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Wirtschaft: Ford tritt in Europa voll auf die Bremse

Im belgischen Werk Genk fallen 3000 Arbeitsplätze weg/Stellenabbau auch in den USA

Frankfurt (Main) (hof/HB). Die Ford Motor Co., der zweitgrößte Automobilhersteller der Welt, kürzt weltweit die Kapazitäten. Besonders betroffen sind die hoch defizitären Aktivitäten in Europa: Im Vergleich zum Jahresbeginn 2003 will Ford bis Ende 2004 in Europa 7000 Personen oder rund zwölf Prozent weniger Beschäftigte haben, sagte der neue Europachef Lewis Booth auf Nachfrage. Allein im belgischen Werk Genk soll rund jeder dritte Arbeitsplatz wegfallen. Das entspricht 3000 Stellen. Anfang der Woche hatte Ford bereits für Deutschland den Abbau von 1700 Jobs angekündigt. Probleme hat Ford auch in den USA, wo nach der Einigung mit der Gewerkschaft UAW ebenfalls deutliche Stellenkürzungen geplant sind. Der Autobauer reagiert damit auf die hohen Überkapazitäten, die in den USA zu einer gnadenlosen Rabattschlacht geführt haben und zunehmend auch auf die Preise in Europa drücken: „Wir müssen unsere Pläne an die neue Realität in der europäischen Automobilbranche anpassen und die Maßnahmen zur Kostenreduktion beschleunigen“, betonte Booth.

Ford hat bis August dieses Jahres in Europa deutlich schlechter abgeschnitten als der Gesamtmarkt. Noch vor eineinhalb Jahren hatte das Unternehmen für den belgischen Standort Genk Investitionen in neue Produktionsanlagen mit einem Volumen von 900 Millionen Euro verkündet. Zusätzlich zum Mittelklassemodell Mondeo sollten in dem Werk westlich von Aachen auch ein Teil der nächsten FocusGeneration und eines Vans gebaut werden. Diese Pläne wurden nun verworfen. Außerdem wird die Mondeo-Fertigung in Genk von Drei- auf Zweischichtbetrieb reduziert, die Kapazität wird damit von 480000 Wagen im Jahr auf 300000 sinken. In Europa wird Ford damit jährlich noch etwa 1,5 Millionen Autos bauen. Vor drei Jahren waren es noch zwei Millionen, aktuell sind es etwa 1,7 Millionen Fahrzeuge.

In Bankenkreisen wird allerdings bezweifelt, ob diese Maßnahmen ausreichen, um Ford in Europa wieder auf feste Füße zu stellen: „Einem schwachen Trend hinterher zu schrumpfen, ist noch keine zukunftsträchtige Strategie“, sagte Henrik Lier von der WestLB. Bei abnehmenden Größenvorteilen werde es für Ford immer schwieriger, die Wende zu schaffen. Durch eine über Jahre verfehlte Markenpolitik gerate das Unternehmen immer stärker in die Zange zwischen Kostenstrukturen und Preisdruck.

Booth räumte lediglich ein, dass die Marktsituation besonders mit Blick auf die Margen zu optimistisch eingeschätzt worden sei. In Europa hatten sich die Verluste von Ford in der ersten Hälfte des laufenden Jahres auf rund 700 Millionen Euro summiert. Ford leidet in Europa vor allem darunter, dass das Unternehmen hauptsächlich über Autos in klassischen Segmenten verfügt, die insgesamt immer mehr an Bedeutung verlieren. Erst seit kurzem kann die Firma ihren Kunden ein Angebot im wachsenden Segment der Kompaktvans machen. Ein in Europa verkäuflicher, leichter Geländewagen fehlt ebenso im Sortiment wie prestigeträchtige Autos im oberen Bereich. Diese Segmente muss Ford seinen Konzernschwestern Volvo, Jaguar und Land Rover überlassen.

In Nordamerika will Ford ebenfalls mehr als 3000 Stellen streichen. Betroffen seien 1700 Leiharbeiter, 1300 offene Stellen sollen nicht wieder besetzt werden, 50 fest Angestellte müssen gehen, teilte das Unternehmen mit. Ford hatte im Juli angekündigt, die Personalkosten weltweit bis Jahresende um zehn Prozent reduzieren zu wollen.

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