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Wirtschaft: Firmen verlieren Zuversicht

Binnenkonjunktur erholt sich nur schleppend – Ifo-Geschäftsklima-Index sinkt überraschend

Berlin - Die Stimmung der Firmen in Deutschland hat sich im Februar wieder überraschend verschlechtert und damit den Hoffnungen auf eine kräftige Wirtschaftsbelebung zu Jahresanfang einen Dämpfer verpasst. „Die Erholung der Binnenkonjunktur kommt offensichtlich nur schleppend voran“, erklärte der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo), Hans-Werner Sinn, am Mittwoch in München. Das Ifo befragt jeden Monat rund 7000 Unternehmen, wie sie ihre aktuelle Lage und die Geschäftsentwicklung der kommenden sechs Monate einschätzen. Der Ifo-Index zur Lageeinschätzung sank auf 94,5 von 95,3 Punkten, das Barometer für die Erwartungen ging auf 96,4 von 97,5 Zählern zurück.

Eigentlich hatten Analysten erwartet, dass die Unternehmen im Februar zum dritten Mal in Folge optimistischer sind, nachdem der Index im Dezember und Januar gestiegen war. Experten wollen dem unerwarteten Einbruch jedoch noch nicht zuviel Bedeutung beimessen. „Der Rückgang ist auch die Korrektur der optimistischen Erwartungen der vergangenen zwei Monate. Insgesamt gibt es keine Abkehr vom Trend zu einem moderaten Aufschwung in diesem Jahr“, sagte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Bank of America, dem Tagesspiegel. Die Situation stehe zwar „auf wackeligen Beinen“, es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass es mit der Wirtschaft nun „den Bach heruntergeht“, sage Schmieding.

Er erwartet in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent. Das Ifo-Institut geht weiter von 1,2 Prozent aus. Optimistischer ist die Bundesregierung, die mit 1,6 Prozent rechnet.

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) bekräftigte denn auch am Mitwoch, dass er nicht mit einem Rückschlag für die deutsche Wirtschaft rechnet. Der Rückgang sei sehr sanft, sagte er, und der Index bewege sich weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau, sagte Clement. Zusammen mit anderen Indikatoren gehe er davon aus, dass „wir weiterhin einen - wenn auch verhaltenen - wirtschaftlichen Aufschwung erleben“.

Auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat den Aufschwung in Deutschland noch nicht abgeschrieben. Trotz des unerwarteten Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent im Schlussquartal 2004 „kann den kommenden Monaten mit Optimismus entgegengesehen werden“, erklärte das arbeitgebernahe IW am Mittwoch. Das IW hatte bereits in der vergangenen Woche seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr wegen der schlechteren Ausgangsbasis auf 1,5 von bislang zwei Prozent gesenkt.

Die Ifo-Wachstumsprognose von 1,2 Prozent liege „sicher im optimistischen Bereich“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger. „Wir gehen weiter von einem moderaten Aufschwung aus, nicht von einer Rezession, weil der Export eine wichtige Stütze ist; moderat aber, weil die Binnenkonjunktur nicht nachzieht.“ Der Konsum erhole sich erst durchgreifend, wenn spürbar mehr Investitionen getätigt würden und sich die Situation am Arbeitsmarkt verbessere, sagte Abberger. Zwar dürfte der Abwärtsdruck beim Konsum nach Einschätzung Abbergers in den kommenden Monaten nachlassen. „Wenn er gestoppt wird, wäre das schon positiv“, sagte der Experte.

Der Ifo-Index zeichne aber nach, dass es an positiven Impulsen weiterhin fehle, auch wenn die Investitionen wieder leicht anzögen. In allen vier befragten Branchen - Industrie, Bau, Groß- und Einzelhandel - seien die Unternehmen für die kommenden Monate wieder pessimistischer. Einzig die Exporterwartungen im verarbeitenden Gewerbe hätten sich leicht erholt. Flora Wisdorff

Flora Wisdorff

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