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Wirtschaft: Flughafen Athen: Geldsorgen

Athen. Noch vor wenigen Monaten galt das Projekt als Musterbeispiel einer "Public Private Partnership": Der neue Athener Flughafen, gebaut von einem Konsortium unter Führung der Essener Hochtief AG, das sich mit dem griechischen Staat auch in die Finanzierung des 2,1 Milliarden Euro teuren Vorhabens teilte.

Athen. Noch vor wenigen Monaten galt das Projekt als Musterbeispiel einer "Public Private Partnership": Der neue Athener Flughafen, gebaut von einem Konsortium unter Führung der Essener Hochtief AG, das sich mit dem griechischen Staat auch in die Finanzierung des 2,1 Milliarden Euro teuren Vorhabens teilte. An der Athens International Airport S.A. (AIA) halten das Konsortium 45 Prozent und die Republik Griechenland 55 Prozent. Für die Hochtief AG, die den Flughafen auf 25 Jahre betreiben werden, war der Flughafen ein Vorzeigeprojekt, mit dem der Baukonzern seine Kompetenz im Airport-Geschäft demonstrieren wollte.

Doch 100 Tage nach Aufnahme des Flugbetriebs herrscht keine Jubelstimmung in der Vorstandsetage des Unternehmens. Die Kassen klingeln nicht so wie erwartet. Flughafenchef Matthias Mitscherlich dreht jede Drachme zweimal um. Alle irgendwie entbehrlichen Beschaffungen hat der Vorstand storniert. Grund des Engpasses: Der größte Kunde des Flughafens, die seit Jahren am Rande des Bankrotts segelnde staatliche griechische Fluggesellschaft Olympic Airways, ist mit der Zahlung der Abfertigungsgebühren weit in Rückstand geraten. Die Außenstände belaufen sich inzwischen auf umgerechnet 31 Millionen Mark. Olympic schuldet nicht nur Abfertigungsgebühren sondern auch Flughafensteuern, die sie zwar von den Passagieren beim Ticketkauf kassiert, aber zumindest nicht in voller Höhe an den Fiskus abgeführt hat. Vom Gesamtaufkommen der in Athen erhobenen Flughafensteuern, die bis zu 70 Mark pro Passagier betragen können, stehen der Flughafengesellschaft vertraglich 75 Prozent zu.

Zwar hat die Athener Airport AG nach Angaben einer Sprecherin bisher nicht mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Aber das könnte sich bald ändern. Die von Olympic Airways geschuldeten Beträge machen immerhin ein Viertel der gesamten Einnahmen des Flughafens aus. Der deutsche Flughafenchef Matthias Mitscherlich räumt ein, wenn Olympic weiterhin nicht zahle, stehe das Unternehmen vor "erheblichen Schwierigkeiten bei der Erfüllung unserer Verpflichtungen gegenüber den Banken." Finanziert wurde das 4,1 Milliarden Mark teure Projekt unter anderem mit einem Kredit der Europäischen Investitionsbank (EIB) über knapp zwei Milliarden Mark und ein Darlehen eines Bankenkonsortiums unter Führung der Hypo-Vereinsbank in Höhe von 610 Millionen Mark. Zwar überwies die Flughafengesellschaft Anfang Juni pünktlich die erste Rate in Höhe von rund 59 Millionen Mark an die EIB, aber nur, "weil wir zum Glück mit einem guten Cash-Polster gestartet waren", wie Airport-Chef Mitscherlich erklärt. Im September wird eine Zahlung von knapp 40 Millionen Mark an das Hypo-Vereinsbank-Konsortium fällig und im Dezember die nächste Rate an die EIB. Wenn Olympic bis dahin nicht zahlt, droht der Flughafengesellschaft eine finanzielle Bruchlandung.

Dass sich die desolate Finanzlage und die Zahlungsmoral bei Olympic Airways schnell bessern, ist allerdings nicht zu erwarten. Das Unternehmen hat gravierende Liquiditätsprobleme. Die Athener Regierung bemüht sich derzeit, einen Käufer für die angeschlagene Fluggesellschaft zu finden. Als Favoriten für den Einstieg bei Olympic gelten die private griechische Fluggesellschaft Axon Airlines und die staatseigene zyprische Cyprus Airways. Aber die jetzt beginnenden Verkaufsverhandlungen werden frühestens im Herbst zu einem Abschluss kommen. Und ob der neue Olympic-Mehrheitsaktionär die ausstehenden Flughafengebühren begleichen wird, ist völlig offen. Wahrscheinlich wird sich die Airport-Gesellschaft daher an den griechischen Staat halten müssen.

Unterdessen gibt es wachsende Verärgerung bei den anderen Fluggesellschaften, die ihre Gebühren und Steuern pünktlich abführen, während Olympic den Airport praktisch zum Nulltarif benutzt und auch noch mit Dumpingpreisen Passagiere abzuwerben versucht. Die Olympic-Konkurrenten sehen darin eine krasse Wettbewerbsverzerrung. Die griechischen Privatgesellschaften Aegean Airlines und Cronus Airlines sind deswegen bereits bei der EU-Kommission vorstellig geworden.

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