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Wirtschaft: Flacher, leichter, bunter

Auf der Computermesse Cebit zeigt die Industrie, wie neue Digitaltechnik unsere Wohnzimmer aufräumt – Auslaufmodelle gibt es jetzt zum Schnäppchenpreis

Fernseher hatten bisher auf der Hightechmesse Cebit nichts zu suchen. Auch kein Walkman und schon gar keine Spielkonsole. Als Microsoft vor einigen Jahren seine X-Box präsentieren wollte, musste der größte Softwarekonzern der Welt seinen Stand wieder einpacken. Für die Macher der Cebit waren Computer, Software und Telekommunikation die wichtigsten Themen. Alles andere musste draußen bleiben.

„Das hat sich grundlegend geändert. Viele Neuerungen auf der Cebit kommen aus der Unterhaltungselektronik“, sagt Luis Praxmarer, Vorstand der Technologieberatung Metagroup. Zwar kündigt die Branche seit Jahren das Zusammenwachsen von Computerwelt und Unterhaltungselektronik an. Aber jetzt sind auch die entsprechenden Produkte auf dem Markt.

Das Motto der Cebit 2004 heißt „Digital Lifestyle“. Vor Jahren ersetzte der CD-Player den Plattenspieler, heute die Digitalkamera den Fotoapparat der DVD-Rekorder den Videorekorder und der flache LCD-Bildschirm den Röhrenfernseher. Dieser Trend soll der gesamten Branche einen Aufschwung bescheren. Nach Schätzung des Branchenverbandes Bitkom wird der Markt für Informations- und Telekommunikationstechnik in Deutschland in diesem Jahr wieder um 1,5 Prozent wachsen. 2003 schrumpfte der Umsatz noch um ein Prozent.

Ein weiters großes Cebit-Thema sind Flachbildschirme. Sie können heute sowohl als Computer-Bildschirm als auch als Fernseher genutzt werden. Voraussetzung ist, dass in den Monitoren ein Empfangsgerät fürs Fernsehen (TV-Tuner) eingebaut ist. Mit einer Bildschirmdiagonale von einem Meter präsentiert Sharp einen der größten LCD- Bildschirme weltweit. Um Filme oder Daten aufzunehmen und zu archivieren, kommen Filmfans heute nicht mehr um einen digitalen DVD-Rekorder herum.

Neben Geräten für das Wohnzimmer sind auch die meisten Computer heute mit DVD- Brennern ausgestattet. Tendenz: Die Brenner werden immer schneller. Die Besten beschreiben DVDs mit zwölffacher Geschwindigkeit, die Firma Waitec will sogar den ersten 16fach-Brenner präsentieren. Parallel dazu arbeiten Sony oder Philips an der Weiterentwicklung. Ein neues Verfahren ermöglicht es, die DVD in zwei Schichten zu beschreiben, das verdoppelt die Speicherkapazität.

Immer mehr Computernutzer steigen auf Notebooks um oder ergänzen ihren Tisch-PC durch ein tragbares Gerät. Zur Serienausstattung der neuen Notebook-Generation gehören Chips für die Nutzung von W-Lan. Dieser Funkstandard ermöglicht einen schnellen Internetzugang ohne Kabelsalat. Da die Reichweite der W-Lan-Sender begrenzt ist, werden sie vor allem an „Hotspots“ wie Flughäfen, Kongresszentren oder Hotels eingerichtet. W-Lan gibt es aber auch für zu Hause, kombiniert mit dem schnellen DSL-Internetzugang. Vorteil: W-Lan ermöglicht es nicht nur, mit dem Notebook auch auf der Terrasse im Netz zu surfen, sondern ohne großen Aufwand kann man auch mehrere Computer in Arbeitszimmer, Hobbykeller und Kinderzimmer drahtlos mit dem Internet verbinden.

Zu den Hauptattraktionen auf der Cebit gehören die neuen Handys. Rund 40 Modelle sollen auf der Messe vorgestellt werden. Siemens präsentiert gleich drei, darunter ein Outdoor-, ein Luxus- und ein Einsteigerhandy, das den Versand von Bildnachrichten (MMS) erlaubt. Zwar sind die meisten Handys mit Kamera und Farbbildschirm ausgestattet, doch ließ die Qualität der Bilder häufig zu wünschen übrig. „Mit den neuen Geräten haben die Nutzer mehr Spaß an den Fotos, weil bessere Kameras und Displays eingebaut werden“, sagt Andreas Rohmeder von Siemens Mobile. Die ersten Foto-Handys mit Zoom sind bereits auf dem Markt.

Egal in welchem Marktsegment, kurz vor der Messe sinken in den Geschäften die Preise für viele Auslaufmodelle. Bei Handys ist die Flut der Neuheiten besonders groß. Die „alten“ Top-Handys wie das Sony-Ericsson T610 gibt es schon für einen Euro – mit Mobilfunkvertrag. „Unabhängig von Modellwechseln nutzen viele Händler die Cebit als Anlass für Preisaktionen“, sagt Rudolf Aunkofer von der Gesellschaft für Konsumforschung. Bei Flachbildschirmen rechnet die Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (GfU) auch nach der Messe mit Preissenkungen. „Die Geräte werden in immer größeren Stückzahlen produziert, entsprechend sinken die Preise“, sagt GfU-Sprecher Roland Stehle. Die GfU schätzt, dass 2004 mit rund 500000 Flachbildschirmen mehr als doppelt so viele Geräte verkauft werden wie im Vorjahr.

Weitere Informationen im Internet:

www.cebit.de

Maurice Shahd

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