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Alitalia

© AFP

Fluglinien: Alitalia-Piloten stimmen Rettungsplan zu

Zwischen der Lufthansa und der Air France-KLM kommt es zu einem Wettrennen um den Einstieg bei Alitalia.

Rom - Nach dem von allen Seiten mühsam erkämpften „Ja“ der Piloten zur Konzernsanierung fehlt der angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia nur mehr die Starterlaubnis von zwei kleineren Gewerkschaften. Unterdessen deutet sich ein Wettrennen zwischen Lufthansa und Air France um die nunmehr ausdrücklich erwünschte ausländische Beteiligung an der Alitalia an.

Mit der Standesvertretung der Piloten haben nun sieben von neun Alitalia-Gewerkschaften den Rahmenverträgen für die „industrielle Zukunft“ der Fluggesellschaft und für die Gehälter der dann 12 639 Beschäftigten zugestimmt. Die Piloten erreichten in einer Nachtsitzung am Wochenende, dass nicht tausend Flugzeugführer eingespart werden, sondern nur 861. Davon erhalten 139 einen Teilzeitvertrag.

Die maßgebliche Rolle an der Einigung wird Gianni Letta, dem Staatssekretär im italienischen Ministerpräsidentenamt, zugeschrieben. Regierungschef Silvio Berlusconi selbst hatte sich während der heikelsten Phase in ein luxuriöses umbrisches Wellness-Zentrum zurückgezogen, angeblich um Rückenbeschwerden kurieren zu lassen. Wahrscheinlich aber wurde seine Präsenz in Rom eher als hinderlich empfunden, während Staatssekretär Letta als stiller Spitzendiplomat und Krisenmanager bei allen politischen Kräften im Land höchstes Ansehen genießt.

Die neue Alitalia rechnet nun damit, Anfang November formell starten zu können. Dies sagte Corrado Passera, ´Vorstandschef der Banca Intesa-San Paolo, die das unternehmerische Konstrukt für die Privatisierung der zahlungsunfähigen Fluglinie ausgearbeitet hat. Nötig sind offenbar noch größere bürokratische Manöver, um den Umbau der Alitalia vor der EU-Kommission vertreten zu können. Die Spaltung des Unternehmens in einen privatisierten „guten“ und einen mit öffentlichen Geldern abzuwickelnden „schlechten“ Teil darf nicht als weitere Staatshilfe erscheinen.

Unterdessen hat die Air France-KLM offiziell ihr Interesse an einem Einstieg bei der Alitalia angemeldet. Gleichzeitig reiste Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber „auf Einladung der italienischen Regierung“ in Rom, um die Bedingungen für eine deutsche Minderheitsbeteiligung zu sondieren. Gerüchten zufolge soll sich die Lufthansa für einen Anteil von bis zu 49 Prozent interessieren – das entspräche in diesem Maximalfall einer Investition von 490 Millionen Euro.

Es geht um einen Markt von 33 Millionen Passagieren jährlich. Es geht um den bisher größten privaten Konkurrenten der Alitalia, die Air One, die als regelrechtes Schnäppchen im Übernahmepaket enthalten ist. Es geht um die mehrere hundert Millionen Euro schweren und begehrten „Slots“, also die Landerechte auf internationalen Flughäfen, und es geht um europäische Drehkreuze, um die Flughäfen Mailand-Malpensa und Rom-Fiumicino. Seit die Alitalia per Gesetzeskraft sowohl von ihren 1,2 Milliarden Euro Schulden befreit als auch um ein paar Tausend Beschäftigter „verschlankt“ ist, ist sie als Braut attraktiver, als sie es je war. Paul Kreiner

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