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Flugzeugbau: EADS erwartet gedämpfte Nachfrage

Bei EADS ist von einer Krise in doppelter Hinsicht die Rede. Zum einen nimmt die Nachfrage ab, zum anderen gibt es zunehmende Schwierigkeiten bei der Finanzierung.

Nach dem Auftragsboom der vergangenen Jahre rechnet der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS wegen Finanzkrise und Rezession in den kommenden Monaten eher mit einer gedämpften Nachfrage. "Es ist eine Krise in doppelter Hinsicht. Zum einen nimmt die Nachfrage ab, zum anderen gibt es zunehmende Schwierigkeiten bei der Finanzierung", sagte EADS-Chef Louis Gallois bei einer Telefonkonferenz. Bei der größten Tochter Airbus bestehe das Risiko von Aufschüben oder gar Abbestellungen. Wie hart es den Flugzeugbauer letztlich treffe, sei im Augenblick noch nicht abzuschätzen. Grund zur Panik bestehe aber nicht, die Auftragsbücher seien nach wie vor sehr gut gefüllt. Ende September hatte allein Airbus Bestellungen für mehr als 3800 Maschinen in den Büchern.

Für das abgelaufene dritte Quartal lieferte der Konzern solide Zahlen ab. Unterm Strich verdiente EADS zwischen Juli und Ende September 679 Millionen Euro nach einem Verlust von 711 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte um sechs Prozent auf 9,7 Milliarden Euro. Positiv wirkten sich dabei unter anderem der günstigere Dollarkurs und Kostensenkungen in den vergangenen Monaten aus. Probleme macht aber weiter der Militärtransporter A400M. Hier kämpft EADS immer noch mit Verspätungen in der Entwicklung und Mehrkosten.

Sorgen macht der Antrieb

"Das A400M-Programm steht weiter unter Druck", teilte EADS am Freitag mit. Sorgen mache nach wie vor der Antrieb. Dadurch könne sich der Zeitplan für den Flieger weiter verzögern. Auch die Kosten steigen weiter. Bislang hatte EADS 1,4 Milliarden Euro für mögliche Mehrausgaben wegen Verzögerungen bei der Entwicklung zur Seite gelegt. Im dritten Quartal wurde dieser Betrag nochmals um 341 Millionen Euro aufgestockt.

Ende September war der Erstflug des A400M, der nach bisheriger Planung noch vor Ende des Jahres 2008 stattfinden sollte, verschoben worden. Wann die Propellermaschine nun das erste Mal abhebt, ist ebenso ungewiss wie der Termin der Auslieferung an die Kunden. Ursprünglich sollte die erste Maschine im Oktober 2009 an die französischen Streitkräfte gehen. Dieser Termin ist bereits um sechs Monate verschoben worden - mit Risiko einer Verzögerung um weitere sechs Monate. Die Bundeswehr muss bis 2011 auf den A400M warten.

Wegen dieser Probleme könnten sogar die Gewinnziele des gesamten Konzerns für 2008 ins Wanken geraten. Zwar hob das Management die Prognose für den Gewinn vor Zinsen, Steuern, Firmenwertabschreibungen und außerordentlichen Posten - bei EADS als EBIT bezeichnet - leicht auf mehr als 1,8 Milliarden Euro an, weitere Belastungen durch das A400M-Programm waren darin aber ausdrücklich nicht enthalten. Der Umsatz soll 2008 bei mehr als 40 Milliarden Euro liegen.

Auf der Auftragsseite sieht es gut aus

In den ersten neun Monaten kletterte das EBIT von EADS von minus 353 Millionen auf plus 2,02 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um sieben Prozent auf 29,4 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 1,08 Milliarden Euro nach einem Verlust von 705 Millionen Euro ein Jahr zuvor. 2007 hatte der Konzern mit einer ganzen Reihe von Problemen und Sonderfaktoren zu kämpfen, die das Ergebnis ins Minus gedrückt hatten. Neben den Verspätungen beim A400M waren dies Aufwendungen für den neuen Langstreckenflieger A350XWB und das Sanierungsprogramm "Power8". Auf der Auftragsseite sah es gut aus. Der Auftragseingang im Konzern kletterte um acht Prozent auf 88,7 Milliarden Euro, der Auftragsbestand verbesserte sich um 18 Prozent auf gut 400 Milliarden Euro.

Airbus steigerte seine Erlöse in den ersten drei Quartalen um drei Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Das EBIT des Flugzeugbauers kletterte von minus 677 Millionen auf 1,5 Milliarden Euro. Der Auftragseingang verbesserte sich um acht Prozent auf 75,2 Milliarden Euro. Gut sah es auch beim Hubschrauberhersteller Eurocopter, in der Weltraumsparte Astrium und im Rüstungsbereich aus. Hier kletterten Erlöse und operatives Ergebnis in den ersten neun Monaten. Allerdings zeigte der Auftragseingang in allen drei Bereichen nach unten. (mpr/dpa)

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