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© Reuters

Flugzeugindustrie: Auf das Schlimmste vorbereitet

Eine Branche sortiert sich neu: Airbus und EADS drohen mit einem Baustopp beim A400M. Airbus verzeichnete im Jahr 2009 einen Produktionsrekord.

Am Donnerstag geht es in London um die Zukunft des A400M. Dann beraten die europäischen Verteidigungsstaatssekretäre über die Probleme bei der Finanzierung des neuen Transportflugzeugs. Am Dienstag in Sevilla bekräftigte der Hersteller darum noch einmal seine Drohung, das Projekt einzustellen, sollten sich die sieben Auftragsstaaten bis Ende des Monats nicht bereit erklären, einen Großteil der Mehrkosten zu übernehmen. Bisher habe man von den Regierungen noch kein Gesprächsangebot erhalten, klagten der Chef des Herstellers Airbus, Tom Enders, und der Chef des Mutterkonzerns EADS, Louis Gallois, an der Produktionsstätte der umstrittenen Maschine.

Man wolle am Programm festhalten, sei aber nicht weiter bereit, die Mehrkosten allein zu tragen, betonten Enders und Gallois bei der ersten gemeinsamen Neujahrspressekonferenz. Der Bau der Maschinen wird Schätzungen zufolge rund 7,4 Milliarden Euro mehr kosten, als anfangs veranschlagt worden war. Der Hersteller möchte, dass die Auftraggeber zwei Drittel davon übernehmen. Insbesondere die deutsche Bundesregierung, mit 60 Flugzeugen der größte Kunde, lehnt bisher eine Beteiligung ab.

Gallois räumte ein, dass die Vorgänger an der Konzernspitze beim Vertrag über die insgesamt 180 Flugzeuge für sieben europäische Länder schwere Fehler gemacht haben. So hätten bei einem Projekt mit derartigen technologischen Herausforderungen nie ein Festpreis von 20 Milliarden Euro und ein unrealistischer Zeitplan von nur sechseinhalb Jahren bis zur Erstauslieferung zugesichert werden dürfen. Auch der Wunsch der Länder nach der Entwicklung eines eigenen Triebwerkes habe die Kosten in die Höhe getrieben. Er habe Verständnis dafür, dass man eine europäische Triebwerksindustrie haben wolle, doch müssten die Lasten gemeinsam getragen werden, betonte der EADS-Chef.

Derzeit kostet das Projekt Airbus monatlich zwischen 100 Millionen und 150 Millionen Euro. „Wir können nicht fortfahren, ohne dass wir einen signifikanten finanziellen Beitrag von unseren Kunden erhalten“, sagte Airbus-Chef Enders. „Der A400M, so wie er jetzt dasteht, kann ganz Airbus in Schwierigkeiten bringen.“ Den Regierungen sei ein Angebot zur Lösung der finanziellen Probleme unterbreitet worden. Jetzt erwarte man eine „prinzipielle Verständigung bis zum Monatsende“, sagte Enders und fügte hinzu: „Wir hoffen das Beste, sind aber auf das Schlimmste vorbereitet.“

Im vergangenen Jahr gelang es Airbus trotz der Krise in der Luftfahrt, einen Produktionsrekord von 498 Flugzeugen aufzustellen. Der US-Konkurrent Boeing lieferte dagegen nur 481 Maschinen aus. „Das Krisenjahr 2009 war ein Erfolgsjahr für uns“, sagte Enders. Mit rund 3500 Festbestellungen ist die Produktion für die kommenden fünf Jahre gesichert.

Trotzdem muss Airbus auf die Kosten achten. Auch beim Super-Jumbo A380 läuft es noch nicht rund, mussten Enders und Gallois einräumen. Die Produktionskosten liegen deutlich höher als geplant und die vorgesehenen Produktionszahlen werden noch immer nicht erreicht. 2009 konnten nur zehn statt 18 Maschinen ausgeliefert werden. Jetzt hat man die Fertigung erneut gestrafft und will in diesem Jahr 20 der Megaliner produzieren. Parallel dazu ist das ehrgeizige Projekt A350 angelaufen. Das Flugzeug wird verstärkt aus Verbundwerkstoffen gebaut. Und noch in diesem Jahr will man über eine Modernisierung der Kurzstreckenjet-Familie A320 mit neuen Triebwerken entscheiden.

Die Airbus-Mutter, der Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungskonzern EADS, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert, erwartet für 2009 einen Umsatzrückgang auf 41,7 Milliarden Euro. 2008 waren es noch 43,3 Milliarden. Besondere Sorgen bereitet Konzernchef Gallois die Stärke des Euro gegenüber dem Dollar.

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