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Wirtschaft: Flughafen-Holding schreibt schwarze Zahlen

Erstmals positives Betriebsergebnis / BBF-Chef: Das Schlimmste ist überstanden / Tegel an der Kapazitätsgrenze BERLIN (dw).Die Berlin-Brandenburg Flughafen Holding schreibt zum ersten mal seit Gründung des Konzerns schwarze Zahlen.

Erstmals positives Betriebsergebnis / BBF-Chef: Das Schlimmste ist überstanden / Tegel an der Kapazitätsgrenze BERLIN (dw).Die Berlin-Brandenburg Flughafen Holding schreibt zum ersten mal seit Gründung des Konzerns schwarze Zahlen."Es scheint, als hätten wir die schwersten Jahre hinter uns", kommentierte der Vorsitzende der BBF-Geschäftsführung, Götz Herberg, am Freitag das Betriebsergebnis von 19 Mill.DM.Dennoch gibt es mehr als einen Wermutstropfen: So wird der Betriebsgewinn erneut durch den fälligen Schuldendienst völlig aufgezehrt.Und von den drei Berliner Airports arbeitet noch immer nur Tegel profitabel.Trotz des postiven Ergebnisses ziehen die Kreditzinsen die Flughafen-Holding in die Miesen: Immerhin muß ein Schuldenberg von 656 Mill.DM bedient werden.Unter dem Strich schließt die BBF das Geschäftsjahr 1997 daher mit einem Minus von 22 Mill.DM ab.Immerhin wurde damit der Jahresfehlbetrag gegenüber dem Vorjahr fast halbiert.Darüberhinaus betonte Kilian Krieger, in der BBF-Geschäftsführung für die Finanzen zuständig: "Ohne die Schuldenbelastung durch das Baufeld Ost wäre das Ergebnis ausgeglichen." Damit erweist sich das Debakel um den Flächenaufkauf am Flughafen Schönefeld weiterhin als schwerste Hypothek der Gesellschaft: Zu Beginn der 90er Jahre hatte die Holding mit Blick auf den geplanten Großflughafen BBI für rund 600 Mill.DM Grundstücksflächen am Airport Schönefeld aufgekauft, die sich nach Änderung der Ausbaupläne jedoch als völlig nutzlos erwiesen.Rund 80 Prozent der gegenwärtigen Bankverbindlichkeiten, so Kilian, seien auf das Baufeld Ost-Problem zurückzuführen.BBF-Chef Götz Herberg betonte bei der Bilanzpressekonferenz, daß vor allem der hervorragende Einsatz der Mitarbeiter das gute Geschäftsergebnis für 1997 ermöglicht habe.Eine um 113 auf 1787 Köpfe geschrumpfte Mannschaft habe ein deutlich höheres Passagier- und Frachtaufkommen bewältigt.Die Produktivität pro Mitarbeiter sei um zehn Prozent gestiegen.Trotz der personellen Verschlankung der BBF zeige die Ansiedlung neuer Unternehmen wie Bombardier oder Condor Berlin, daß die Flughäfen "auch weiterhin eine Jobmaschine für die Region bleiben."Für 1998 rechnet Finanz-Chef Kilian "mit einem ähnlich positiven Geschäftsverlauf".Im vergangenen Jahr war das Fluggast-Aufkommen auf den drei Flughäfen um 5,5 Prozent auf über 11 Millionen gestiegen.Das Frachtaufkommen legte um 9,7 Prozent zu.Allerdings würden einige Sonderausgaben fällig, die das Betriebsergebnis in diesem Jahr wohl nur einstellig werden lassen: So muß etwa die Startbahn Süd des Flughafens Tegel saniert werden.In Schönefeld werde zudem eine neue Frachtanlage gebaut.Die Planungen für den BBI kämen schneller voran, als erwartet: "Wir sind ein halbes Jahr vor unserem Zeitplan", sagte Herberg.Die drei verbliebenen Bewerber-Konsortien würden ihre Angebote für die Übernahme von rund 75 Prozent der BBF-Anteile und den Bau des BBI im Mai einreichen.Die endgültige Entscheidung solle im Herbst fallen.Im Rennen ist noch das Konsortium Hochtief/Siemens/ABB, zweitens Dresdner Bank/IVG Holding sowie drittens Kopenhagener Flughafen/Bechtel.Grundsätzliches Problem der Berliner Flughäfen sei der geringe Anteil von Transit-Passagieren (rund 3 Prozent) und von Langstreckenflügen.Nach dem Rückzug der amerikanischen Delta Airlines "kommen wir von Berlin aus nicht mehr direkt über den Atlantik", sagte Herberg: "Das schmerzt uns und die gesamte Region." Delta habe aber schlüssig nachgewiesen, daß sie mit der Verbindung kein Geld verdient habe.Die Marketing-Anstrengungen für mehr Langstrecken-Verbindungen nach Berlin würden weiter verstärkt.Zu den einzelnen Flughäfen berichtete Herberg, daß Tegel nach wie vor die "Cash-cow" des Konzerns bleibe.Mit rund 8,7 Millionen Passagieren im vergangenen Jahr bewege sich der Airport knapp unter seiner Kapazitätsgrenze von 9 bis 9,5 Millionen.Im innerdeutschen Verkehr wurdenrund 4,9 Millionen Personen von und nach Tegel befördert - eine Zunahme von 3,9 Prozent.Das steigerte das Betriebsergebnis von Tegel von 31,4 Mill.DM auf 55,6 Mill.DM.Zu der Diskussion, Tegel nach der Eröffnung des BBI im Jahre 2007 entgegen der bisherigen Planungen nicht zu schließen, wollte Herberg nicht beitragen: "Wir halten uns an die Beschlüsse."Herberg erinnerte daran, daß Tegel wegen der kurzen Landebahn nicht von Jumbo-Jets angeflogen werden könne.Langstreckenflieger seien daher auf den Ausbau Schönefelds zum BBI angewiesen.Er bedauere, daß es unter den Berlinern noch "Vorbehalte aus der Mauerzeit" gegen den Ostberliner Standort gebe.Der Flughafen sei mit 1,95 Millionen Passagieren im Jahre 1997 noch nicht einmal zur Hälfte ausgelastet.Herberg sagte, er hoffe auf Besserung, wenn die Deutsche Bahn Ende Mai den Airport-Express in Betrieb nehme.Schönefeld sei dann vom Bahnhof Zoo aus in 29 Minuten zu erreichen.

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