etwa darin, dass zu festen niedrigen Zinsen auf zehn oder mehrere Jahre ausgereichte Immobilienkredite derzeit kaum entsprechend langfristig günstig gegenfinanziert werden können. Steigen die Zinsen, drohen den Instituten Verluste. Dieses sogenannte Zinsänderungsrisiko könnte, heißt es bei der Bundesbank, bei Banken,  Sparkassen und Volksbanken nicht angemessen berücksichtigt sein. Verbraucher, die sich über Kredit eine Immobilie gekauft haben, könnten bei einem Zinsanstieg nach Angaben von Dombret dadurch betroffen sein, dass generell die Nachfrage nach Immobilien sinkt und damit auch der Wert ihrer Immobilie, die als Sicherheit für den Kredit dient.

Banken vergeben Kredite mit Augenmaß

Generell aber sehen Buch und Dombret aktuell keine Gefahr für die Finanzstabilität. Zwar seien die Immobilienpreise im ersten Halbjahr um 5,5 Prozent gestiegen und auch außerhalb der Zentren zögen die Preise an, aber Übertreibungen am deutschen Immobilienmarkt erkennen die Bundesbanker nicht. „Wir haben keinen Befund, dass sich ein kreditfinanzierter Preisboom am Immobilienmarkt aufbaut“, sagt Buch. Es gebe auch keine Hinweise, dass die Banken ihre Standards für die Vergabe von Krediten lockern würden. Sie würden nach wie mit Augenmaß vergeben. Die privaten Haushalte seien zudem nicht übermäßig verschuldet.

Die deutschen Banken und Sparkassen stehen nach Ansicht von Dombret mit Blick auf die Liquidität und das Eigenkapital gut da. „Die Solvenz und Liquidität der Institute stehen außer Frage.“ Sie hätten das Eigenkapital seit 2010 und damit auch ihre Widerstandsfähigkeit deutlich erhöht. „Das Problem ist die Profitabilität und die ausgeprägte Ertragsschwäche. Die wird durch die Niedrigzinsphase noch verstärkt“, sagt der Bundesbanker. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Leitzinsen schon seit längerer Zeit sehr niedrig, um für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen und der Wirtschaft so unter die Arme zu greifen.

Im Schnitt seien 75 Prozent aller Erträge der Institute Zinserträge. “Das kann langfristig zu einer ernsten Gefahr werden“. Dombret zufolge müssen Banken und Sparkassen dieser Gefahr durch höhere Provisionen und Gebühren, durch geänderte Geschäftsmodelle, die mehr Einnahmen bringen, durch Kostensenkungen und möglicherweise auch durch Fusionen begegnen. Auch die Schließung von Filialen muss nach Ansicht von Dombret eine Option sein.

 Keine Spekulationen zu Trump

Auf die Frage, ob durch die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten und dessen Ankündigung, die Bankenregulierung zu lockern, Risiken für die Finanzstabilität entstünden, wollen sich Buch und Dombret nicht festlegen. „Darüber werden wir nicht spekulieren. Wir müssen abwarten, welche Politik die neue Regierung formuliert“, sagt Dombret. Er erwartet auch, dass sich die Aufsichtsexperten im so genannten Baseler Ausschuss, wie vereinbart bis Ende November auf endgültig auf weltweit relevante Regeln für die Kapitalanforderungen für Banken einigen. Dombret räumt allerdings ein, dass er derzeit nicht wisse, wie sich die amerikanischen Vertreter nach dem überraschenden Wahlausgang verhalten.

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