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Trotz des neuen Konzeptes droht Lufthansa-Kunden ab September eine Preiserhöhung.

© Sven Hoppe/dpa

Flugverkehr: Lufthansa bringt dreistufiges Preismodell

Flugreisende, die künftig von Frankfurt und München deutsche und europäische Ziele anfliegen, müssen bei den Preisen künftig noch genauer hinschauen. Für Flüge ab ihren beiden Drehkreuzen in Deutschland gilt bei Lufthansa ab heute ein neues Preiskonzept.

Das Konzept gilt für Reisen, die ab 1. Oktober angetreten werden. Dadurch sink der Einstiegspreis um zehn auf 89 Euro für Hin- und Rückflug, heißt es bei der Lufthansa. Ab sofort bietet die Airline in der größten Tarifreform seit Jahrzehnten die Tarifoptionen „Light“, „Classic“ und „Flex“ an. Danach soll der Kunde nur noch für die Leistung zahlen, die er tatsächlich in Anspruch nimmt. Lufthansa nähert sich damit den Preiskonzepten der Billigflieger, etwa von Easyjet oder Ryanair. Dort sind die Gebühren mittlerweile zum Teil nur schwer zu durchschauen.

„In Zukunft kann jeder Passagier eine Flugreise aus verschiedenen Leistungen individuell zusammenstellen. Warum soll er einen Einheitstarif zahlen?“, sagt Lufthansa-Passage-Vorstand Jens Bischof. Wer keinen Koffer aufgibt oder auf Sitzplatzreservierung verzichtet zahlt demnach weniger. Generell, so Bischof, sei das Konzept auch für die Langstrecke vorstellbar. Konkrete Pläne gibt es aber offenbar nicht.

Auch wenn man sich Ryanair oder Easyjet annähert, sieht man bei Lufthansa noch einen erheblichen Unterschied, der sich auch auf den günstigsten Tarif „Light“ bezieht: Snacks und Getränke an Bord sind frei. Ansonsten aber folgt Lufthansa (ebenso wie die Konzerntöchter Swiss, Austrian und Brussels Airline) im Prinzip dem Preismodell, das schon lange beim eigenen Billig-Ableger Germanwings gilt, der seit gut einem Jahr für Lufthansa alle innerdeutschen und innereuropäischen Ziele anfliegt, die nicht von Frankfurt und München bedient werden. Auch bei Germanwings gibt es mit „Basic“, „Smart“ und „Best“ drei Tarifoptionen.

Es ist nicht immer günstiger

In der neuen Struktur von Lufthansa sind bei „Light“ neben Snacks und Getränken nur ein Handgepäck-Stück mit acht Kilo inbegriffen. Das Check-In sowohl im Internet als auch am Flughafen ist kostenfrei. Ein Gepäckstück, das aufgegeben wird, kostet bei Buchung im Internet für Hin- und Rückflug 15 Euro, am Flughafen 30 und am Gate sogar 45 Euro. Die Sitzplatzreservierung kostet pro Strecke zehn Euro. Im „Classic“-Tarif ab 129 Euro ist ein Gepäck-Stück frei, ebenso die Sitzplatzbuchung, zudem kann der Flug gegen Zahlung von 65 Euro umgebucht werden, bei „Flex“ (ab 189 Euro) gibt zusätzlich ein Prämienmeilen-Bonus von 50 Prozent.

Wie bislang auch gibt es den Business-Tarif (ab 399 Euro) mit erhöhter Gepäck-Freimenge und freiem Nebensitz. Betroffen von der Neuerung sind wöchentlich rund 7.000 Flüge ab und nach Frankfurt und München. „Bereits heute fliegt ein Drittel unserer Passagiere innerhalb Europas nur mit Handgepäck“, sieht Bischof die Lufthansa auf dem richtigen Weg. Freilich: Dass es immer günstiger ist als bislang, stimmt nicht ganz. Denn mitunter hat Lufthansa bislang innereuropäische Hin- und Rückflüge für 99 Euro angeboten - mit freiem Gepäcktransport.

Ein Glas Wein mit Tapas kostet 11,50 Euro.

Sehr nahe kommt das Lufthansa-Konzept dem von Germanwings. Dort kostet ein Gepäckstück im günstigsten Tarif 15 Euro pro Strecke, die Sitzplatzreservierung zwischen acht und zwölf Euro, Getränke an Bord ab 2,50 Euro, Snacks ab sechs Euro. Kostenfrei ist generell der Check-In, sowohl im Internet als auch am Flughafen, und ein Handgepäck mit bis zu acht Kilo. Auch bei Air Berlin muss bei innerdeutschen und innereuropäischen Flügen nur im günstigen Tarif („JustFly“) für aufzugebendes Gepäck bezahlt werden: Der Preis variiert zwischen 15 und 30 Euro pro Strecke. Die Sitzplatzreservierung schlägt mit 9,99 Euro zu Buche. Nur für Familien mit Kleinkindern bis zwei Jahre ist sie im günstigsten Tarif frei. Generell werden an Bord Kaffee, Tee, alkoholfreie Getränke und ein Sandwich kostenfrei gereicht. Ein Handgepäck mit bis zu acht Kilo ist frei.

Die Toilettengebühr ist vom Tisch

Bei Easyjet dagegen kostet die Verpflegung an Bord, ein Kaffee etwa drei Euro, ein Sandwich fünf Euro. Für ein Gepäckstück bis 20 Kilo werden bei Buchung im Internet zwischen 16 und 29 Euro pro Strecke verlangt, am Flughafen sogar zwischen 40 und 55 Euro. Dagegen berechnet Easyjet keine Sitzplatzgebühr, auch nicht für ein Handgepäckstück.

Am umfangreichsten sind die Zusatzkosten nach wie vor beim irischen Billigflieger Ryanair. Hier ist nur ein Handgepäckstück mit bis zu zehn Kilo frei. Ein aufzugebender Koffer mit bis 15 kg kostet bei Buchung im Internet je nach Saison zwischen 15 und 35 Euro pro Strecke, bei 20 Kilo sind es 25 bis 45 Euro. Gibt man den Koffer erst am Flughafen auf werden je nach Gewicht und Saison zwischen 30 und 75 Euro fällig. Die Sitzplatzreservierung schlägt mit mindestens 5,99 Euro zu Buche. Wer nicht online eincheckt und dies erst am Flughafen tut, zahlt 15 Euro. Für Verpflegung an Bord hält der irische Billigflieger immer die Hand auf: Ein Kaffee oder Tee mit einem Schokoriegel kostet 4,50 Euro, ein Wasser und ein Sandwich neun Euro, ein Glas Wein mit Tapas 11,50 Euro. Von einer Gebühr für die Benutzung der Toilette an Bord, die vor Jahren im Gespräch war, hat Ryanair-Chef Michael O’Leary dann doch Abstand genommen.

Trotz des neuen Konzeptes droht Lufthansa-Kunden ab September eine Preiserhöhung um 16 Euro pro Ticket - sofern nicht direkt bei Lufthansa im Internet oder an eigenen Ticketschalter gekauft wird. Die Reisebüro-Branche ist über die Pläne empört und warnt davor, dass vor allem Geschäftsreisende Lufthansa künftig links liegen lassen.

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