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Verdi-Chef Frank Bsirske hört im September nach 18 Jahren an der Spitze der Gewerkschaft auf.

© picture alliance/dpa

Frank Bsirske: Verdi-Chef sieht im Tarifabschluss mit Ryanair einen "Mutmacher"

Nach 18 Jahren zieht Bsirske eine positive Bilanz seiner Zeit als Verdi-Chef. Am schwierigsten sei die Situation Mitte des vergangenen Jahrzehnts gewesen.

Verdi-Chef Frank Bsirske, der Mitte September an der Spitze der Dienstleistungsgewerkschaft von Frank Werneke abgelöst wird, hat im Gespräch mit dem Tagesspiegel eine positiv Bilanz gezogen. „Es gibt in der Wirtschaft Fusionen mit nur zwei Partnern, die nach ein paar Jahren scheitern. Bei uns ist der Zusammenschluss von fünf Gewerkschaften gelungen. Darauf bin ich stolz,“ sagt Bsirske.

Verdi war 2001 durch den Zusammenschluss von ÖTV, DAG, IG Medien, Postgewerkschaft und HBV (Handel, Banken, Versicherungen) entstanden. „Ich habe meine Arbeit leidenschaftlich gerne gemacht, und nach 1945 gibt es vermutlich keinen anderen Gewerkschaftsvorsitzenden, der so lange im Amt war“, sagte Bsirske weiter.

Als langjähriger Verhandlungsführer der Arbeitnehmer für den öffentlichen Dienst erinnerte der Verdi-Chef an die schwierige Situation Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Einige Bundesländer erhöhten damals für die Beamten die Arbeitszeit auf 41 oder 42 Stunden und kürzten Urlaubs- und Weihnachtsgeld. „Das wollten sie für die Angestellten auch durchsetzen und uns das Kreuz brechen. Mit diversen Arbeitskämpfen konnte das verhindert werden“, blickte Bsirske zurück. Seit 2008 hätten die Gewerkschaften dann Reallohnzuwächse durchsetzen können. „Als Verhandlungsführer für den öffentlichen Dienst habe ich viel Positives bewegen können“, sagte Bsirske. 

Die „größte Herausforderung dieser Jahre“ ist für Bsirske „die Erosion des Tarifsystems. „Oftmals mussten wir Arbeitskämpfe führen gegen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen.“ Als „Mutmacher“ für die Gewerkschaften bewertete er den im vergangenen Jahr erreichten Tarifabschluss für die Flugbegleiterinnen bei Ryanair. „Wir haben es geschafft, einen guten Tarifvertrag durchzusetzen mit rund 1000 Euro mehr im Monat.“

Der irische Billigflieger sei „ein Menetekel für eine stark globalisierte Belegschaft zu unerhört prekären Arbeitsbedingungen mit einem Milliardär als Eigentümer, der Tarifverträge kategorisch ablehnte. In so einem Umfeld sich als durchsetzungsfähig zu beweisen - das ist schon ein Mutmacher“, sagte Bsirske dieser Zeitung.

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