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Koffersammlung: Reisende am und zum Frankfurter Flughafen müssen sich mindestens am Donnerstag auf Ausfälle gefasst machen.

© dpa

Update

Flughafen-Streik: Air Berlin will dennoch fliegen

Angesichts des bevorstehenden Streiks am Frankfurter Flughafen streicht Lufthansa rund 100 Starts und Landungen. Der Ausstand könnte länger dauern als bislang gedacht.

Bereits vor Beginn des Streiks am Frankfurter Flughafen am Donnerstag droht die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) mit dem nächsten Ausstand. Falls es kein Einsehen gebe, werde am Freitag für 14 Stunden gestreikt, sagte ein GdF-Sprecher.

Die Streikdauer würde sich damit auf insgesamt 21 Stunden erhöhen. Am Donnerstag sollte der Ausstand um 15 Uhr beginnen und bis 22 Uhr dauern. Rund 200 Vorfeldlotsen und andere Beschäftigte wollen so höhere Gehälter erzwingen.

Lufthansa, die größte deutsche Fluggesellschaft, hat für Donnerstag bereits 100 Flüge gestrichen. Das ist etwa jeder dritte in der vom Streik bedrohten Zeit. Es handele sich um 50 Flugpaare mit Start und Landung in Frankfurt, erklärte eine Sprecherin der Fluggesellschaft. Darunter sei entgegen erster Ankündigungen kein Interkontinentalflug. Der Flughafenbetreiber Fraport will trotz des Streiks mindestens die Hälfte des geplanten Verkehrs gewährleisten. Regulär finden in den sieben Stunden 526 Flugbewegungen statt, von denen gut 300 auf die Lufthansa entfallen.

Der Ausstand wird sich auch auf den Flugverkehr der beiden Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld auswirken. Einige der insgesamt 47 für heute angesetzten Flüge zwischen Berlin und Frankfurt werden ersatzlos gestrichen.

Air Berlin war kurz vor Streikbeginn am frühen Donnerstagnachmittag noch zuversichtlich, alle neun ab 15 Uhr angesetzten Frankfurt-Flüge durchführen zu können, wie ein Sprecher dem Tagesspiegel sagte. Sollte dies nicht gelingen, müssten unter anderem zwei Flüge von Berlin nach Frankfurt und zurück gestrichen. Gäste könnten kostenlos umbuchen, hieß es. Einen Abendflug aus dem ägyptischen Badeort Hurghada nach Frankfurt wolle man zum Flughafen Köln/Bonn umleiten, wo auch Nachtflüge erlaubt sind. Ein Bustransfer für die Passagiere nach Frankfurt sei bereits organisiert.

Über Streichungen informieren die Berliner Flughäfen auf ihren Internetseiten und telefonisch unter 0180 5000 186. Zunächst solle man sich aber direkt an die Airline oder den Reiseveranstalter wenden, hieß es. Air Berlin ist unter der Telefonnummer 01805 737 800 erreichbar, Lufthansa unter 01805 805 805. Alle angegebenen Nummern kosten 14 Cent die Minute aus dem deutschen Festnetz.

Sowohl Fraport als auch Lufthansa kritisierten die mögliche Ausweitung der Streikdauer scharf. Die Fluggesellschaft bietet ihren Kunden kostenlose Stornierungen sowie Umbuchungen auf andere Flüge oder die Bahn an. Die Passagiere sollten sich persönlich informieren oder auf den Internetseiten nachschauen. Dort seien auch jederzeit Umbuchungen möglich.

Bis zum Mittag hat Fraport nicht versucht, den Streik mit juristischen Mitteln in letzter Minute zu stoppen. Das Unternehmen hatte angekündigt, die Chancen auf eine einstweilige Verfügung zu prüfen.

Fraport hatte in dem schwelenden Tarifkonflikt einen Schlichterspruch des Hamburger CDU-Politikers Ole von Beust abgelehnt und eine nachfolgende Erklärungsfrist der Gewerkschaft verstreichen lassen. Man wolle lediglich auf der Grundlage des bisherigen Angebots weiterverhandeln, erklärte Personalchef Herbert Mai.

Luftfahrtbranche spricht von Geiselhaft

Die GdF will den Spruch nach eigenen Angaben umsetzen. Mai widersprach der GdF-Darstellung, dass man die Gleichstellung mit dem Personal in München verweigere. Bei den Vorfeldlotsen sei man auf exakt dem gleichen Niveau. Bei den übrigen Beschäftigen verlange die GdF Gehälter, die den Rahmen am Flughafen sprengen würden. Für sie gebe es auch keine Vergleichsgruppen in München oder Berlin. Mai bezifferte die verlangten Steigerungen auf 64 bis 73 Prozent gegenüber dem Status quo.

Zu möglichen Flugausfällen bei einer Ausweitung des Streiks auf Freitag von 8 bis 22 Uhr machte die Lufthansa noch keine Angaben. Noch sei nicht klar, wie viele Slots die Fraport anbieten könne. Erste Flüge sind aber bereits wegen der gestörten Umläufe gestrichen. Laut Flughafen sind in der streikbedrohten Zeit am Freitag in Frankfurt 1082 Starts und Landungen geplant.

Die Luftfahrtbranche kritisierte das Verhalten der Gewerkschaft scharf. Dass 200 von 20.000 Mitarbeitern versuchten, den Betrieb lahmzulegen, sei nicht akzeptabel und führe das Streikrecht ad absurdum, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Peter Siegloch, am Donnerstag in Berlin. „Diese Minigruppe nimmt Zehntausende Fluggäste für ihre Tarifforderungen in eine Art Geiselhaft.“

Auswirkungen dürften weit über Frankfurt hinaus für Passagiere zu spüren sein. Es zeige sich, wie problematisch die Zersplitterung in Minigewerkschaften sei, besonders in wichtigen Bereichen wie dem Luftverkehr, kritisierte Siegloch. mit dpa

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