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Wirtschaft: Ford verliert so viel Geld wie noch nie

Japaner setzten dem US-Konzern zu / Falsche Modellpolitik rächt sich - Besserung erst mittelfristig

New York - Der angeschlagene amerikanische Autohersteller Ford Motor Company ist so tief in die roten Zahlen gerutscht wie nie zuvor. Weil Ford Abfindungen an seine ausscheidenden Mitarbeiter zahlen musste und in den USA spritfressende Geländewagen kaum Abnehmer fanden, weitete sich allein im Schlussquartal des abgelaufenen Jahres der Verlust auf knapp 5,8 Milliarden Dollar (4,4 Milliarden Euro) aus. Das meldete das Unternehmen am Donnerstag. Im Jahr zuvor hatte das Defizit im Quartal noch bei 74 Millionen Dollar gelegen. Damit ist der zweitgrößte Autohersteller Nordamerikas in 2006 mit 12,7 Milliarden Dollar (9,8 Milliarden Euro) ins Minus gerutscht nach einem Nettogewinn von 1,4 Milliarden Dollar im Jahr zuvor. Es war das übelste Jahr in der 103 Jahre alten Firmengeschichte.

„Wir sind uns der Realitäten unserer Geschäftslage voll bewusst und handeln entsprechend“, sagte Vorstandschef Alan Mulally, der von Boeing kommend erst im September bei Ford das Steuer übernommen hat. Schlimmer noch: Ford erwartet auch für das laufende Quartal keine Besserung und ein Anstieg des Marktanteils sei wegen des rückläufigen Flottengeschäfts vor dem Ende des dritten Quartals nicht zu erwarten. Eine Rückkehr in die Gewinnzone sieht Ford erst im Jahr 2009.

In diesem Jahr dürfte das Unternehmen auch seinen Rang als zweitgrößter Autohersteller an Toyota verlieren. Die Japaner haben den Bau neuer Werke in den USA angekündigt, so dass selbst der Branchenführer General Motors um seine Stellung als die Nummer eins zittern muss.

Einen großen Teil des Defizits im zurückliegenden Quartal schrieb Ford Sonderaufwendungen im Zusammenhang mit der von Mulallys Vorgänger Bill Ford eingeleiteten Konzernrestrukturierung „Way Forward“ zu. Ohne diese einmaligen Sonderposten, einschließlich Massenentlassungen und Betriebsschließungen, lag das Defizit aus den weitergeführten Aktivitäten bei 2,1 Milliarden Dollar; das war höher als von Analysten erwartet.

Eine weitere Verlustquelle im vierten Quartal war die um 24 Prozent zurückgefahrene Produktion in Nordamerika, in Fords größtem Markt. Damit trägt Ford dem Vorpreschen seines Erzrivalen Toyota Rechnung, der stetig Marktanteile gewinnt. Und im laufenden Quartal will Ford nur noch 740 000 Pkw und leichte Lkw bauen anstatt 750 000 Stück wie zuerst geplant. Im ersten Quartal 2006 hatte Ford noch 876 000 Fahrzeuge gebaut. Mulally hofft, Fords Abhängigkeit von den benzinfressenden Gelände- und Mehrzweckautos zu verringern, die im vergangenen Jahr 62 Prozent zum Umsatz beigesteuert haben.Die Fahrzeugverkäufe insgesamt sind in 2006 um acht Prozent gesunken.

Ford erlitt 2006 in Nordamerika mit seiner Autosparte einen Verlust vor Steuern von 6,1 Milliarden Dollar. Der Umsatz fiel auf 36 Milliarden Dollar und der Autoabsatz ging auf 1,6 Millionen Stück zurück. Neun Fabriken sollen in Nordamerika noch 2007 stillgelegt werden und sieben weitere bis 2012.

In Europa hatte Ford mehr Glück. Hier hatte der Konzern im Gegensatz zum Heimatmarkt schon vor sieben Jahren mit drastischen Stellenabbau, Werksschließungen und Modelloffensiven begonnen. 2006 erzielte Ford Europe vor Steuern einen Gewinn von 469 Millionen Dollar – ein kräftiges Plus gegenüber 73 Millionen Dollar in 2005. In Europa steigerte Ford 2006 zudem seinen Marktanteil bei Pkw von 8,5 auf 8,6 Prozent. In Deutschland allerdings schrumpfte der Marktanteil bei einem Absatz von 235 000 Fahrzeugen von 7,5 auf 7,1 Prozent.

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