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Fluggesellschaft: Großaktionär steigt bei Air Berlin aus

US-Milliardär Blawatnik verkauft seinen Anteil von knapp 20 Prozent. Noch ist nicht bekannt, wer die Aktien gekauft hat.

Berlin - Der russischstämmige US-Milliardär Len Blawatnik ist als Hauptaktionär bei Air Berlin ausgestiegen. Blawatnik habe seinen Anteil von 18,94 Prozent an Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft verkauft, teilte Air Berlin am Donnerstag in einer Börsenpflichtmitteilung mit. Wer den Anteil erworben hat, dazu machte Air Berlin auch auf Nachfrage keine Angaben.

Blawatniks Firma Access Industries hatte sich im Mai 2008 über eine Tochtergesellschaft als größter Aktionär an Air Berlin beteiligt. Hintergrund des Verkaufs könnte die Insolvenz des Petrochemiekonzerns Lyondell-Basell sein, der neben Air Berlin über die Beteiligungsfirma Access Industries ebenfalls zum Firmenimperium von Blawatnik gehört.

Die Air-Berlin-Aktie ging am Donnerstag zunächst auf Talfahrt, erholte sich aber im Tagesverlauf wieder etwas. Zum Schluss notierte sie bei 4,55 Euro, 2,6 Prozent im Minus.

Analysten gehen davon aus, dass das Aktienpaket an der Börse vorbei an einen neuen Eigentümer gegangen ist. Ein Verkauf über die Börse hätte sich im Kurs ganz anders niedergeschlagen, hieß es. „Das Motiv für den Verkauf ist bei dem Investor selbst zu suchen und nicht bei Air Berlin“, meint Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Als Motiv vermutet er allein die finanzielle Bedrängnis Blawatniks und keine strategische Erwägungen bezüglich Air Berlins.

Für Blawatnik war das Engagement bei Air Berlin ein Verlustgeschäft. Als er im Mai einstieg, kostete die Aktie um die acht Euro. Im weiteren Jahresverlauf geriet sie jedoch unter erheblichen Druck. Hohe Schulden und hohe Treibstoffkosten lasteten schwer auf dem Unternehmen. Ein Analyst von Dresdner Kleinwort brachte seine Skepsis zum Ausdruck, indem er das Kursziel für die Air-Berlin-Aktie auf null setzte. Tatsächlich sank sie bis auf 2,41 Euro herab.

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft nach der Lufthansa korrigierte ihren Kurs. Nach der Phase aggressiven Wachstums mit den Zukäufen von dba und LTU ging es nun ans Sparen. Kapazitäten wurden zusammengestrichen, zahlreiche Flugstrecken – darunter die Direktverbindung nach China – eingestellt, Maschinen ausgemustert. Der Sparkurs zeigt Erfolge: Analysten sehen die Fluggesellschaft auf einem guten Weg. Erst am Mittwoch konnte Air Berlin eine gestiegene Auslastung und höhere Erträge pro Sitzplatz und geflogenem Kilometer melden. „Ich sehe erste Erfolge“, sagte Analyst Pieper. Dennoch bleibt er skeptisch. „Das reicht in dem Umfeld nicht.“ Pieper erwartet, dass der Tourismusmarkt im laufenden Jahr unter der Konjunkturkrise leiden wird.

Was der Aktie zuletzt auch half, waren Gerüchte über ein mögliches Interesse der Fluggesellschaften Emirates und Etihad Airways aus Dubai an einem Einstieg bei Air Berlin. Analyst Pieper nennt dies abenteuerliche Spekulationen. An einer Minderheitsbeteiligung könnten die Gesellschaften wohl kaum Interesse haben, die Mehrheitsbeteiligung einer außereuropäischen Fluggesellschaft aber würde bedeuten, dass Air Berlin seine Verkehrsrechte verliert. Diese müssten dann neu verhandelt werden und das sei ein komplizierter Vorgang. „Warum sollte jemand sich darauf einlassen, zumal Air Berlin nicht wirklich lukrativ ist?“, gibt Pieper zu Bedenken. Außerdem passe das Angebot von Air Berlin nicht zu dem der arabischen Airlines. Wahrscheinlicher sei der Einstieg einer europäischen Airline, etwa von Easyjet. „Das würde schon einen gewissen Sinn machen“, sagte der Analyst.

Für noch wahrscheinlicher aber hält Pieper die Möglichkeit, dass Blawatniks Holding die Anteile an einen anderen Finanzinvestor weitergegeben hat oder an eine Bank. Sollten der oder die neuen Eigentümer nun mehr als drei Prozent der Anteile an Air Berlin halten, müssen er oder sie dies binnen 24 Stunden anzeigen.

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