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Dax-Unternehmen sollen sich wohlfühlen in Berlin.

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Finanzstandort: Berlin: Eine Alternative zu London

Berlin als Standort für Europazentralen: Zum fünften Geburtstag zieht Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner Bilanz. Die fällt positiv aus.

Berlin - Es ist ein ehrgeiziges Versprechen, das der Chef von Berlin Partner da gibt: „Wir werden in 15 Jahren sicher wieder Dax-Unternehmen in Berlin haben“, sagte René Gurka am Donnerstag anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Wirtschaftsfördergesellschaft. „Aber wenn, dann sind es welche, die heute noch klein und innovativ sind.“ Dass man große Konzerne von anderen Standorten in die Hauptstadt locken könne, von der Idee habe er sich verabschiedet. Sicher gebe es hin und wieder Gespräche. Die meisten Unternehmen wollten damit aber nur bessere Konditionen in ihrer Heimatregion heraushandeln. Gute Chancen sieht Gurka hingegen in der Anwerbung ausländischer Konzerne, die in Berlin ihre Deutschland- oder Europazentrale aufbauen, wie jüngst der Pharmakonzern Pfizer. „Berlin ist eine echte Alternative zu London geworden.“

In den vergangenen fünf Jahren haben sich insgesamt 464 Unternehmen in Berlin angesiedelt, rechnet Berlin Partner vor. Sie haben insgesamt rund 21 000 neue Arbeitsplätze geschaffen und 1,7 Milliarden Euro in der Hauptstadt investiert. Für dieses Jahr rechne er mit 4000 neuen Jobs, sagte Gurka.

Für Wirtschaftssenator Harald Wolf sind die Zahlen ein Beleg dafür, dass die Gründung von Berlin Partner vor fünf Jahren ein Erfolg war: „Früher hatten wir viele Wirtschaftsförderungen, die teilweise gegeneinander, nicht miteinander gearbeitet haben“, sagte Wolf. 1994 gründeten einige große Betriebe, darunter auch der Unternehmer Heinz Dürr, die „Partner für Berlin“ , um im Rahmen einer Public Private Partnership ein professionelles Marketing für die Hauptstadt entwickeln. 2005 fusionierte die GmbH mit der Wirtschaftsförderung Berlin und der BAO Berlin, eine Tochter der Industrie- und Handelskammer, die einst als „Berliner Absatz-Organisation“ gegründet worden war und später als Marketing-Gesellschaft fungierte.

Die neu geschaffene Berlin Partner GmbH hatte 156 private und öffentliche Partner. Ende des vergangenen Jahres waren es 197. „Heute ist Berlin Partner eine der am besten ausgestatteten Wirtschaftsförderungen in Deutschland“, sagte Wolf. Das Budget der Gesellschaft liegt zwischen 13 und 15 Millionen Euro jährlich, etwa vier Millionen davon sind private Mittel. Davon beschäftigt Berlin Partner 120 Mitarbeiter. Sie sind in erster Linie zuständig für die Anwerbung von Unternehmen. „99 Prozent aller Investmentprojekte gehen durch unsere Hand“, sagte Gurka. Daneben wirbt Berlin Partner mit Imagekampagnen, auf Messen und Veranstaltungen in aller Welt für den Standort Berlin. Bei ihren Auslandsreisen, wie zuletzt im Rahmen der Expo in Schanghai, werden Berlin Partner oft auch von Berliner Unternehmern begleitet, die internationale Kontakte knüpfen möchten.

Seit Januar dieses Jahres kümmert sich Berlin Partner auch um bereits bestehende Unternehmen vor Ort. In diesem neuen Geschäftsfeld arbeiten 24 Beschäftigte, die Hälfte davon direkt in den Bezirken. Bislang haben allerdings erst 11 Mitarbeiter ihren Job in den Außenstellen angetreten. Der Bezirksmitarbeiter für Spandau wartet noch auf seinen Einsatz. Es ist kein Geheimnis, dass sich einige Bezirke anfangs schwer damit getan haben, Kompetenzen an die Berlin Partner abzugeben. Berlin Partner berät die Unternehmen in Finanzierungsfragen genauso wie bei Baugenehmigungen oder bei der Personalsuche.

Wirtschaftssenator Wolf kündigte an, die Wirtschaftsfördergesellschaft enger mit der Technologiestiftung Berlin (TSB) verzahnen zu wollen. „Wir arbeiten an einer Konzeption, die in Kraft treten wird, wenn der Unternehmensservice etabliert ist“, sagte Wolf. Die TSB fördert die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Unternehmen in Berlin und arbeitet in Teilbereichen schon mit Berlin Partner zusammen. Eine Fusion der beiden Institutionen, wie sie die Industrie- und Handelskammer fordert, schloss der Wirtschaftssenator aber zunächst einmal aus.

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