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Ecclestone war vor Gericht gestellt worden, weil er im Jahr 2006 dem früheren BayernLB-Finanzvorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen US-Dollar gezahlt hatte. Die Zahlungen sind unstrittig. Das Geld floss im Zusammenhang mit dem Verkauf der von der BayernLB gehaltenen Formel-1-Anteile an den Finanzinvestor CVC. Strittig ist aber bis jetzt, warum das Geld floss. Wollte Ecclestone den bei der Bank für die Formel 1 verantwortlichen Gribkowsky bestechen, damit dieser den Verkauf in Ecclestones Sinn abwickelt? Oder wurde Ecclestone von Gribkowsky erpresst, so wie es dieser behauptet?

© dpa

Update

Formel-1-Boss zahlt Millionen: Bestechungsprozess gegen Bernie Ecclestone eingestellt

Der Korruptionsprozess gegen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone ist eingestellt worden. Das Landgericht München stimmte am Dienstag einer Absprache zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung zu.

Der Bestechungsprozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wird gegen Zahlung einer Geldauflage von 100 Millionen Dollar eingestellt. Das gab der Vorsitzende Richter Peter Noll am Dienstag im Landgericht München bekannt. Das Geld, umgerechnet rund 75 Millionen Euro, muss Ecclestone innerhalb von einer Woche zahlen.

Nach der Einstellung ist der 83-Jährige offiziell unschuldig, nicht vorbestraft und kann weiter an der Spitze der Formel 1 bleiben, die er aufgebaut hat und bis heute beherrscht. Im Falle einer Verurteilung wäre er seinen Job dort los gewesen. Der Staatsanwalt hatte der Einstellung mit Blick auf das hohe Alter Ecclestones, die lange Verfahrensdauer und andere mildernde Umstände zugestimmt.

Das Gesetz lässt Spielraum für Absprachen

Nach dem Gesetz kann ein Prozess bei kleineren und mittleren Straftaten eingestellt werden, wenn der Angeklagte keine schwere Schuld auf sich geladen hat und mit einer Geldzahlung “das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung“ beseitigt. Die Staatsanwaltschaft tat sich seit Prozessbeginn im April schwer, dem Motorsportmanager Ecclestone Bestechung und Anstiftung zur Untreue nachzuweisen. Mehrere Zeugen stützten Ecclestone, der die Vorwürfe zurückweist. Hintergrund des Verfahrens ist der Besitzerwechsel der Formel 1 vor acht Jahren. Ecclestone soll den damaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mit 44 Millionen Dollar geschmiert haben.

Dieser soll als Gegenleistung in der Bank durchgeboxt haben, dass sie ihren Formel-1-Anteil an Ecclestones Wunsch-Investor CVC verkaufte. Das Geld sollen die Männer aus den Kassen der Bank abgezweigt haben. Während Ecclestone nun wahrscheinlich mit einem blauen Auge davon kommt, wurde Gribkowsky von derselben Strafkammer zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Frühere Justizministerin hält nichts von dem Deal

Die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat den 100-Millionen-Dollar-Deal im Ecclestone-Prozess eine "Frechheit" genannt. Dieser sei "nicht mit dem Sinn und Zweck unserer gesetzlichen Regelung in Einklang zu bringen", sagte Leutheusser-Schnarrenberger am Montag im Deutschlandfunk.

Die Höhe des Deals - umgerechnet 74,5 Millionen Euro - zeige ja bereits, dass im Kern eine ganz erhebliche Schuld vorliegen müsse, argumentierte Leutheusser-Schnarrenberger. "Und in meinen Augen darf in dieser Dimension nicht mit der Justiz, mit der Gerechtigkeit gehandelt werden. Das hat nicht nur ein Geschmäckle, das ist wirklich eine Frechheit."

Die ehemalige Ministerin sagte, sie sehe nun den Gesetzgeber gefordert, die Regelungen für einen Deal "viel enger" zu formulieren. Durch solch eine Absprache wie im Fall Ecclestone werde das Gerechtigkeitsgefühl vieler Bürger massiv beschädigt. "Das ist genau das, was man von Justiz nicht erwartet." (dpa/rtr/AFP)

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