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Wirtschaft: Flugpreise sollen transparenter werden

EU will Tarife künftig europaweit vergleichbar machen / Verbraucherschützer: Werbung ist häufig irreführend

Berlin/Brüssel - Verbraucherschützer fordern strengere Vorschriften für die Werbung von Fluggesellschaften und ein Ende der „Lockvogelangebote“. Sie gehen damit weiter als die EU-Kommission. Die Behörde stellte am Dienstag in Brüssel Pläne vor, wie die Ticketpreise der Fluggesellschaften für die Verbraucher vergleichbarer gemacht werden können. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) begrüßte die geplanten EU-Regeln, verwies aber aber auf bestehende Lücken in der Gesetzgebung.

„Die Verordnung wird EU-weit für mehr Preistransparenz sorgen“, sagte Patrick von Braunmühl, vzbv-Vize, dem Tagesspiegel. Dass die Airlines aber mit besonders niedrigen Preisen werben dürften, für die nur ein sehr kleines Ticket-Kontingent bereit stehe, sei „noch gravierender“ und eine „Irreführung der Verbraucher“.

EU-Verkehrskommissar Jacques Barrot will mit seiner Verordnung die Fluggesellschaften und Reisebüros in Zukunft zu mehr Ehrlichkeit und Vergleichbarkeit bei der Preisgestaltung zwingen. „Was in der Werbung mit dicken Zahlen als Flugpreis angegeben wird, das muss auch der Preis sein, der real bezahlt werden muss,“ erklärte Barrot.

Selbstverständlich ist das heute noch nicht. Europaweit wird vielfach mit Billigangeboten geworben, die weder Steuern und Flugplatzgebühren, noch Aufschläge für Treibstoff oder Bearbeitungsgebühren für die Buchung enthalten. Der tatsächlich zu zahlende Flugpreis kann deshalb das Vielfache des Preises betragen, der in der Werbung ausgelobt wurde.

Auch wer im Internet einen Billigflug buchen will, erlebt oft unangenehme Überraschungen: Schritt für Schritt kommen auf den ursprünglich angegebenen Preis die bisher ausgeklammerten Gebühren und Aufschläge hinzu. „Der Preis, der tatsächlich bezahlt wird, beträgt mitunter das Fünffache“, kritisiert der Verbraucherschützer von Braunmühl. Damit soll künftig Schluss sein, fordert die EU-Kommission. Ob auf der Werbung oder bei der Internet-Buchung: Für den Kunden muss von Anfang an klar sein, wie viel der Flug tatsächlich am Ende kostet.

Zudem soll der Verbraucher künftig europaweit die Preise vergleichen können: „Das Ticket für einen bestimmten Flug sollte überall gleich viel kosten, unabhängig davon, in welchem Land das Ticket ausgestellt wurde,“ fordert EU-Kommissar Barrot. Die deutschen Verbraucherschützern fordern noch mehr: „Man sollte mit einem Preis nur werben dürfen, wenn auch ein genügend großes Kontingent vorhanden ist“, sagte vzbv-Vorstand von Braunmühl. Er forderte die Kommission auf, eine entsprechende Vorgabe in die Verordnung aufzunehmen. „Sinnvoll wäre es festzuschreiben, dass mindestens zehn Prozent der Plätze zu dem beworbenen Preis verfügbar sind“, sagte von Braunmühl.

Die deutschen Fluggesellschaften begrüßten heute den Vorstoß der EU-Kommission. „Dann gilt endlich: Gleiches Recht für alle“ sagte eine Sprecherin von Air Berlin. Ähnlich äußerten sich Vertreter der Lufthansa, von HLX, Germanwings und Easyjet. Die Preisangabenverordnung in Deutschland schreibt heute schon vor, dass Produkte nur mit ihrem Endpreis beworben werden dürfen. Die meisten deutschen Fluggesellschaften halten sich daran. Auch der irische Billiganbieter Ryanair wirbt in Deutschland nur mit Angeboten „inklusive Steuer und Gebühren“.

Sehr unterschiedlich verfahren die Anbieter aber noch mit den Preisangaben bei der Internetbuchung. Damit die jetzt vorgeschlagenen Regeln auch tatsächlich in der gesamten EU wirksam werden können, müssen der EU-Ministerrat und das Europäische Parlament zustimmen. In Brüssel rechnet man damit, dass die EU-Verordnung erst 2007 in Kraft tritt.

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