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Die Deutsche Wohnen besitzt in Deutschland 149 000 Wohn- und Gewerbeeinheiten.

© dpa

Flüchtlinge brauchen Wohnungen: Bauboom in Deutschland

265.000 Wohnungen werden 2015 neu gebaut, aber allein die Flüchtlinge brauchen 160.000, sagt die Wohnungswirtschaft. Kampf um Deutsche Wohnen geht weiter.

Die deutsche Bauwirtschaft profitiert vom anhaltenden Immobilienboom, zugleich tobt ein heftiger Kampf um die Macht auf dem Wohnungsmarkt. Die Deutsche Wohnen, Nummer zwei in Deutschland, wehrt sich weiter erbittert gegen eine Übernahme durch den Branchenführer Vonovia. Bei der Bekanntgabe der Zahlen für die ersten neun Monate bekräftigte Vorstandschef Michael Zahn seine Ablehnung. Die Deutsche Wohnen sei unter dem Dach der Vonovia, früher Deutsche Annington, weniger wert, als wenn das Unternehmen eigenständig bleibe, schrieb Zahn in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an die Aktionäre. In den ersten neun Monaten konnte das Unternehmen, das einst die Berliner GSW geschluckt hatte, seinen Gewinn von 144,9 Millionen auf 521,7 Millionen Euro steigern. Die Deutsche Wohnen verfügt derzeit über mehr als 149.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten, Vonovia jedoch über 350.000 Wohnungen. Eigentlich hatte die Deutsche Wohnen ihrerseits den kleineren Konkurrenten LEG kaufen wollen, ist nun aber selbst zur Gejagten geworden. Mitten im Übernahmekampf verlässt Finanzvorstand Andreas Segal das Unternehmen, er suche nach neuen beruflichen Herausforderungen, sagte er.

Bauwirtschaft: 400.000 neue Wohnungen pro Jahr nötig

Immobilienkonzerne machen derzeit gute Geschäfte – genauso wie die Bauwirtschaft. Die Nachfrage nach neuen Wohnungen kurbelt das Geschäft an. 2015 sollen 265.000 neue Wohnungen gebaut werden, 20.000 mehr als im Vorjahr – und 110.000 mehr als 2009. Nach Einschätzung der deutschen Bauwirtschaft ist der Bedarf an neuem Wohnraum jedoch noch deutlich größer. Angesichts der anhaltenden Landflucht und der steigenden Zahl der Flüchtlinge seien jährlich bis zu 400.000 neue Wohnungen erforderlich, sagte Karl-Heinz Schneider, Vorsitzender der Bauvereinigung Bauwirtschaft am Dienstag. Der Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Hans-Hartwig Loewenstein, forderte kürzere Planungs- und Genehmigungsverfahren, um schneller bauen zu können. Zudem sollten Bund und Länder dazu übergehen, Typenhäuser zu definieren: standardisierte Gebäude, die nicht mehr im Einzelfall genehmigt werden müssten.
Allein für die Flüchtlinge, die in diesem Jahr ankommen, sind nach Meinung der Wohnungswirtschaft bis zu 160.000 neue Wohnungen nötig. „Es ist kein Hexenwerk, diese Unterbringung sicherzustellen“, sagte Verbandspräsident Axel Gedaschko.

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