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Wirtschaft: Firmengründer Kim übernimmt die Verantwortung für die Krise des südkoreanischen Konzerns

Der Chef des kollabierenden südkoreanischen Industriekonzerns Daewoo, Kim Woo-Choong, hat seinen Rücktritt angeboten. Wie das Unternehmen am Montagmorgen mitteilte, will Kim damit die Verantwortung für die schwere Finanzkrise übernehmen, in der die Gruppe steckt.

Der Chef des kollabierenden südkoreanischen Industriekonzerns Daewoo, Kim Woo-Choong, hat seinen Rücktritt angeboten. Wie das Unternehmen am Montagmorgen mitteilte, will Kim damit die Verantwortung für die schwere Finanzkrise übernehmen, in der die Gruppe steckt. "Kim will den Sanierungsplänen nicht im Wege stehen", erklärte ein Konzernsprecher in Seoul. Im Gefolge Kims erklärten weitere 13 Top-Manager von Daewoo, darunter die Spitzen der zwölf am stärksten bedrohten Unternehmenseinheiten, ihre Rücktrittsbereitschaft. Die Rücktrittsofferten wurden der staatlichen Wiederaufbaukommission unterbreitet; die eigentliche Entscheidung obliegt aber den Gläubigerbanken, bei denen Daewoo mit mehr als 50 Milliarden Dollar (mehr als 93 Milliarden Mark) in der Kreide steht.

Kim, der sich am Montag in Frankfurt (Main) aufhielt, telefonierte nach Angaben des Firmensprechers persönlich mit allen 13 Spitzenmanagern, bevor er sein Rücktrittsangebot einreichte. Der 62jährige hatte im vergangenen Monat bereits die Führung der Daewoo-Rüstungstochter abgegeben und damit Spekulationen über seinen Verbleib an der Spitze des zweitgrößten Industriekonglomerats Südkoreas angefacht.

Kim hatte Daewoo 1967 mit 10 000 Dollar Startkapital als kleines Textilunternehmen gegründet. Innerhalb von drei Jahrzehnten gelang es ihm mit Hilfe einer aggressiven Expansionsstrategie und umfangreicher Kredite, Daewoo zu einem der 20 größten Konzerne der Welt aufzubauen. Ende des vergangenen Jahres beschäftigte die hoch-diversifizierte Gruppe mit Stärken unter anderem im Autobau, im Handel, bei Maschinenbau und Finanzgeschäften 230 000 Personen in Südkorea. Während der Wirtschafts- und Finanzkrise in Asien ab Ende 1997 wurde dem Unternehmen die ehemals erfolgreiche Wachstumsstrategie Kims indessen zum Verhängnis. Zahlreiche kurzfristige Kredite wurden fällig und konnten nur zu äußerst schlechten Konditionen umgeschuldet werden, was den Konzern "strangulierte".

Die lange Jahre übliche staatliche Protektion für die Chaebol genannten Großkonzerne Südkoreas geriet im Gefolge der Asienkrise in Verruf. Die einflussreichen Gruppen, die auch ohne entsprechende Sicherheiten immer auf staatlich geförderte Großkredite hatten zählen können, sahen sich zu harten Sanierungsprogrammen und Massenentlassungen gezwungen. Im Falle Daewoos beschlossen Gläubigerbanken und Regierung, drei Viertel aller bisherigen Firmenaktivitäten abzustoßen, um mit dem Ertrag die verbleibenden Unternehmensteile sanieren und Schulden abtragen zu können. Dies kommt nach Ansicht von Beobachtern faktisch einer Selbstauflösung des Konzerns gleich.

Der amerikanische Autokonzern General Motors will in den kommenden Wochen Verhandlungen über eine engere Kooperation mit der Daewoo-Autosparte aufnehmen. Gespräche Daewoos mit Samsung über einen Tausch der Samsung-Autosparte gegen Daewoos Elektronikgeschäft waren zuvor gescheitert.

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