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Folgen der Finanzkrise: Kein Vertrauen in die eigene Bank

Viele Kunden misstrauen ihrem Kreditinstitut und lassen sich lieber von Freunden oder Verwandten beraten als von einem Banker.

Frankfurt am Main - Das Vertrauen der Deutschen in Banken, Volksbanken und Sparkassen ist durch die Finanzkrise und die Euro-Staatsschuldenkrise weiter geschwunden. Allerdings stehen sie zu fast 90 Prozent trotzdem zu ihrer angestammten Hausbank, ein Drittel sogar ohne jede Einschränkung. Dies sind zentrale Ergebnisse einer im März 2012 durchgeführten weltweiten Umfrage der Berater von Ernst&Young unter rund 29 000 Bankkunden, die am Montag in Frankfurt vorgestellt wurde.

Mehr als die Hälfte der Kunden in Deutschland vertraut heute generell weniger auf die Institute als vor einem Jahr. Die Hauptsorge: Die Krise könnte auf die deutsche Wirtschaft und damit auch auf den Bankensektor durchschlagen und letztlich Wert und Sicherheit der Anlagen beeinträchtigen. Für Unmut sorgen in dieser Phase auch Bonuszahlungen an Bankvorstände und die mangelhafte Beratung in vielen Instituten.

Nicht überraschend ist das Vertrauen der Bankkunden in den Euro-Krisenstaaten Portugal, Spanien, Italien und Griechenland noch deutlich stärker gesunken als in Deutschland. In Griechenland gaben 80 Prozent der Kunden an, sie trauten den Banken weniger über den Weg als vor einem Jahr. Dort sollen die Kunden in den letzten Wochen und Monaten Milliardenbeträge von ihren Banken abgezogen haben. „Auffällig ist jedoch, dass sich auch in Deutschland relativ viele Bankkunden um die Sicherheit ihrer Bankeinlagen sorgen“, sagt Ulrich Trinkaus, Partner bei Ernst & Young. Jeder fünfte äußerte sich in dieser Richtung, wobei sich dies nach Ansicht von Trinkaus vor allem auf den Werterhalt der Anlage beziehe. Ein massiver Abzug von Geldern drohe in Deutschland nicht.

Wichtig für Bankkunden hierzulande bleiben der Umfrage zufolge Preise und Gebühren. Für fast 70 Prozent ist dies der wichtigste Grund für einen Wechsel der Hausbank, den freilich nur sechs Prozent der Kunden für die nächsten zwölf Monate planen. Dagegen setzen sie verstärkt auf mehrere Bankverbindungen, offenbar um so die Gebühren zu drücken oder etwa von höheren Tagesgeldzinsen profitieren zu können und letztlich, wie Trinkaus sagt, auch ihre Risiken zu streuen. „Bankkunden übernehmen immer mehr Kontrolle, wann, wo und mit wem sie welche ihrer Bankgeschäfte tätigen.“

Über 40 Prozent der Kunden begründen den Vertrauensverlust in die Banken mit der schlechten Beratung. Folge: Sie informieren sich selbst im Internet oder im Familien-, Freundes- oder Kollegenkreis, wenn es um Fragen der Geldanlage oder eines Kredits geht. Für 70 Prozent ist dies die wichtigste Entscheidungsgrundlage. Nur 44 Prozent nennen Banken und Sparkassen als bevorzugte Informationsquelle. Die Institute sind deshalb nach Ansicht von Trinkaus gefordert, verstärkt auch mit individuell zugeschnittenen Angeboten auf Kunden zuzugehen, wollen sie nicht weiter Boden verlieren.

Institute in den großen Schwellenländern haben nicht die Probleme ihrer Wettbewerber in der Euro-Zone. Dort ist das Vertrauen in die Häuser offenbar wegen der im Vergleich zu Europa deutlich höheren Stabilität und erheblich geringerer Probleme in den letzten Monaten erkennbar gestiegen. In Indien sind mehr als 70 Prozent der Kunden mit den Banken zufriedener als vor Jahresfrist, in Russland und Brasilien jeweils fast 40 und in China mehr als 30 Prozent.

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