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Wirtschaft: Firmen und Verwaltungen weit vom Euro entfernt

IBM und Deutsche Bank kritisieren mangelhafte Vorbereitung FRANKFURT (MAIN) (ro).Gut acht Monate vor Beginn der Europäischen Währungsunion (EWU) beschäftigen sich immer noch viel zu wenig Unternehmen und ein viel zu kleiner Teil der öffentlichen Verwaltung mit dem Euro.

IBM und Deutsche Bank kritisieren mangelhafte Vorbereitung FRANKFURT (MAIN) (ro).Gut acht Monate vor Beginn der Europäischen Währungsunion (EWU) beschäftigen sich immer noch viel zu wenig Unternehmen und ein viel zu kleiner Teil der öffentlichen Verwaltung mit dem Euro.Nach Angaben von Hermann-Josef Lamberti, Vorstandschef von IBM Deutschland, und Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, widmen sich nur ein Drittel aller Firmen diesem Problem.Besonders problematisch sei aber die zögerliche Haltung der öffentlichen Verwaltung.Zum Teil müsse sogar von Ignoranz gesprochen werden. Nach Erkenntnissen von IBM beschäftigen sich nur 20 Prozent der öffentlichen Verwaltungen in Europa derzeit mit dem Euro."Ein Drittel macht überhaupt nichts", sagte Lamberti am Donnerstag in Frankfurt.Walter wies darauf hin, daß sich Behörden und öffentliche Institutionen hierzulande nur darüber einig seien, daß spätestens am 1.Januar 2002 auf den Euro umgestellt werde.Dann nämlich komme endgültig das Aus für die DM. Nach Ansicht von Lamberti und Walter ist es für die Unternehmen und die Bürger ein wichtiges Signal, wenn die öffentliche Verwaltung frühzeitig auf den Euro umstellen würde."Derzeit fehlen diese Signale", klagt Lamberti.Besonders hilfreich wäre es, so der IBM-Chef, wenn Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst bald in Euro besoldet und Bescheide von Ämtern schnell auf Euro lauten würden. Die Umstellung auf den Euro wird Unternehmen und öffentliche Verwaltungen in Europa laut IBM-Schätzung rund 300 Mrd.DM kosten.Die Hälfte davon entfällt nach den Worten von Lamberti auf die Informationstechnik.Verteuert wird die Umstellung durch die dreijährige Übergangsphase von Anfang 1999 bis Ende 2001, in der Euro und nationale Währungen nebeneinander Gültigkeit besitzen."Dies ist die reine Katastrophe.Das sorgt für Konfusion und lockt Rattenfänger an", klagte Walter.Insgesamt aber werden die Gewinne durch den Euro viel höher sein, denn den Aufwendungen stehen nach Angaben von Walter Kostenentlastungen von schätzungsweise 270 Mrd.DM pro Jahr gegenüber. Der Euro werde nach dem Dollar zur zweitwichtigsten Währung der Welt, und er werde zu einer stabilen Währung, sagte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank.Dafür sorge allein schon die unabhängige Stellung der Europäischen Zentralbank."Das wird die stärkste europäische Institution der nächsten zehn Jahre.Sie wird der Finanzpolitik sagen, wo es langgeht." Bis zum Jahr 2010 werde der Euro zur Weltwährung aufsteigen und zur Ankerwährung für Osteuropa und für Teile Nordafrikas und des mittleren Ostens, prophezeit Walter.Er sei eine ernsthafte Konkurrenz für den Dollar."Der Euro ist für den Dollar, was Airbus für Boeing ist." Für die DM erwartet Walter im übrigen einen Wechselkurs zum Euro von 1,95 DM. Für die Unternehmen wird der Euro nach Ansicht von Walter zu einer großen Herausforderung.Der Wettbewerb werde schärfer.Die neue Währung biete aber auch neue Marketing- und Profilierungschancen. Zudem schaffe sie einen neuen großen Markt mit fast 400 Millionen Konsumenten.Vor allem Software-Hersteller, die Auto- und die Elektroindustrie werden nach Ansicht des Chefvolkswirts der Deutschen Bank vom Euro profitieren.Banken, Versicherungen und der Handel hingegen würden Nachteile hinnehmen müssen.

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